Henryk Broder: Wir erleben die letzten Tage Europas

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martinsgarten
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Henryk Broder: Wir erleben die letzten Tage Europas

Beitrag von martinsgarten »

Henryk Broder: „Wir erleben die letzten Tage Europas“
Deutsche Wirtschafts Nachrichten| Veröffentlicht: 16.12.12, 00:57 | Aktualisiert: 14.03.13, 11:04

Für den Schriftsteller Henryk Broder ist die EU der massivste Versuch einer Ent-Demokratisierung der Gesellschaft seit dem Ende der Sowjetunion.
Er gibt ihr deswegen keine Überlebenschance – auch wenn die Gäste auf der Titanic nichts von dem Eisberg hören wollen, auf den der alte Kontinent zusteuert.


Liebe Europäerinnen und Europäer,

Ein altes russisches Sprichwort sagt:
Es gibt keine hässlichen Bräute, es gibt nur nicht genug Wodka.
Für die Wirtschaft gilt das nicht. Man kann sich keine schlechte Stimmung schönfeiern, nicht einmal, wenn man die Betriebsfeier in einen ungarischen Puff verlegt.
Mies bleibt mies.
Man kann auch nicht in aller Ruhe und Gemütlichkeit „Oh, du schöne Weihnachtszeit“ singen, wenn man weiß, dass beim Nachbarn die Hütte brennt. Denn man ahnt, dass das Feuer entweder auf das eigene Haus übergreifen wird oder dass man die obdachlos gewordenen Nachbarn bei sich wird aufnehmen und verpflegen müssen.
Schwer zu sagen, welche Aussicht einem noch schlimmer als die andere vorkommt.

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„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
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k9
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Beitrag von k9 »

Broder in Höchstform - immer hellwach, beißend, provozierend, ein Stachel
im Fleisch der Etablierten und derer, die es werden wollen ("Pazifisten").

Und immer köstlich zu lesen.

Es gibt wenige deutschsprachige Journalisten, die es mit seinem Genius
aufnehmen können.

Wäre der Gegenstand des Artikel nicht so alarmierend.

"Die EU löst keine Probleme, sie ist ein Problem"


Gruß k9
Nur wenige wissen, wie viel man wissen muss, um zu wissen, wie wenig man weiß.
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martinsgarten
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Beitrag von martinsgarten »

Das folgende hat zwar nichts mit Broder zu tun.
Aber vielleicht kennt er den Bänker ?
Und in dem Moment, als ich das lese, sehe ich Gold = -54 USD - und muß in mich reinlachen.
Ich denke dabei an das Thema Sicherheiten :lol:


Der neue Porsche TPR ist da!

Gastkommentar von einem anonymen Investmentbanker

Überraschenderweise geht es gleich nicht um Zypern und die neueste Massenenteignung der EU, die übrigens im Sommer auch offiziell von Brüssel aus in Gesetzesform gegossen wird – pünktlich, bevor die Deutschen im September wieder einmal wählen werden. Was dann passiert, wenn auch im angeblichen „Euro-Wunderland Nr. 1“ Angie und Kollegen für weitere vier Jahre fest im Sattel sitzen… tja, darüber kann sich jeder selbst Gedanken machen…

Ein wenig geht es aber doch um Zypern, nämlich um die Frage, wo einer der entscheidenden Ursachen lag, warum Zyperns Banken mal schnell Pleite gegangen sind. Um dies zu beantworten muss man weit – sehr weit – hinab in die Untiefen des Finanzmarktes blicken, wo man dem Kern des Finanzsystems schon sehr nahe kommt – und sich die eigene Perspektive auf viele Geschehnisse deutlich verschiebt – in Richtung der abstrakten Realität. Wer bis zum Ende durchhält wird diese Perspektive bekommen, ob er will oder nicht.

In diesem Zusammenhang dreht es sich um die Frage:
Wie entsteht Geld?
Nun, zumindest ein Weg, Geld zu produzieren, ist auf den ersten Blick recht simpel:


Die Notenbank druckt neues Geld und händigt es den Banken aus – die im Gegenzug dies aber nur erhalten, wenn sie „notenbankfähige Sicherheiten“ in gleicher Höhe hinterlegen können. Diese Sicherheiten werden nach einem bestimmten Schema bewertet: So erhält die Bank für Top-Staatsanleihen im AAA-Bereich 100% neues Kapital – für dubiose Immobilienkredite aus Irland bspw. deutlich weniger. Die Spanne geht hier von 100% bis deutlich unter 50%. Die Qualität der Sicherheiten ist also sehr entscheidend für die Höhe der Kapitalversorgung der Bank.

