Ein Interview im Jahre 2022 :)

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Moderator: oegeat

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Gast

Ein Interview im Jahre 2022 :)

Beitrag von Gast »

Sehr geehrte Leser,
durch einen glücklichen Zufall sind wir in den Besitz eines weit in der Zukunft aufgezeichneten Interviews gekommen, dessen Inhalt wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Der Inhalt ist höchst brisant und das folgende sollte nur von innerlich gefestigten Persönlichkeiten gelesen werden. Für Schäden infolge emotionaler Verwirrung haften wir nicht.

Daytrading-Info Ausgabe Nr. 857 vom 23.09.2022

Interview mit Lek Bang Ti

Nach langem Bemühen ist es uns schließlich gelungen, ein Interview mit Lek Bang Ti zu führen, dem derzeit reichsten Mann der Welt, dessen Vermögen auf 220 Billionen Dollar geschätzt wird. Das Gespräch fand in seiner Boing 875 statt, auf dem Weg von Da Nang nach New York.

Daytrading-Info: Mr. Bang Ti, Sie kommen gerade von Ihrem privaten Anwesen in Da Nang, wo ja kurz vor Ihrem Abflug ein Gespräch mit unserer Bundeskanzelerin Barbara Welk-Blümchen stattfand. Können Sie etwas zu dem Verlauf dieses Gespräches sagen?

Bang Ti: Ja, Frau Welk-Blümchen hatt mich im Rahmen einer Petitions-Audienz um einen Termin gebeten, um über einen Teilerlaß Ihrer deutschen Staatsschulden zu verhandeln. Wie Sie wissen, besitze Ich einen nicht unerheblichen Anteil an Bundesanleihen .. ich denke, ich bin sogar der größte Gläubiger Ihres Landes .. und sitze zudem dem Gemeinschaftsausschuß aller Gläubiger vor. Sie wissen auch, daß sich aufgrund von Schwierigkeiten bei den Zinsterminen das Rating Ihrer Anleihen in den letzten Jahren rapide verschlechtert hat und Ihr Land in großen Refinanzierungsschwierigkeiten ist. Nun ja, daß Deutschland die seinerzeit notwendigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umstrukturierungen nicht vollzogen hat, ist inzwischen ja in den Schul- und Lehrbüchern als historischer Grand Faux Pas hinreichend beschrieben. Ja, Frau Welk-Blümchen bat mich unter heftigen Weinkrämpfen Ihrem Land zu helfen. Wissen Sie, ich bin auch nur ein Mensch und da bot ich Ihr eben an, das Rating für Bundesanleihen von C auf B anzuheben und ein Stundungskonzept für die nächsten Zinstermine erarbeiten zu lassen. Als kleine Gegenleistung soll dann dafür mein Anteil an der bundesdeutschen Mineralölsteuer von derzeit 25% auf 40% angehoben werden. Die dankbaren strahlenden Kinderaugen von Frau Welk-Blümchen lassen mich nicht daran zweifeln, daß wir hier einen Schritt voran gekommen sind.

Daytrading-Info: Mr. Bang Ti, Sie sind jetzt 32 Jahre alt und haben alles erreicht. Wollen Sie uns kurz erzählen, wie alles anfing?

