Wöchentlicher Marktüberblick

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Heikosz
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Wöchentlicher Marktüberblick

Beitrag von Heikosz »

Actien-Börse, Ausgabe Nr. 33/01, Seite 1
(http://www.bern-stein.de)
Sehr geehrte Damen und Herren,

an den Märkten beginnt die Ruhe vor dem Aufwind, der kein Sturm wird. Dazu gehören drei Dinge: Die Tagesschwankungen werden kleiner und die prozentualen Wochenveränderungen noch kleiner. Die Börsenumsätze nehmen weiter ab oder liegen auf tiefem Niveau.

Das bedeutet, daß die Verkäufe auslaufen.
Zum dritten steigt die Unempfindlichkeit der Indizes gegen Stimmungseinflüsse, wie z. B. den
Gewinnwarnungen. Am Ende einer gewaltigen Marktkorrektur ist dies typisch.
Selbst für solche Fälle wie Bayer und Dt. Telekom. Ein Blitzstart der Börsen resultiert daraus noch nicht.
Doch der Stabilisierungsboden hat sich zweifellos verbreitert bzw. verlängert und deshalb ist die Sommer-Rally ausgefallen.

Am Trend per 2002 ändert dies alles nichts.

Wie Berührt die Euro-Erholung die Konjunktur- und Börsentrends? In der augenblicklichen Frustrationsphase scheint dies unterzugehen.
Ich halte dies jedoch für recht bedeutend.
In Kurzform, weil das Thema eigentlich etwas umfangreicher ist:

Wir gehen einer Dollarschwäche und keiner Eurostärke entgegen. Das ist wichtig zu unterscheiden. Sie wissen aber auch, daß es in Europa eine enge Korrelation zwischen Euro-Schwäche und Konjunktur und Börsenstärke gibt.
Sie resultiert vor allem aus den verbesserten Gewinnen aller Exporteure in Europa.
Zu unterstellen ist jetzt, daß die Amerikaner eine gewisse Dollarabwertung mindestens tolerieren oder
fördern. Zu den Konsequenzen lesen Sie bitte Seite 6. Der Effekt wird auf durchgerechnet 0,5 - 0,6
Prozentpunkte im BIP-Wachstum geschätzt. Auch 1,0 % sind möglich. Das ist beachtlich.

Die Dollarstärke der vergangenen Jahre lockte sehr viel Kapital an. Im Durchschnitt "importierten" die USA um 220 Mrd $ pro Jahr. Sowohl für Direkt- als auch Portfolio-Investitionen.
Dieser Kapitalstrom wird bei einer Schwäche des Dollars um rd. 20 % gegenüber dem Spitzenkurs nachlassen, jedoch keinesfalls abbrechen. Ein Importsog für die Europäer entsteht daraus kaum, aber der Abfluß aus Europa wird zweifellos geringer.

Es zeichnet sich also mit der Normalisierung der Wechselkursrelationen auch eine Normalisierung der Kapitalströme ab.

Wie weit reicht die Euroerholung? 1:1 erscheinen mir möglich. Das wären die besagten 20 %, nämlich von 0,825 $ vom Tief gerechnet. Das reicht aus, um die Wettbewerbsposition der Amerikaner nachhaltig zu verbessern, aber die der Europäer auch zu verschlechtern, nämlich außerhalb des Euroraumes.
Es gibt also Gewinner und Verlierer.
Ein weiterer Effekt ist für Europa positiv:
Die Energiekosten sinken(Ölpreis) um etwa die gleichen 20 % und damit die Wirkung auf die Inflationsrate im Umfang von ca. 0,3-0,5 Prozentpunkte.
Damit gewinnt die EZB Spielraum an der Zinsfront.

Das Fazit für Sie: Das große Währungsgefälle zwischen Euro und Dollar wird kleiner. Das ist positiv.
Politisch und psychologisch werden sich einige auf die Brust schlagen.
Das ist amüsant.
Die amerikanische Konjunkturerholung wird begünstigt. Das ist für beide positiv, weil die Europäer letztlich den Amerikanern folgen.
Es steht allerdings eine sehr differenzierte Entwicklung an den Börsen bevor, wo nur ein steigender Trend per 2002/2003 erkennbar wird, aber die Favoriten stark wechseln.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
"i can´t live without my phone, but you don´t even have a home.....!" Eine Popsängerin
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