Die Banken in Zypern hatten in den letzten Monaten alle ihre „Sicherheiten“ über die Notenbanken zu Geld gemacht, um die eigenen Verluste aufzufangen. Und Anleihen-Schrott, den selbst die EZB nicht akzeptiert, was schon einiges heißt, kann man in der Eurozone über das sogenannte ELA-Programm einfach bei der lokalen Notenbank abladen, gegen neues Geld selbstverständlich. So modert mittlerweile der gesamte auch nur annähernd notenbankfähige Müll, in der Notenbank Zyperns in der Schublade „Altpapier“. Um es kurz zu machen: Den Banken in Zypern sind schlichtweg die Schulden/Anleihen ausgegangen, mit denen sie neues Geld bekommen konnten. Nicht zuletzt deshalb, weil die Bürger sich weigerten viele neue Kredite für allerlei Unfug aufzunehmen. Und fertig ist die nächste Bankenkrise.

Bereits mehrfach wurde an dieser Stelle ja darauf hingewiesen, dass es mittlerweile in dieser gigantischen Schuldenkrise zu wenig gute Schulden gibt. Top-Unternehmensanleihen haben zur Jahrtausendwende einen Anteil am Gesamtmarkt von immerhin fünf Prozent gehalten 2012 war es nur noch ein niedliches Prozentpünktchen.
Allein seit 2008 sind die verfügbaren Volumen an AAA-Anleihen um 60 prozent (!) gesunken. Doch nicht nur das Angebot fällt dramatisch, sondern ebenso steigt die Nachfrage. Pensionskassen und Versicherungen kaufen, weil sie rechtlich verpflichtet sind. Private Investoren kaufen, weil sie sichere Häfen für ihr Geld suchen. Banken kaufen, na eben weil sie diese Anleihen zu 100 Prozent wieder in neues Spielgeld umtauschen können.

Und genau hier in dieser Gemengelage aus „seltenen Anleihen“, „Geldbedarf der Banken“ und „echten Spielernaturen in Vorstandspositionen“ wird es jetzt richtig lustig.
Denn es stellt sich ja zwangsweise eine Frage:
Was macht eine Bank, die noch Ansehen genießt, dringend Geld braucht, aber nicht genügend gute Sicherheiten dafür hat, um sich elegant über die Notenbank zu versorgen?
Pleite gehen wie in Zypern?
Ziemlich uncool wie wir wissen. Vor allem für die Big Boys wie die Deutsche Bank und Government, ähm…. Goldman Sachs, die sich solch eine Peinlichkeit natürlich nicht erlauben wollen. Was also tun? Nun, ganz einfach: Sie leihen sich die Anleihen.

Wer mag so fahrlässig sein, ihnen diese Anleihen zu geben?

Sehen wir uns doch mal um: Die eine oder andere Pensionskasse muss vielleicht die eine oder andere Renditelücke schließen um die Rentengarantien zu halten und freut sich auf Zusatzeinnahmen durch das eine oder andere Leihgeschäft. Der eine oder andere Manager eines öffentlichen Anleihenfonds möchte vielleicht im Jahresbericht des einen oder anderen „Fachmagazins“ ganz oben stehen und ist daher gierig auf die eine oder andere Leihgebühr.

Und schon schon sind wir im Kern.
Die Wunderwaffe, die wir hier vorfinden, heißt Tri-Party-Repo oder einfach TPR (Abkürzungen sind in unserer Branche ohnehin beliebt).
Und so funktioniert´s


Die Banco Panico (Namen von der Redaktion geändert) in Spanien (Ort von der Redaktion geändert) braucht dringend Kapital – entweder um die Gewinne zu steigern und die Bonuszahlungen bis Dezember zu sichern oder gleich die ganze Bank zu retten. Dummerweise besitzt man an nicht anderweitig verwendeten Wertpapieren nur noch ein paar verbriefte, ausfallgefährdete Kredite für einige nicht fertig gestellte Wohnimmobilien direkt in zentraler Lage an der Autobahn im andalusischen Hinterland. Über ELA würde man davon in Madrid vielleicht bestenfalls zehn Prozent des Buchwertes bekommen. Nicht gut.

