Was wäre die Börse ohne Analysten?

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martinsgarten
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Was wäre die Börse ohne Analysten?

Beitrag von martinsgarten »

Ich finde die Damen und Herren kann man sehr gut als Kontraindikator gebrauchen :lol:
Man nehme nur die Jungs vom Großcasino Goldman - die sind doch toll


Was wäre die Börse ohne Analysten?
Möglicherweise etwas weniger spannend.
Die Experten werden gebraucht, wenn auch aus anderen Gründen als mancher Anleger glaubt

FRANKFURT. Analysten sind wichtig.
Sie kennen sich aus mit Zahlen. Umsatz, Gewinn, Cash-Flow – wie steht ein Unternehmen im Vergleich zu den Konkurrenten da, wo liegen möglicherweise Probleme?
Viele der Experten betreuen eine Branche über viele Jahre, können die Geschäftsentwicklung bewerten, sie im besten Falle sogar voraussagen.

Die Börse ist dankbar für diese Erkenntnisse.
Ein kurzes Beispiel gefällig?
Am Donnerstag empfiehlt Jefferies, die Aktien von Stada zu kaufen.
Der Kurs des Arzneimittelherstellers legt daraufhin deutlich zu.
Stada profitiere von seiner starken Marktposition in Großbritannien und Russland, heißt es.
So wird es wohl sein, zweifellos.
Anleger sollten auf die Expertise der Analysten vertrauen.
Das Beispiel Stadas zeigt: es funktioniert. Aber ist das wirklich so?

Einer, der es wissen muss, ist Stephen McClellan.
Jahrzehntelang hat er als Analyst für namhafte Adressen an der New Yorker Wall Street gearbeitet.
Er weiß, wie die Experten zu ihrem Urteil kommen – und was es im Zweifelsfalle wert ist. Nicht viel, zumindest nicht für den Privatanleger.

Im Zweifelsfall: Kaufen!

McClellan hat ein ganzes Buch über die Arbeit seiner Kollegen geschrieben (Börsenmedien Verlag – Im Zweifelsfall: Kaufen!).
Darin erklärt er, warum Anleger gerade nicht auf Analysten hören sollten. Es sind ganz verschiedene Gründe, die zusammenkommen.

Vieles von dem, was McClellan schreibt, ist nicht neu, aber es lohnt, sich an diese Erkenntnisse immer und immer wieder zu erinnern.
Etwa dass Analysten meist viel zu optimistisch sind, weil sie ein gesundes Eigeninteresse daran haben, dass kräftig Aktien gekauft werden.
Oder dass die Research-Berichte zwar für Investoren, nicht aber für die Kleinanleger gemacht werden.
Wenn die von einer Kaufempfehlung Wind bekommen, haben sich die großen, die institutionellen Investoren längst mit der Aktie eingedeckt und den Kurs nach oben getrieben.

Letztlich gibt es nur eine sinnvolle Möglichkeit für Kleinanleger, aus den Empfehlungen der Analysten Kapital zu schlagen:
Nehmen wir an, bekannte Branchenexperten haben eine hohe Meinung von der Firma XY. 19 von 20 Analysten, die das Unternehmen zuletzt unter die Lupe genommen haben, sagen „Kaufen“, einer sagt „Halten“.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Abweichler derjenige, auf den sich Anleger verlassen sollten.
Und „Halten“ heißt eigentlich „Verkaufen“.
Er nennt es aber nicht so, um nicht ganz allein da zu stehen.
„Halten“ klingt wie „möglicherweise“ oder „ja, aber“, das Hintertürchen bleibt offen.
Die anderen 19 haben vermutlich voneinander abgeschrieben.
Wenn die Mehrheit irrt, ist es nicht so wild, wie allein im Regen zu stehen. Es ist davon auszugehen, dass bei der XY-Aktie nicht mehr allzu viel zu holen ist; die vermeintlich guten Noten der Analysten sind eher ein Indikator dafür, dass es schon bald nach unten geht mit dem Kurs.

Schauen Sie auf die Verschmähten

Anleger sollten daher nicht auf Aktien schauen, die alle Analysten toll finden, sondern auf die Verschmähten; auf die, bei denen 19 sagen „Verkaufen“ und einer „Halten“. Wenn das Unternehmen nicht ganz marode ist und einer irgendwann „Kaufen“ sagt, werden die anderen bei ihm abschreiben
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)
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