Bang Ti: Ja, ja, wir haben uns ja schon früher darüber unterhalten und Sie haben ja einen Teil des Weges mitverfolgt. Aber gut, ich will ... Wissen Sie, als ich 10 war, also zur Jahrtausendwende hatte ich meine ersten Kontakte mit den Finanzmärkten. Ich schaute meinem Onkel zu, der zu dieser Zeit Daytrading in US-Aktien betrieb, vorwiegend Nasdaq-Papiere. Ich war fasziniert vom Farbenspiel des Level II screens, von den tanzenden Candlestick-Charts, von der Aufregung meines Onkels bei Gewinn- und besonders bei Verlustpositionen. Ich hatte natürlich keine Ahnung was hier vor sich ging, ich spürte aber instinktiv, daß es etwas wichtiges war und daß es hier und jetzt und in der Sekunde stattfand und viel Geld kommen oder gehen konnte. Ich bat meinen Onkel mir alles zu erklären und nachdem er sich zuerst geweigert hatte einem Zwerg wie mir den Weltfinanzmarkt nahe zu bringen, konnte ich ihn schließlich durch Beharrlichkeit dazu bringen mich in seine Geheimnisse, oder was er dafür hielt, einzuweihen. Ich bergiff sehr schnell, die Regeln die Handelsansätze, was und warum er es tat. Nach etwa drei Monaten war ich besser im Erkennen der Signale, mehr noch, ich hatte ihn wiederholt durch meine "dummen Fragen" auf wichtige systemimmanente Fehlerquellen, die im Bereich des Risiko- und Moneymanagement lagen, hingewiesen. Erstaunt schreckte mein Onkel jedesmal in die Höhe, legte seinen Kopf zur Seite, den Finger an die Nase und sagte: "Stimmt Junge, das sollte ich mal überdenken." Sein Handel und somit sein Profit wurde dank meiner Hinweise und dank meines Timings besser. Erstaunlicherweise lag ich beim Timing für Einstieg und Ausstieg in eine Aktie sehr oft sehr gut. Ich kann mit das heute nur dadurch erklären, daß ich damals, jung und unbedarft wie ich war, instinktiv mit den Märkten geatmet habe. Letztlich hatte ich kein Gefühl dafür, was es bedeutet große Verluste zu machen, ich würde ernährt, Geld und Zahlen waren für mich selbst ein fiktives Spiel, mit dem ich ohne Angst umgehen konnte. Ich spürte nur die Aufregung der anderen bei Kursbewegungen, selbst war ich meistens nur freudige erregt, niemals aber belastet. Ich glaube das war es, was mein gutes Timing ausmachte,. ich hatte keine Angst, es war ein Spiel und ich atmete mit dem Markt.

Daytrading-Info: Zwischenfrage: Hat Ihr Onkel Sie den für Ihre offensichtliche Hilfe entlohnt?

Bang Ti: Nun, zunächst nicht, aber nach kurzer Zeit dann, etwa nach einem halben Jahr, richtete er für mich ein eigenes Konto ein, was auf den Namen meiner Mutter lief, mit der ich große Schwierigkeiten hatte deswegen. Sie hatte einfach Angst, ich würde auf ihren Namen Kreditkäufe tätigen und hinterher hätte sie die Geldeintreiber in der Tür. Es bedurfte großer Überedungskünste meines Onkels und noch größerer bittender Kinderaugen von mir, bis wir das Konto einrichten konnten. Schließlich aber hatte ich es dann geschafft und konnte mit den ersten 5000 $ loslegen. Über das was folgte, ist viel geschrieben worden und zahlreiche Legenden sind im Umlauf gebracht worden.

Daytrading-Info: Und was von all dem stimmt?

Bang Ti: Fakt ist, daß es mir innerhalb von 6 Monaten gelang, das Konto auf 50.000 $ anwachsen zu lassen. Ich glaube, ich war damit der reichste 11jährige meinem Ort. Zu meinem 11. Geburtstag veranstaltete mein Onkel ein Fest, wie ich bis dahin noch keines erlebt hatte. Die ganze Verwandtschaft und drei Viertel des Dorfes, in dem ich geboren worden war und in dem wir lange gelebt hatten bevor wir nach Da Nang gezogen sind, waren anwesend und mein Onkel ließ es sich nicht nehmen, vor allen Gästen ein Lobesrede auf meine Begabung zum Aktienhandel zu halten. Selbst meine Mutter, die der ganzen Angelegenheit eigentlich noch immer kritisch gegenüberstand, obwohl sie natürlich den materiellen Erfolg mitbekam, selbst meine Mutter konnte ihr Strahlen und ihren Stolz bei den Worten meines Onkels nicht länger verbergen. Von diesem Moment wußte ich, daß ich in meinem Leben nie etwas anders machen werde als Traden.

Daytrading-Info: Welche Methoden wandten Sie zu dieser Zeit für das Trading an?

Bang Ti: Nun es waren damals absolut übliche Methoden: Momentum-scalping, Spread-cutting, Shorting und Swingtrading. Aber eben alles Daytrading-Methoden. Ich besaß zu dieser Zeit niemals eine Aktien über eine Nacht, niemals. Ich wollte jede Minute, die ich im Markt bin, sehen was mit meinem Wert passiert.