Besser ist da ein Anruf beim Broker des Vertrauens in London, vielleicfht bei einem hilfsbereiten Halbchinesen mit Namen Dschäi-Pi Morgehn mit der Frage, ob dieser nicht ein paar deutsche Staatsanleihen „besorgen“ kann. Natürlich gegen eine entsprechende Gebühr. Der Broker schreibt im Geiste bereits die Provisionsrechnung, während er herum telefoniert. Bei Dingsda Investa in Frankfurt, der Fondsgesellschaft eines italienischen Finanzriesen wird er fündig: Der Fondsmanager eines weltweiten Anleihenfonds leidet unter den geringen Zinserträgen seines konservativen Portfolios und sucht nach jedem Strohhalm, der ihm mehr Rendite – und damit weitere Privatanleger – beschert. Nicht ganz zufällig hat er auch Anleihen eines der größten Schuldner der Welt im Depot – eben Deutschland. Diese bringen zwar kaum noch Zinsen ein, sind aber ein fester Baustein seines Fondskonzepts. Da kommt der Anruf des Londoner Brokers gerade zur rechten Zeit. Dieser möchte sich gerne deutsche Staatsanleihen im Millionen-Volumen gegen eine attraktive „Miete“ ausleihen. Der Fondsmanager sagt sofort zu.

Schon wandern die betreffenden Staatsanleihen aus dem Fondsvermögen in den Bestand des Brokers von Frankfurt nach London. Direkt nach Eingang kontaktiert der Broker wieder die Banco Panico, wo die Kollegen schon sehr nervös auf ihren Designer-Stühlen hin und her rutschen. Doch die Freude ist groß, als der Broker die Lieferung der gewünschten Anleihen zusagt – ebenfalls gegen eine Gebühr. Doch dabei bleibt es nicht, denn die Gewinnspanne ist für den Broker zu gering, um das Risiko dieses Leihgeschäfts auszugleichen. Zudem braucht auch der Fondsmanager bei der italienischen Dingsda mehr als nur Vertrauen in den Broker. Ein TPR-Geschäft verlangt nach Sicherheiten.

Zum Glück hat die spanische Bank noch die Immobilien-Anleihen im Bestand. Im Austausch gegen die deutschen Staatsanleihen liefert die Bank diese beim Broker als Sicherheit ab und verspricht hoch und heilig zu einem festen Termin in der Zukunft, die deutschen Staatsanleihen wieder „zurück zu geben“. Danach braucht die Banco Panico nichts mehr anderes zu tun, als diese Staatsanleihen bei der EZB einzureichen, um im Gegenzug 100 Prozent druckfrische Euros zu erhalten (passenderweise auch aus Frankfurt).

Wer das hier jetzt alles etwas technisch und unspektakulär findet, der sollte sich nun noch mal in aller Kürze das ganze Bild betrachten: Die Banco Panico hat sich an den Rand der Pleite spekuliert, kann nun aber mit der Zockerei weitermachen, weil man wertlose Immobilienkredite auf wundersame Weise in deutsche Staatsanleihen verwandelt hat. Und obwohl diese nicht ihr Eigentum sind, hat man sie gegen neues Geld tauschen können. Der Broker kassiert die Differenz aus den Leihgebühren, sitzt aber nun auf einem Korb hochspekulativer Anleihen aus Spanien, den er seinerseits aber umgehend dem Fondsmanager der Dingsda als Sicherheit verpfändet. Der Dingsda- Fondsmanager freut sich auf seinen Teil der Leihgebühr, die die Rendite seines Fonds steigern wird. Eine perfekte Werbung. Ein ungutes Magengrummeln bleibt aber irgendwie, denn er hat nicht den blassesten Schimmer, wo die Staatsanleihen gelandet sind und was diese andalusischen Immobilienkredite eigentlich wirklich wert sind. Soll er diese weiterverpfänden? Egal, Rendite ist Rendite. Oder? Immer noch unspektakulär? Dann noch drei Ergänzungen dazu

