Auftragsbücher werden dünner

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Turon

Auftragsbücher werden dünner

Beitrag von Turon »

Auftragsbücher werden dünner

Die Auftragslage der deutschen Industrie hat sich unerwartet verschlechtert. Das Volumen der neu eingegangenen Orders sank im November preis- und saisonbereinigt kräftig um 0,9 Prozent zum Vormonat nach einem Plus von 3,1 Prozent im Oktober. Das teilte das Bundesfinanzministerium am Freitag in Berlin mit.
Die Orderbücher werden vor allem wegen der spürbar nachlassenden Nachfrage aus dem Ausland dünner. Die Bestellungen aus dem Inland nehmen nämlich an Volumen sogar etwas zu.

Das umgekehrte Bild zeigt sich allerdings im aussagekräftigeren Zwei-Monatsdurchschnitt (Oktober/November gegenüber August/September). Hier gab es nämlich ein Auftragsplus, wobei die inländische Nachfrage stagnierte, während die Exportaufträge zunahmen, hieß es aus dem Finanzministerium. Beim Zwei-Monatsdurchschnitt fallen zufällige Schwankungen weniger ins Gewicht. Dadurch ist die konjunkturelle Tendenz besser zu erkennen.

Und das sagen die Analysten...

Von Reuters befragte Volkswirte hatten nicht mit einer Verschlechterung der Auftragslage gerechnet. Im Schnitt gingen sie von einem einem Orderanstieg von 0,2 Prozent zum Vormonat aus. So ist zum Beispiel Sarah Lütgert von HSBC Trinkaus recht skeptisch: "Die Zahlen bestätigen die Verdunkelung des wirtschaftlichen Horizonts in Folge der hohen Ölpreise und des schwächeren US-Wirtschaftswachstums." In den kommenden Monaten sei zwar mit einem höheren inländischen Ordervolumen zu rechnen. Dies werde jedoch nicht die schwächere ausländische Nachfrage kompensieren. Für Dezember sei daher ein weiterer Auftragsrückgang wahrscheinlich.

Einige Analysten hatten den Rückgang aber auch erwartet und sind noch dazu nicht ganz so pessimistisch. Die Zahlen lägen im Rahmen der Erwartungen, sagte Hans-Jürgen Meltzer von DB Research. "Wenn man den Oktober und November zusammennimmt, liegen die Zahlen noch immer über dem Zweimonatswert zum Vorjahr", sagte er. Damit bestätige sich seine Erwartung, dass es in den kommenden Monaten keinen grundlegenden Rückgang der Geschäftserwartungen und Geschäftstätigkeit in Deutschland geben werde.

Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs

Die meisten Experten sehen die deutsche Konjunktur jedoch weiter auf Wachstumskurs - trotz der eingetrübten Wirtschaftsaussichten in den USA. Zwar habe sich das Tempo der Wirtschaftsexpansion zum Jahresende verlangsamt, ein deutliches Einknicken der Konjunktur sei jedoch nicht zu erwarten. In den kommendenen Monaten werde vor allem die Steuerreform in Deutschland und anderen Ländern der Euro-Zone der Wirtschaft neue Impulse geben.

An den Finanzmärkte gab es kaum Reaktionen auf die Daten. Der Euro tendierte am Mittag etwas fester bei Werten um 0,9545 Dollar nach 0,9531/36 Dollar kurz vor Veröffentlichung der Daten. Der Deutsche Aktienindex Dax lag am Freitagmittag nach einer etwas schwächeren Eröffnung 0,4 Prozent im Plus bei 6402 Punkten.
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