Daytrading-Info: Das hört sich so an, als ob Sie eigentlich keine gemeinsame Kindheit mit anderen Kindern Ihres Alters hatten, ist das so?

Bang Ti: Absolut nicht, nein. Daytrading war ein Teil meines Lebens, sicherlich der wichtigste, weil ich wußte, daß dieses Thema mein Thema war, für immer. Aber Daytrading war nicht mein ganzer Tag. Absolut nicht. Sehen Sie, Daytrading können Sie halftime betreiben. Sie müssen die Methoden ausgiebig erlernen, aber sie müssen nicht, wie ein Analyst, den ganzen Tag research betreiben. Fundamental wußte ich damals recht wenig und orientierte mich nur an wenigen Kennzahlen wie den S&P Future oder den Zinsen, aber das reichte damals für mich. Nein, Daytradng war nur ein Teil, ansonsten baute ich genauso Blockhütten im Wald, wie die andere Jungs auch. Wir hatten dort und haben ihn dort immer noch, weil ich ihn inzwischen gekauft habe, einen wunderschönen Wald mit vielen Verwinklungen, in denen einige konkurrierende Jungs-Banden ihre Blockhütten bauten. Wir schlugen uns gegenseitig die Köpfe ein, rissen die Hütten der anderen ab, vertrugen uns wieder, starteten gemeinsame "Rettet den Wald"-Projekte, ja schon damals, und zerstritten uns wieder, wie Kinder das eben so machen.

Daytrading-Info: Erzählen Sie uns bitte noch etwas über Ihren Onkel, war ein guter Trader?

Bang Ti: Nun ja, ich würde sagen ein mittelmäßiger. Immerhin verstand er es mehr Geld zu gewinnen als zu verlieren. Letztlich hatte er aber den Fehler, daß er schlechter tradete, als er eigentlich gekonnt hätte. Er hatte ein paar wichtige Dinge verstanden, andere ganz einfache Ding dann wieder nicht.

Daytrading-Info: Welche Dinge waren das?

Bang Ti: Ich will Ihnen ein Beispiel geben. Einmal waren ich und mein Onkel in dem eben erwähnten Wald. Durch diesen Wald fließt ein kleiner Bach. Man kann als Kind ohne Mühe über ihn hinwegspringen, also ein sehr kleiner Bach. Mein Onkel und ich setzen uns an den Bach. Er holte ein Messer aus seiner Tasche und fing an zu schnitzen. Nach einigen Minuten hatte er aus umherliegenden Stöckchen ein kleines Wasserrad geschnitzt. Er steckte links und rechts des Bachlaufs ein Stöckchen in den weichen Waldboden, wobei diese am anderen jeweils ein kleine Astgabel hatten. Mein Onkel hängte nun das geschnitzte Wasserrad in die Astgabeln und wir schauten eine Weile dem sich drehenden Rad zu. Nach einigen Minuten sagte mein Onkel etwas über das Daytrading, das ich bis heute nicht vergessen habe und das wohl alles was man darüber wissen kann zusammenfaßt. Er sagte. Ein guter Trader ist wie dieses Wasserrad und der Bach ist der Markt. Ich fragte ihn, was er damit meine und er sagte: Das Wasserrad dreht sich doch immer in die Richtung, in die der Bach fließt, du wirst niemals sehen, das es sich in die andere Richtung dreht. Und das Rad dreht sich immer so schnell oder so langsam, wie der Bach gerade fließt. Du wirst niemals sehen, daß es schneller läuft, als der Bach oder langsamer. In mich drang diese Erkenntnis damals wie ein Blitz und wir schauten beide noch eine ganz Zeit das Wasserrad an und ich versuchte in dem Wasserrad mich und in dem Bach den Markt zu sehen. Es war faszinierend für mich. Wissen Sie was dann passierte? Wir gingen nach Hause und tradeten am selben Tag noch. Mein Onkel verlor viel Geld, weil er von der Kursentwicklung einer bestimmte Aktien überzeugt war, dies Entwicklung aber dann nicht eintrat. Ich erinnerte meinen Onkel an seine Weisheiten aus dem Wald, aber er schaut mich nur kurz verärgert an. Er konnte es einfach nicht umsetzen. Heute weiß ich, wie Recht mein Onkel mit seinem Wasserrad-Gleichnis hatte, und es war eine wirkliche Erkenntnis in ihm, aber er konnte sie nicht in sein Handeln umsetzen.