Durch die wundersamen Bilanzregeln (die seit 2008 nochmals deutlich aufgeweicht und nicht, wie immer behauptet, strenger wurden) taucht TPR in keiner der Bilanzen der beteiligten Parteien auf:
weder bei der Banco Panico, noch bei Dingsda und schon gar nicht beim Broker. Keine Bilanzierung – kein offizielles Risiko! Übrig bleiben lediglich ein paar Gebührenzahlungen und das holde Versprechen der Spanier, die Anleihen irgendwann wieder zurück zu geben. Die Aufsichtsbehörden sind happy – und falls doch mal etwas schief geht und die Bombe platzt, dann hat wieder niemand etwas gewusst. Das stimmt dann sogar, denn ohne gleichzeitigen Einbezug aller drei an dem Deal beteiligten Finanzinstitute kann niemand wissen, wo die spanischen Immobilienkredite, vor allem aber die deutschen Staatsanleihen überhaupt gelandet sind. Jeder kennt nur seinen Teil des großen Ringel-Ringel-Reihen-Tauschgeschäfts.

Die Privatanleger, die ihr Geld dem Dingsda-Fondsmanager anvertraut haben, sehen in den Jahresberichten des Fonds u.a. die deutschen Staatsanleihen ganz hochoffiziell im Bestand. Fairerweise muss man hier sagen, dass je nach Fondsgesellschaft ein Vermerk „Verliehen“ im Bericht steht bzw. von „Einnahmen aus Wertpapierleihe“ die Rede ist, so dass zumindest bekannt ist, dass solche Geschäfte gemacht werden. Dennoch sind die Anleihen bilanziell im Bestand, obwohl sie gar nicht mehr da sind!

Das Beste zum Schluss

Wie oben bereits erwähnt, erhält die Banco Panico für Anleihen, die nicht der Bank gehören, neues Geld – während die EZB die Anleihen, die Privatanlegern des Dingsda Fonds gehören, als Sicherheit in den eigenen Bestand genommen hat, während sie zugleich dafür neues Geld erschaffen hat – für die Bank, nicht die Privatanleger.

Stellen wir uns doch nur mal für einen Moment den gleichen Vorgang im realen Leben vor:

Weil Mario D. zum wiederholten Male stolzer Besitzer des „Kunde-des-Jahrhunderts“-Abzeichens der europäischen Versandhäuser geworden ist, ist er zugleich etwas knapp bei Kasse und kann nicht einmal mehr die Löcher im Dach (so groß wie sein TV-Flachbildschirm) reparieren lassen – und das direkt vor dem Winter! Dennoch ruft er hoffnungsfroh beim Handwerker an, doch der will trotz gekonnter Schmeicheleien und dem unwiderstehlichen Angebot, die gesammelten Versandhausartikel als Pfand zu nehmen, einfach nicht vorbeikommen und seinen Job machen!

Also ruft Mario D. seinen Brok…äh…Bruder mit Namen Ben, ein passionierter Helikopterpilot an, und bittet um Unterstützung. Der weiß auch gleich Abhilfe und läuft mit dem leckeren, von Marios Frau gemachten Kuchen zu seinem Nachbar und bittet ihn um den klitzekleinen Gefallen, dessen Porsche 911 auszuleihen, da er „was zu erledigen habe“. Der Nachbar, den Mund schon voll mit Kuchen und ganz benebelt vom Zuckerschock, nuschelt tatsächlich etwas, das wie „Ja!“ klingt.

Schnell wie der Blitz rast kurz darauf Mario (der seinen Bruder währenddessen in den Versandhaussachen stöbern lässt) mit dem Porsche zum Handwerker. Dieser ist tief beeindruckt von dem überraschenden Angebot, den Porsche so lange fahren zu dürfen, bis Mario die Rechnung bezahlt hat. Und wenn sie nicht gestorben sind…dann fährt der Handwerker immer noch Porsche.

