Nippon Connection

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Turon

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Beitrag von Turon »

(European Investment Consulting) http://www.eic-ag.com

Das Märchen vom japanischen Aufschwung

Die gleiche Gefahr für zunehmende Kriege, Depression, Inflation und eine kollabierenden Weltwirtschaft geht von Japan aus: Japan hat Staatsschulden von über 11 Billionen DM, allein in den letzten 12 Wochen ein Zuwachs von rund 1,2 Billionen DM, einen zweiten Nachtragshaushalt über weitere 139 Mrd. DM, ein Haushaltsdefizit von über 700 Mrd. Dollar, ein neues Konjunkturpaket von 318 Mrd. DM und ausgeplünderte staatseigene Unternehmen wie Rentenversicherung und Postsparkasse.
Japans Notenbank kauft Staatsschulden und finanziert gleichzeitig mit frisch gedrucktem Geld das japanische Staatsdefizit. Bis September 1999 brachte die japanische Regierung 8mal soviel Staatsanleihen auf den Markt wie der Rest der Weit zusammengenommen.
Das öffentliche Rentensystem hat ein Defizit von rund 5,7 Billionen DM und das Betriebsrentensystem weist ein Defizit im von 1,2 Billionen DM auf.
Japans Gesamtschulden belaufen sich auf über 450% des BIP. Hinzu kommen unglaubliche Schäden durch 18 Wirbelstürme (Taifune), die Japan allein 1999 bis September getroffen haben.


Konkursschulden japanischer Firmen steigen auf Rekord (Stand Oktober 2000)

In Konkurs gegangene japanische Unternehmen haben in der Zeit von April bis September Rekordschulden von umgerechnet fast 232 Milliarden DM hinterlassen. Wie die Schuldnerauskunft Teikoku Databank am Montag in Japan berichtete, stiegen die Konkursschulden um fast 50 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf den höchsten Stand seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Firmenzusammenbrüche in den letzten sechs Monaten deutlich um 19,6 Prozent auf 9.473 Fälle. Darin eingeschlossen seien so spektakuläre Konkurs-Fälle wie der Warenhaus-Betreiber Sogo Co Ltd oder die Verbraucherkredit-Gesellschaft Life Co.


Japans Banken ersaufen in Schulden

Faule Kredite, schwaches Wachstum und der Werteverfall von Aktien und Immobilien treiben die Finanzinstitute an den Rand des Ruins.
Die hoch verschuldete Regierung plant wieder einmal zu intervenieren.. Die Tokioter Zentralregierung mühte sich, den herausstehenden Nagel einzuschlagen, die widerspenstige Präfektur "zu entwickeln". Sie ließ die breitesten Straßen und den längsten Tunnel bauen, einen internationalen Flughafen, Industriegebiete und Atomkraftwerke. Sogar die Bürgersteige der Hauptstadt Sapporo wurden im Winter beheizt und unterirdisch entstand ein zweites, eisfreies Stadtzentrum.
An der Finanzierung dieser fragwürdigen Projekte war fast immer die Hokkaido Takushoku Bank beteiligt. Bis zum 17. November 1997. Da offenbarte die Bank, dass sie die Last faul gewordener Kredite nicht mehr schultern könne.
Doch die eigentliche Sensation damals: Erstmals entließ die japanische Regierung eine große Bank in die Pleite. Seitdem gibt es offiziell eine Bankenkrise im Land. Sie ist, drei Jahre nach dem ersten Totalausfall, weder entschärft noch behoben.
Im Gegenteil: Über den Finanzinstituten braut sich erneut ein böses Gewitter zusammen. Die anhaltend schwache Binnennachfrage und die erlahmende Konjunktur in den USA lassen die Schuldenberge der Kreditinstitute ebenso anschwellen wie der Wertverfall von Aktien und Immobilien.
Zum Ende des Haushaltsjahres am 31. März muss deshalb mit neuen Pleiten gerechnet werden. Die Regierung denkt bereits über Rettungsmaßnahmen nach.


