Gold laut Dr. Hans-Dieter Schulz

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Turon

Gold laut Dr. Hans-Dieter Schulz

Beitrag von Turon »

Vorboten der Gold-Hausse
Man erinnere sich zurück, als Anfang der Achtziger Jahre in der Endphase des Kalten Krieges die dritte Erdölkrise der Welt Rekordpreise beim Öl brachte. Nach einem Jahrzehnt der Inflation zog zeitgleich ein anderer Rohstoff stark an: das Gold. In nur drei Jahren verachtfachte sich der Preis für die Unze Gold auf über 800 US$. Seitdem ist der Preis für das edle Metall in einer zwei Dekaden währenden Seitwärtsbewegung herunter marschiert.
Nachdem Ende 1997 die Unterstützung von 300 US$ nach unten durchbrochen wurde, heißt das Ziel 197 US$, also der Hochpunkt aus den Jahren 1974/75. Die einzige Unterstützung, die sich noch darüber befindet, liegt bei 255 US$ und stammt aus 1978/79. Dieser Bereich wurde im September 1999 getestet. Damals hatte er gehalten. Die Kurse prallten von hier panikartig nach oben ab. In den siebzehn Monaten seither ist der Goldpreis wiederum zurück gekommen und hat die Marke von 255 US$ Mitte Februar erneut getestet.

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Im Chart der vergangenen zwei Jahre ist neben dem Gold-Kassakurs in London der von uns so titulierte Lease-Rate-Oscillator dargestellt. Er errechnet sich als Quotient der 1-monatigen Lease-Rate und der 12-monatigen Lease-Rate. Werte von unter eins bedeuten einen "normalen Markt". Hierbei wird für langfristige Goldleihen gegenüber der ganz kurzen Frist ein Aufschlag bezahlt. Dieser Aufschlag rührt von der höheren Unsicherheit in der Entwicklung der Goldnotierung über 12 Monate her.
Ein "inverted market" liegt bei Werten des Oscillators von größer eins vor. Hierbei steigt die kurzfristige Nachfrage nach Gold stark an und man muß, wenn man sich Gold für einen Monat leihen möchte, relativ mehr bezahlen als für die längeren Fristen. Ein solcher umgedrehter Markt hat sofortige Auswirkungen auf die Höhe der Lease Rates sämtlicher Fristen, die dann allesamt steigen. Dies wird anhand der unteren Kurve deutlich. Hier wurde der Mittelwert der 1-, 3-, 6- sowie 12-monatigen Lease-Rate abgetragen.

Aktuell ist der Goldkurs in einem Dreieck gefangen, unten begrenzt durch die Unterstützung bei 255 US$ aus 1978/79, oben durch einen 17-monatigen Abwärtstrend bei 270 US$. Die Frage nach dem weiteren Verlauf stellt sich wie folgt: Entweder es bildet sich bei 255 US$ zusammen mit dem Tief von 1999 ein weit angelegtes Doppel-Bottom mit anschließend steigenden Kursen bis 310 US$ oder diese Marke wird nach unten durchbrochen mit Kursziel 197 US$. Für die Beantwortung dieser Frage kann die Entwicklung bei den Lease-Rates herangezogen werden. Bei der Beobachtung der Historie stechen gewisse Regelmäßigkeiten ins Auge. Wenn der Goldpreis gerade eine scharfe Abwärtsbewegung mitgemacht hat (1) und wenn ferner im Lease-Rate-Oscillator(LRO) ein mindestens drei-monatiger Aufwärtstrend festgestellt werden kann (2), wenn zusätzlich noch der LRO starke Ausschläge nach oben aufweist (3) und wenn außerdem im Goldchart ein mehrmonatiger Abwärtstrend gebrochen wurde (4), dann folgte unversehens eine kurze und starke Aufwärtsbewegung im Goldpreis (5). Im Chart ist dieser Kausalprozess zweimal beispielhaft verdeutlicht. Gegenwärtig sind bereits die Bedingungen (1) bis (3) erfüllt. Was noch fehlt, ist Bedingung (4), also der Bruch eines Abwärtstrends. Hierzu bietet sich der 17-monatige Abwärtstrend an. Charttechnisch wäre bei dessen Durchbruch ein Anstieg bis an Widerstand bei 315 US$ möglich. Dort verläuft ja auch der 20-jährige Abwärtstrend. Für eine derart deutliche Kursbewegung spricht auch die Tatsache, dass die durchschnittliche Lease-Rate zugenommen hat und in Bereiche vorstößt wie vor dem heftigen Anstieg im September 1999. Sollten sowohl der Lease-Rate-Oscillator als auch die durchschnittliche Lease-Rate weiter zulegen, wird ein Ausbruch des Goldpreises nach oben immer wahrscheinlicher.