Bens Nachbar muss seiner Frau etwas erklären…

Am 15.März 2013 passierte genau das. Aufgeschreckt durch plötzlich außergewöhnlich hohe Nachfrage bei neuen US-Staatsanleihen und zugleich sehr zurückhaltenden Investmentbanken beim Verkauf bestehender US-Staatsanleihen, sah sich das Finanzministerium mal um. Und siehe da: Gleich bei mehreren TPRs kam es dazu, dass die ausgeliehenen Anleihen nicht mehr ihren Weg zu ihrem eigentlichen Besitzer fanden, da die betreffenden Banken es nicht schafften, diese Anleihen wieder als Pfand abzulösen bzw. anderweitig zu kaufen. „Fail to deliver“ nennt man das dann trocken. Die Beamten reagierten prompt, schließlich geht es bei TPR nicht um den Gegenwert eines Porsche, sondern um einen der Eckpfeiler des großen Spiels mit Namen Finanzsystem und zugleich eine wichtige Geldquelle für Aktienspekulationen.

Was dann aber folgte, war an Peinlichkeit nur schwer zu übertreffen: Eine höfliche Anfrage des Finanzministeriums an Banken, Broker und Co., wer denn von der einen oder anderen Anleihe etwas im Depot haben könnte – weil sie verschwunden wären. Wenn man sich nun überlegt, dass die Strafzahlung für Nichtlieferung im TPR bei rund drei Prozent des Nominalwertes liegen kann, dann ist das ein teuer Spaß, den man nur auf sich nimmt, wenn die Anleihen tatsächlich auf „nimmer wiedersehen“ versenkt wurden.

Bis heute sind die Anleihen nicht aufgetaucht. Irgendwo auf der Welt gibt es nun Anleger, die in den Aussendungen ihrer Pensionskasse, Versicherung oder Anleihenfonds einen Bestand an Staatsanleihen sehen, der gar nicht da ist. Stattdessen erfreut sich jemand anderes an dem Besitz. Wer? Nun, das weiß offenbar nicht mal die Regierung.

Die Geschehnisse vom 15. März zeigen, dass Risiko weit mehr ist als nur Kursschwankung – und dass Risse im Finanzsystem immer größer werden, wenn nun auch solche effektiven Geldmaschinen wie TPR ins Stottern geraten.

Bleibt noch eines festzuhalten:
Durch diese wundersame Wandlung von Altpapier in Geld Namens Tri-Party-Repo sind am Finanzmarkt bisher etwa 6 Billionen US-Dollar an Geld geschaffen worden!

Ein 6 Billionen USD hohes Risiko, dass irgendwelchen Investoren gehörende Wertpapiere sich plötzlich in „Luft auflösen“ weil sie in die Kernschmelze unseres Finanzsystems geraten sind.

6 Billionen USD, mit denen die Finanzinstitute spekulieren können – dank Wertpapieren, die ihnen nicht gehören. Wer bisher dachte, das Universum biete grenzenlose Möglichkeiten, der kennt unser Finanzsystem nicht!
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Beitrag von Turon »

@ Martinshagen, verweise Dich auf das was ich in dem Post

hier geschrieben habe

Dein Posting stellt natürlich hervorragende Analyse dar, nur meine Vermutung ist, dass dies wohl eher die Normalität ist in diesem horizontalen Gewerbe, das andere horizontale Gewerbe ist da deutlich ehrlicher ;)

Was ich aber trotzdem noch hinzufügen möchte... Du bist immer noch empört. OK? Warum? Der Fehler steckt im System und wozu soll ich gebetsmühlenartig wiederholen, dass es Zins und Zinseszins ist.... wo es zugleich die Notwendigkeit gibt den einzubauen, weil ansonsten keine Bereitschaft von anderen existiert ohne Gewinn zu arbeiten? Das System benötigt Vorleistung um zu tauschen und diese Vorleistung ist im Kern schon eine Täuschung. Die Folge ist es entsteht eine regelrechte Betrugspyramide die nach mathematischen Gesetzen so lange zunimmt
bis ihre Häufigkeit der Intervalle gegen Null strebt und Ausmaß in Unendlichkeit zugleich.

Und denke jetzt einfach: um so größer die Lüge umso mehr Menschen folgen ihr.
Turon
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Beitrag von Turon »

Noch kurz ergänzend....

der Spruch: Pazifismus und Kretinismus sind miteinander sehr eng verwandt, teile ich mittlerweile. Unsere Politikergarden lassen zu dass irgendwo ständig es einen Krisenherd gibt, aber wenn sie irgendwo Expansionsmöglichkeiten sehen, zetteln sie dort kleine Revolution an.