"Nutzlose Geldspritzen"

"Die Krise unseres Finanzsystems tritt in ihre letzte Phase ein," beschreibt der Volkswirt und unabhängige Bankenberater Takanori Mizuno die Situation. Ruhe sei nach den staatlichen Finanzspritzen von 1999 nur oberflächlich eingetreten. Obwohl die Tokioter Regierung damals knapp 540 Mrd. Euro zur Stützung des maroden Finanzsystems genehmigte, bauten die Geldinstitute ihre Schuldenberge nur zögerlich ab. Besonders schwer fiel ihnen die Trennung von immobilen Kreditgarantien. Die Angst vor einem weiteren Verfall der Bodenpreise sowie vor Gangstersyndikaten, die oft als Mieter hochpreisiger Objekte agieren, verhinderte das Bereinigen der Bücher. So haben staatliche Geldspritzen bisher wenig genützt.
"Die Regierung hat sich 1999 bei der Einschätzung des Schuldenproblems verrechnet," sagt James Fiorillo von ING-Barings. Allein bei den 136 größten Banken des Landes summieren sich die Problemkredite heute auf rund 300 Mrd. Euro. Und das, obwohl die Geldinstitute bereits Schulden in Höhe von knapp 466 Mrd.Euro abgeschrieben haben.
Das gefährdete Kreditportfolio aller Geldinstitute Japans einschließlich Versicherungen und sonstiger Finanzadressen beträgt stattliche 726 Mrd. Euro. 12 Prozent des gesamten Kreditvolumens. Die unappetitlichen Zahlen werden bis zum Bilanzabschluss der Banker weiter anschwellen.
Das vergangene Jahr brachte Rekordpleiten. Die Insolvenzen 2000 werden nach jüngsten Schätzungen zusätzliche Schulden von 180 bis 225 Mrd. Euro bei den Geldinstituten hinterlassen.
Apokalyptische Schuldenberge Besserung ist nicht in Sicht. Allein die problematischen Kredite der Bauindustrie, die vornehmlich mit Staatsaufträgen am Leben gehalten wird, betragen derzeit rund 96 Mrd. Euro.
Rechnet man die Kredite von Konkurskandidaten aus der Immobilienbranche sowie dem Groß- und Einzelhandel hinzu, beläuft sich das Risikovolumen für 2001 auf gut 880 Mrd. Euro.
Verantwortlich für diese Fehlentwicklung sind eine Reihe von Faktoren. Zunächst das alte Finanzierungsmodell der Japan AG. Bei niedrigsten Zinsen für die Sparer wurden großzügig Kredite an die Industrie vergeben. Der holländische Politologe und Japanexperte Karel van Wolferen nannte dieses Melken der Sparer zu Gunsten einer um Weltmarktanteile ringenden Industrie einmal: "Umverteilung von unten nach oben im nationalen Interesse". Abgesichert wurden die Kredite durch Immobilien oder Aktien, deren Werte während des Booms der 80er Jahre in Schwindelerregende Höhen kletterten.


"Verlorene Dekade"

1989 platzte die spekulative Blase an der Börse, ein Jahr später brach der Immobilienmarkt ein. In den 90er Jahren, die die Japaner als "verlorene Dekade" bezeichnen, erlebte das Land fünf technische Rezessionen. Firmenpleiten und der Abbau von Überkapazitäten führten zur Rekordarbeitslosenquote von 4,9 Prozent. Der Wert japanischer Immobilien beläuft sich heute auf weniger als zehn Prozent seines Höchststandes von 1990; Aktien liegen um 60 Prozent unterhalb ihres Allzeithochs. Die Angst vor Arbeitslosigkeit und dem drohenden Zusammenbruch des Rentensystems lässt die Binnennachfrage erlahmen. Da sie mit knapp 60 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, wuchs Japans Volkswirtschaft höchstens noch marginal. Auch ein Dutzend Konjunkturbelebungspakete der Regierung im Gesamtwert von 1.155 Mrd. Euro (seit 1992) vermochte den Motor nicht wieder anzuwerfen.


