Die 4 Börsenphasen

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Fred vom Jupiter
Aktien und Indice´s Experte
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Die 4 Börsenphasen

Beitrag von Fred vom Jupiter »

Hier eingeklauter, aber interessanter Beitrag über Börsenphasen:

Hi memphis,
hier die versprochenen Börsenphasen, ich habe Phase 4 an den Anfang gesetzt, da wir die Phase nach meiner Meinung jetzt gerade verlassen, was denkst Du? Ist auch Stoff zum selberweitermachen und sich reindenken.
Das Teil beruht auf Einarbeitung vieler Quellen, darunter verschiedene Aufsätze aus Technical Analysis of Stocks and Commodities (vor allem Paul und Carole Huebotter zur
Sector rotation), natürlich Murphys "Intermarket Analysis", Hersh Shefrin für den Behavorial
Teil und halt viel Erfahrung über die Jahre, die ich mir immer notiert habe, wenn mir was
aufgefallen ist. Die Sektoren, die erfahrungsgemäß am besten in den Phasen laufen sind
notiert. Die Phase die jeweils im Zyklus am weitesten weg ist läuft erfahrungsgemäß auf
ein signifikantes Tief zu.

Viel Spaß hk

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Phase 4
Das Bruttosozialprodukt beginnt abzutauchen. Keiner redet mehr von Inflation. Jetzt heißt die Devise: wir steuern auf eine Rezession zu. Arbeitslosigkeit steigt. Die Gewerkschaften werden vorsichtig mit Lohnforderungen. Rezession und Depression. Die Börse läuft auf ein signifikantes Tief zu.
lange Zinsen sinken
kurze Zinsen sinken
Die FED beginnt, mit gestuften Zinssenkungen der Wirtschaft unter die Arme zu greifen.
Dollar fällt
Die Gewinne der Versorger und Nicht-Zykliker bleiben relativ unangetastet. Sie gelten als Defensiv-Anlage für die Rezessions-Anfänge, wenn das Zins-Stimulans noch nicht greift.

Gruppe 7: Nicht-Zyklische Konsumwerte (stable growth) Getränke Fast-Food Kosmetik Altenpflege Nahrungsmittel Gesundheitsssektor Haushaltsartikel Hausausrüster Pharmahandel Pharma Tabak
Gruppe 8: Versorger Stromversorger Wasserversorger Gasversorger
-- Strategie: CASH is KING: Langläufer halten
Psychologie: Der Markt ist kaputt. Die Börse ist aus der Mode. Oft zunächst hohe Kursschwankungen nach oben und unten, die allmählich abflachen und in die Langeweile übergehen.
Marktliquidität = starker Rückgang, da Situation außer Kontrolle oder hoffnungslos, Bargeld wird gehortet für die "neuen Chancen" auf alternativen Investitionsfeldern oder für die Schnäppchen. Achten Sie auf die Sondersituation: -Ausverkauf- dann werden nämlich abgesackte und unterbewertete VALUE-TITEL (Wachstumswerte) mit langfristigen weiterhin positiven Aussichten eingesammelt. Keiner denkt mehr an steigende Kurse. Finger weg von Aktien, deren Firmen evtl. Konkurs machen könnten und den nächsten Zyklus nicht mehr erleben.

Phase 1
Das Wachstum des Bruttosozialproduktes ist noch negativ. Zwei Vierteljahre negativ in Folge bedeuten in USA eine Rezession.
kurze Zinsen sinken lange Zinsen sinken Dollar fällt
Kurze und lange Zinsen sinken tief und tiefer.
Gute Zeit für Hauskredite. Das Vertrauen in die Wirtschaft wird jedoch allmählich zuversichtlicher. Die tiefen Zinsen machen ihren Job. Wenn die Wachstumsrate des Bruttosozialproduktes positiv wird, ist diese Phase allmählich vorbei.

Gruppe 1: Zyklische Konsumwerte Werbung Kleidung Schuhe Autos Autozulieferer Spielcasinos Hausbau Medien Television Verleger Unterhaltung Spielzeuge Freizeit
Gruppe 2: Energie Kohle Öl Ölförderung Ölservice und Röhren
--Strategie: Einsammeln:: - Aktien kaufen - Wir haben die Discounting Phase im Markt. Langläufer im Zinsbereich verkaufen

Psychologie: Pessimismus hoch drei, erste Erholungen werden durch die Enttäuschten aus dem vorigen Zyklus schnell erstickt,
aber längere Zeit keine neuen Tiefskurse mehr, Seitwärtsmarkt ohne Interesse der Medien,
es werden Kursziele "nach unten" genannt
Hier beginnt der Bull-Markt und keiner glaubt es.

Marktliquidität: vorhanden und zunehmend, Unternehmen scheuen "echte" Investitionen, da die Aussichten nicht positiv gesehen werden. Der Anleihemarkt gibt deutliche Liquiditätsimpulse durch anziehende Kurse (Bund-Future im +)

Phase 2
Die Wirtschaft zieht nach und nach und überall auf der Welt erkennbar an. Zeit mit der stärksten Euphorie an der Börse. Meistens unter Führung der USA. Zinsen steigen permanent in kleinen Schritten bis ein hohes Grenzplateau erreicht ist.
Inflationsfurcht beginnt. Hohe Lohnforderungen.
Arbeitslosigkeit beginnt abzunehmen.
kurze Zinsen steigen lange Zinsen steigen Dollar steigt
Die FED strafft die Zinszügel, der Diskontsatz steigt.
Jede Erhöhung wird von der Börse furchtsam wahrgenommen.
Das Geld wird knapper, Hausbau weniger, Autokauf weniger, teure Artikel weniger. Die Industrie braucht Rohstoffe und neues Technologie-Equipment.