Ich bin zwar Pazifist, aber Pazifismus hat nichts mit tatenlos zuschauen zu tun.
k9
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Beitrag von k9 »

Die Amerikaner sind im Anzetteln und Löschen von Krisenherden Weltmeister
seit es diese Nation gibt - scheinbar haben sie ein Dauer-Problem mit der
Frage, wer zuerst da war, das Huhn oder das Ei.

Beim Herausfinden dessen und beim Einleiten entsprechender Maßnahmen
hat sich dort eine Familie als besonders dem Kretinismus zuneigend
hervorgetan. Sie fängt mit B ... an und hört mit ... ush auf.

Gruß k9
Nur wenige wissen, wie viel man wissen muss, um zu wissen, wie wenig man weiß.
Turon
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Beitrag von Turon »

Hey... Bush ist genauso wie Obama, Carter, Clinton am Ende genau das selbe was bei uns Kohl, Schröder und Merkel war.

Mag sein, daß sie alle zu einem bestimmten Zeitpunkt gegenstellige Meinungen und Ansichten vertreten (zum Beispiel das Duo Bush und Schröder). Genauso gilt das für Finanzfragen, wo sich Schäuble mit der EU streitet, auf welcher Grundlage nun Europabonds lanciert werden sollen oder ob sie lanciert werden.

Für mich hat das wirklich aufgehört eine Rolle zu spielen, ich wälze die komplette Schuld in diesem Falle - auf alle Beteiligten Akteure des Geschehens ab. Es wird ja behauptet, man will Griechenland helfen und zwingt Griechenland irgendwelche Programme auf die absolut deflatorisch sind. Folge ist, die Griechen bekommen Massenarbeitslosigkeit. In Spanien wirkt das nicht anders auf Zypern ebenso nicht, und trotzdem bekommen diese Länder immer wieder von IWF, von der EZB von der ESM und von sonst was frisches Kapital.

Dass das alles unvernünftig ist und höchst unlogisch, ist doch jedem klar. Aber wem nützt das? Am Ende seien wir doch mal ehrlich: während man das Schwulenehe weltweit installiert, laufen die Druckerpressen auf Hochtouren.

Dann berieselt man uns in den Medien, ständig mit irgendwelchen Horrorgeschichten, Kinderleichen in dem Müllschluckern usw. all das dient wohl letztendlich nur der einer Sache, die jeder begreift und sie persönlich niemals machen würde, einem Schuldner der komplett bankrott ist noch mehr Geld zu leihen. Doch genau das braucht dieses System, unendliche Geldschöpfung aus dem nichts, weil es gerade gebraucht wird.

Um die Ereignisse von 2001 sollte es doch jeder begreifen, genauso wie die von 2008. Es ging am Ende damals nur darum, um den Leuten klar zu machen, sie brauchen Schutz, Schutz kostet Geld, und man müsse sich als Weltpolizist aufspielen, was auch Geld kostet.

Was gibt's als Ergebnis? Irgendwie dreht sich das todbesagte Rad weiter, und die politischen Entscheidungen sind so irrwitzig, daß selbst Humoristen wie Piespers
lange sich so einem Brüller ausdenken müssten.

Aber am Ende? Na ja, die Masse schaut verblüfft doof aus der Wäsche, und halbes Jahr später hat sie dass davor schon vergessen. Und ja... das ist GUT so. Denn wenn man dieses Kasperletheater dann doch wahrnimmt.... da schwitzt man sich aus Angst um eigene Existenz das Maurerdekoltee voll, während die Hose sowieso schon voll ist.

Mein Fazit: wir müssen damit leben. Klar, dass sind meine anderen Töne, so habe ich noch nie gedacht....

aber mal ehrlich, will die Masse es etwa anders? Ich glaube sie will nicht. Sie will verblendet und beschissen werden, damit sich das Rad irgendwie noch weiter dreht.

NICHT DASS IHR MICH FALSCH VERSTEHT:

Wir können uns hier in diesem System blau und grün ärgern. Und trotzdem 2008 war vorbei, die Aktienmärkte schossen nach oben, Leute erzielten ihre Gewinne, und haben schon vergessen was alles seit 2008 so alles passierte.