Japan vor Rezession

Nun kommt hinzu, dass die Konjunktur in den USA erlahmt. Manch ein Analyst spricht bereits von einer bevorstehenden Rezession im Reich der unbegrenzten Möglichkeiten.
Weniger passiv scheinen Tokios Bürokraten die Entwicklung am Aktienmarkt zu betrachten. Hartnäckig kursieren im Bankenviertel Marunouchi Gerüchte, dass die Regierung eine Intervention am Aktienmarkt plane. Eine neue Pleitewelle unter Japans Banken soll damit abgewendet werden. Durch den Einbruch des Nikkei-Index droht deren Eigenkapitaldecke nämlich derzeit unter Null zu sacken.
Auch die Regierung hat kaum noch Handlungsspielraum. Sie selbst steht mit 6.089 Mrd. Euro in der Kreide.
Ein Fünftel des kommenden Haushalts von 774 Mrd. Euro geht allein in den Schuldendienst. ... (FTD, 15.1.01)

Kommentar: Wie sich angesichts einer solchen Misere Japan jemals aus dem Sumpf ziehen soll ist fraglich. Alle optimistischen Beteuerungen der Verantwortlichen erweisen sich als reiner Zweckoptimismus. Vergessen wird allerdings, daß nicht nur Japan in den Schulden ertrinkt, sondern die ganze Welt - überall explodiert die Gesamtverschuldung - bis zum großen Zusammenbruch.

Das sind alles grausame Tatsachen mit noch schlimmeren Folgen, die aber von den Massenmedien fast total verschwiegen wurden und auch weiterhin nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Wenn trotz der derzeitigen Weltschuldenkrise, einem immer brutaleren Sozialabbau, Arbeitslosen, Hunger, Armut, Aufständen und Kriegen, die Bankensprecher, Analysten und Politiker eine helle, aufstrebende Weltwirtschaft beschwören, ist allergrößte Vorsicht geboten.
Die Ausschreitungen vom 18. Juni 1999 in der Londoner City, oder die Demonstrationen einschließlich wüster Krawalle anlässlich der WTO-Konferenz In Seattle, sollte den Regierenden eine Warnung sein vor bevorstehenden weiteren, regelrechten Feuerstürmen.

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und jetzt noch was Frisches oben drauf:
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Konjunktur und Politik
TOKIO (dpa-AFX) - Nach Ansicht des japanischen Finanzministers Kiichi Miyazawa wird es einige Zeit dauern, bis die japanischen Banken beschleunigt ihre ungesicherten Kredite abschreiben werden. Jedoch sollten Großbanken eine solche Maßnahme stärker in Betracht ziehen, je näher das Ende des Bilanzjahres 2000/2001 am 31. März rücke, sagte Miyazawa am Dienstag in Tokio vor Journalisten. Er denke, dass es damit beginne, dass sich unter den großen Finanzinstituten die Überzeugung durchsetze, dass die Abschreibung der sogenannten "notleidenden Kredite" unbedingt notwendig sei. Insofern sei mit einer beschleunigten Abschreibung dieser Kredite innerhalb von ein bis zwei Tagen nicht zu rechnen.

Unter Berufung auf Ministerpräsident Yoshiro Mori erklärte Miyazawa, dass die Regierung bis Anfang April ein Maßnahmenpaket zur Belebung der japanischen Wirtschaft ausarbeiten werde. Die Leitung habe Taro Aso, Minister für Wirtschafts- und Finanzpolitik. Aso hatte am Morgen in der Kabinettssitzung gesagt, dass die Maßnahmen in den Details auf eine Belebung des Aktienmarktes und die schnelle Beseitigung der notleidenden Kredite zielten. Zudem solle mit dem Paket verschuldeten Unternehmen geholfen werden./FX/av/bl/hn/
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