Daytrading-Info: Wie ging es dann weiter, nachdem Sie die ersten Trading-Lorbeeren gewonnen hatten?

Bang-Ti: Wann meinen Sie?

Daytrading-Info: Nach Ihrem 11. Geburtstag, wie ging es dann weiter?

Bang Ti: Nun ich tradete weiter und weiter mit Erfolg. Das Konto wuchs sehr schnell an, in immer kürzeren Abständen immer größere Gewinne. Das hängt natürlich mit dem Moneymanagement zusammen. Ich benutzte Gewinne dazu, meine Positionen zu vergrößern und Sie wisse welche Dynamik dies bewirken kann. Nach etwa 7-8 weiteren Monaten hatte ich meine erste Million und tradete nur noch alleine, meine Onkel wurde eine Art väterlicher Assistent und ich ging mit immer größeren Positionen in das Geschäft. Das brachte zum Teil Schwierigkeiten in den weniger liquiden Werten, wo ich anfing Ausführungsschwierigkeiten zu bekommen. Ich sah mich aus diesem Grunde nach andere handelbaren Märkte um und engagierte mich naheliegenderweise in den Index-Futures. Hier war die Liquidität absolut gegeben. Nach kleinen anfänglichen Verlusten, konnte ich auch diese Märkte lesen und mit Ihnen atmen. Dazu kamen dann die ganzen technischen Neuerungen, die das Traden vereinfachten. Sie werde es sicherlich noch wissen, früher tradete man über stationäre Computer und physikalische Transferleitungen. Es kamen ja dann recht schnell die Gürtel-PC's mit Monitorbrille, gesicherter Sprachsteuerung und Funk-Modems mit 8 Megabyte pro Sekunde. Als später dann BillyBoy (gemeint ist Bill Gates von Microsoft) mit seinem Satellitennetz den weltweiten kostenlosen online Zugang anbot, war natürlich kein halten mehr. Ja, Ich fand die Ideen von BillyBoy schon immer gut, aus diesem Grunde hab ich Microsoft auch vor ein paar Jahren übernommen, weil es immer gute Marketing-Leute dort gab und BangTiSoft, so wie es heute heißt, auf dieser globalem Struktur aufbauen konnte... Aber ja, der Futures Handel. Sie wissen, ich habe dann mit 13 einen der vielen Euro-Crashs genutzt, um mein damaliges Vermögen zu vervielfachen. Seitdem bestimme ich die Märkte mit und ... Moment mal, was ist das?

Daytrading-Info: ...oh, ich glaube, eines der Triebwerke brennt.

Bang Ti: Verdammt Sie haben recht. Wissen Sie, ich habe 13 dieser Boing 875, also eine mehr oder weniger, so what ...

Daytrading-Info: Sollten wir denn nicht besser jetzt dann ans Aussteigen denken?

Bang Ti: Sie haben Recht, daran sollten wir denken. Warum haben die meisten Trader diesen Gedanken nicht bei ihren Verlustpositionen? Hahahahaha.

Daytrading-Info: Wo sind denn hier die Fallschirme?

Bang Ti: Hier nehme Sie, ich hoffe es ist Ihre Größe. Hahahahaha.

Daytrading-Info: Jetzt hier raus?

Bang Ti: Ja, na los, springen Sie schon. Da kann Ihnen nichts passieren. Den Pazifischen Ozean habe ich letzte Woche gekauft. Der gehört mir, da kann Ihnen nichts passieren. Vertrauen Sie mir

Das Diktiergerät unseres Redakteurs erreichte Daytrading-Info letzte Woche per Flaschenpost. Unser Redakteur und Mr. Bang Ti bleiben dagegen vorerst verschollen.



Grüße und good trading

Georg Müller


Aus rechtlichen Gründen an dieser Stelle folgender Hinweis: Die Inhalte von Daytrading-Info stellen keine Aufforderung dar, an den Finanzmärkten zu handeln. Sie dienen lediglich als Information für Interessierte. Jeder Handel an den Finanzmärkten geschieht auf natürlich eigenes Risiko. Daytrading-Info kann selbstverständlich nicht haftbar gemacht werden für Handelsverluste an den Finanzmärkten.

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