1) Man hat auf Kosten von uns allen Banken gerettet;
2) Man hat auf unsere Kosten die Wirtschaft dadurch gerettet;
3) mittlerweile kauft die EZB Staatsanleihen auf wie der Weltmeister;

und jedes mal könnte man sich fragen, woher kommt das Geld eigentlich und was das für uns heute, morgen in 10 oder 30 Jahren bedeuten wird.

Nur sobald der Dax, Dow um 20% nach oben gestiegen da vergisst man schon die Gefahren. OK?

Mir kommt diese ganze Widerstandsbewegung mittlerweile so vor, wie die Monty Pythons es seinerzeit im Film "Die Ritter der Kokosnuss" dargestellt haben. Am Ende kam die britische Polizei und hat allen gesagt jetzt geht ihr mal schön nach Hause, hier gibt's nichts zu sehen. Und die gesamte Widerstandsbewegung ging dann auch brav nach Hause ;)

Ich schließe nicht aus, dass die Leute irgendwann doch nicht nach Berlin, Paris, Brüssel zu Hauf pilgern, wie die polnischen Pilger aus Tschenstochau nach Rom noch vor 20 Jahren taten. Aber da dürfen sie sich auch nix mehr leisten können.
Der Samsung Galaxy 123 und I-Phone i-320 mit Displaygröße 22 Zoll in Widescreen Format müßte unerschwinglich werden, genauso wie Internetzugang.

Leider ist das so: solange die Gesellschaft solche Werte als Zivilisationserrungenschaft feiert, und Bücher links liegen lässt, weil wir doch in der Demokratie leben, ist das irrwitzige voranschreiten in immer größere Absurdität monetär, medial und mental so gut wie sicher.

Daher gilt: In W kaufen und in M verkaufen. Wirft China auf Oklahoma City eine kleinere Atombombe, werden die Folgen heruntergespiegelt, Pazifik gesperrt, und morgen verbrüdern sich alle wieder, wobei hinter Kulissen gesagt wird, wie werden Guthaben besser beschneiden. Folge? Seht doch: Zinsen liegen bei Null, die Leute bleiben bei Staatsanleihen, obwohl EZB immer mehr Anleihen kauft....

Das ist wirtschaftswissenschaftliches Kasperletheater. Und? ich kann dieses System nicht mehr ernst nehmen. Trotzdem muß ich in ihm bestehen. Fertig!

UND NOCH ETWAS ZUM SCHLUSS:

Ich stamme ja bekanntlich aus Polen, und mit 11 Jahren war ich schon sehr bewusst dessen was passiert. Dass die Menschen dort systemfeindlich und systemabweisend waren führte zu Gründung einer Solidarnosc Bewegung. Im Moment registriere ich zum Beispiel in Deutschland, wie die Linke die SPD demontiert, wie der andere linke Flügel den Grünen zuläuft. Die Piratenpartei hat sich etabliert ist aber noch nicht "durch". Das Novum ist die AfD Partei, die offiziell sich zum Kohl, Brandt und Genscher bekennt, geregelte Rückabwicklung des Euros erwartet. Geht's noch blöder?

Ganz ehrlich wer sagt: die Werte unserer Partei beruhen auf geistigen Vätern von gestern, und das gleich von einem SPD, einen CDU, und einem FDP Mann, der geht auf Stimmenjagd. Und auch gegen Euro... das selbe.

In Polen war das ja einfacher: da zerrte man ein kleines Licht vor die Kamera, und erklärte ihn zu Solidarnoscführer... dann bekam er 8 Jahre später den Sitz als Präsident Polens, davor noch einen Friedensnobelpreis. Und dann trat Polen der EU bei, erst machte man alles platt und dann schuf man immer höhere Mondpreise bei Grundstücken und Immobilien.

Kommt das einem nicht irgendwie bekannt vor? Ganz ehrlich: wir erlebten es in Ostdeutschland, dann allen EU Ländern und werden es solange erleben, bis das Wasser Luft und Eis der Antarktis börsennotiert gehandelt wird. Also: wozu die Aufregung?

Wenn wir Pech haben, sind alle bankrott und es gibt Ausnahmezustand. Fertig. Lange Zeit.
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