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Daß einschneidende Ereignisse auch charttechnisch ihre Schatten vorauswerfen, zeigte sich im September 1999. Im Washington Agreement vom 26.9.1999 verpflichteten sich 15 europäische Zentralbanken dazu, über bestehende Verpflichtungen hinaus kein Gold mehr neu zu verleihen. Diese auf Angebotsverknappung hindeutende Nachricht hatte einen 25-prozentigen Anstieg des Goldpreises innerhalb weniger Tage zufolge. Erst die kurz darauf erfolgende Ankündigung der Schweizer Nationalbank, auch weiterhin Gold zu verleihen, bzw. zu verkaufen, ließ den Markt sich entspannen. Schon in den Monaten vor September 1999 war eine deutliche Angebotsverknappung auch in den Lease Rates und im LRO erkennbar.

Aktuell gibt es wieder ein Ereignis, das auf das Goldangebot einschneidende Wirkung haben könnte. Die Anti-Kartell-Vereinigung GATA hat eine Klage gegen 12 große Banken eingereicht. Die Beschuldigung lautet: Gezielte Manipulation des Goldpreises durch Leerverkäufe des von Zentralbanken geliehenen Goldes. Sollte es tatsächlich zum Prozeß kommen, könnte dies bald das Ende der Gold-Leerverkäufe bedeuten. Eine besondere Note erhält die Klage dadurch, dass auch der Chairman der Federal Reserve Bank Alan Greenspan auf der Anklageliste steht. Bereits in wenigen Tagen, am 15. März, muß Mr Greenspan vor einem Bostoner Gericht zu den Anschuldigungen Stellung nehmen. Wird die Klage abgewiesen, so wird die GATA sie neu formulieren. Je bekannter die Vorwürfe werden, ungeachtet dessen ob sie stimmen oder nicht, desto schwieriger wird die Position der Leerverkäufer. Mit zunehmendem Bekanntheitsgrad des Gold-Krimis, steigt auch das Interesse an und die Nachfrage nach Gold. Dies begünstigt die langfristige Wende am Goldmarkt. Dennoch: Ein langfristiges Kaufsignal geben die Lease-Rates noch nicht, allenfalls ein kurz- bis mittelfristiges. Um langfristig grünes Licht für Gold zu geben, bedarf es mindestens des Bruchs des 20-jährigen Abwärtstrends. Bevor dies geschieht könnte der Goldpreis in einem Ausverkauf noch einmal auf knapp unter 200 US$ fallen.

Kommentar: Die Goldpreismanipulationen
sind in anschlägigen Kreisen bestens bekannt.
Mehrmals pr Jahr tauchen Gerüchte auf, wo berichtet wird, Goldpreis wird manipuliert.
Dies berichten FAZ, HNA, Süddeutsche etc.
Am 15.03.01 wird sich durchaus entscheiden können, wie es an der Börse weiter läuft.
Ein Szenario von 200 $ sehe ich vorläufig noch nicht kommen. Aktuell erhalten wir
wieder mal erhöhten Bedarf an Goldleihen. Langfristig ist jedoch der Weg fürs Gold ganz klar - eine Vervielfachung des aktuellen Goldpreises kann sich binnen wenigen Tagen anstellen, insofern Greenspan und der Rest der Goldmafia vor Gericht landen. Wäre auch langsam Zeit. Die Manipulation nimmt ungeahnten Ausmaß an, aber mittlerweile sickert die Beweislast aus allen undichten Stellen durch.


Hinzu möchte ich noch erwähnen, daß Krisenländer wie die Türkei, Japan etc -
so ziemlich bald mit erhöhten Goldkäufen auf den Markt vorstoßen kann und wird.

Türkei aufgrund der Tatsache, daß IWF Darlehen gegen Sicherheiten gibt (und einer der Sicherheiten sich Goldbestände nennt).

Wer hier mit von der Partie sein will sollte straddeln. Wenn Gold auf tiefststände fallen sollte, macht es sogar Sinn sowohl Puts wie Calls in Portofolio zu führen - kurze Puts -
bis Ende 2001 und lange Calls bis 2005.
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