Gruppe 3: Technologiewerte Luftfahrt und Verteidigung Kommunikationssektor Computer Software Halbleiter Medizin-Technik Biotecnologie Büro-Technik
Gruppe 4: Rohstoffe Aluminium Stahl Chemie Holz Bergbau Papier Edelmetalle

--Strategie: Halten: -Aktien halten -Rohstoffe werden teurer -

Psychologie: Skepsis, Skepsis, Skepsis, aber der Markt steigt stabil, alle meinen "na gut noch einen Tag, dann geht es wieder "Richtung Süden", aber nein, jeder hat Angst "zu den Kursen noch aufzuspringen", und dennoch , der Markt steigt aber weiter, Liquidität und Skepsis machen Bullmärkte, da immer noch Kapital das weiter nachkauft da ist, fast kein Marktteilnehmer ist "voll" mit seinem ganzen Kapital investiert, man hält sein Pulver trocken.

++++Gefährlich wird der Zeitpunkt, wo auch der letzte Nachzügler und "Newcomer" endlich von der immer steigenden Börse überzeugt ist. Kontrollempfinden: es geht nur nach oben, alle werden reich. Die Börse wird zum Abschluß eine Mode, sie ist in.
Dann sind alle investiert, es fließt kein Geld mehr nach, die Börsenbewertung ist extrem hoch.
Marktliquidität: der Markt hat sicher gemacht,
Spekulation auf Kredit ist in vollem Gange

Phase 3
Die hohen Zinsen zeigen ab einer bestimmten Höhe Bremswirkung auf die Wirtschaft. Das Bruttosozialprodukt stagniert oder schwächt sich im positiven Bereich ab. Furcht vor Inflation.

! Achtung vor inverser Zinstruktur, d.h. kurze Zinsen höher als Langläufer, bedeutet meist Wirtschaftsabschwächung ca. 1 Jahr bis 1 ½ Jahre später. Stimmt fast immer.

kurze Zinsen steigen weiter lange Zinsen fallen Dollar steigt noch Die FED versucht den genauen Zinspunkt zu treffen, an dem die Wirtschaft abgebremst wird, aber nicht in rezessives Terrain abdriftet. Immer im Hinterkopf: Inflation durch zu starke Nachfrage nach zu wenigen Produkten zu vermeiden. Gewinnwarnungen

Gruppe 5: Finanzwerte Banken Broker Finanzdienstleister Versicherungen Immobilienservice Investmentbanken
Gruppe 6: Industriewerte (capital goods = die Realwirtschafts-Gewinner) Baumaterial Container-Hersteller Lufttransportunternehmen Elektro-Ausrüster Fabrik-Ausrüster Maschinenbau Mühlbeseitigung Eisenbahn Transportausrüster LKW-Bauer

-- Strategie ans Verkaufen denken, auf Rotation der Branchen achten ENGE STOPS Aktien verkaufen, Cash bilden, wenn die kurzen Zinsen sehr hoch sind, dort evtl. Geld parken. Rohstoffe sinken im Preis - evtl. langlaufende Bonds kaufen, da deren Kurse durch sinkende lange Zinsen anfangen zu steigen

Psychologie: Börse ist weiter "super-in". Alle sind aber investiert. Wenn die Medien mit einem Titelbild von den "leichten Gewinnen" an der Börse berichten, ist das Beste vorbei. Alle sind optimistisch, denn jeder hat jetzt selber Aktien und stellt sich mit Blick auf den vergangenen Anstieg vor in welche Höhen seine Werte noch steigen, bei einer Superhausse fragen auch Bekannte, die sonst nichts mit Aktien zu tun haben: "Sag mal, soll man jetzt Fonds kaufen, ich meine wegen der Rente?" In Wirklichkeit ist der Markt ziemlich "skittish" wie die Amerikaner sagen, ein Wort, das "schreckhaft" heißt und ein nervöses und scheuendes Pferd bezeichnet.
Der Markt ist schwer "informationsbestimmt". Die kleinste Meldung kann die Kurse abtauchen oder steigen lassen. Informationen werden direkt wahrgenommen und eingepreist. Nur wenige Werte steigen noch zügig und problemlos glatt durch. "GEWINN-ÜBERRASCHUNG" oder "NEU UND HEISS" lautet das Zauberwort . Auch der Versuch "DAS BESTE VOM BESTEN" zu finden gehört dazu, da man diesen Werten "Baisserisistenz" zuordnet, was aber letztlich ein Fehlschluß ist, da in der Baisse ALLE unter die Räder kommen.

Marktliquidität: abnehmend und weiter abnehmend, da zunehmend Geld in den "realen" Investionskreislauf fließt. (Das sind die Investitionen, wovon die Industriegüterwirtschaft profitiert, deshalb laufen die Ausrüster auch als letzte Gruppe im Zyklus.)
Auf Kredit gekaufte Aktien werden "zwangsliquidiert" wenn die Kurse zu sinken beginnen. Gibt zusätzlich Kraft in die Abwärtsspirale bei Aktien.

Der Anleihemarkt sieht zunehmend besser aus, da durch das Sinken der langlaufenden Zinsen, die Kurse der Langläufer steigen.

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Viele Grüsse vom Fred
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