Brasilien vor Leitzinserhöhung
Brasilia, 19. Juni (Bloomberg) - Zum vierten Mal innerhalb von drei Monaten dürfte die brasilianische Zentralbank am Mittwoch den Tagesgeldsatz herauf setzen. Wechselkurs- und Inflationssorgen scheinen in den Augen vieler Analysten derart gravierend, dass sie von einer Erhöhung des Leitzinssatzes um 0,5 Prozentpunkte auf 17,25 Prozent ausgehen. Insgesamt erwarten 15 der 24 von Bloomberg befragten Analysten eine derartige Zinserhöhung. Obwohl der Wirtschaftsmotor mangels ausreichender Stromerzeugung im Lande bereits zu stottern begonnen hat, könnte die Zentralbank dabei auch eine weitere Abschwächung des Wirtschaftswachstums in Kauf nehmen. Der Kursverfall des Real hat über höhere Importpreise zu einer verstärkten Inflation geführt. Die Zentralbank muss im Sinne der eigenen Glaubwürdigkeit gegensteuern.
,Der Wechselkurs ist die entscheidende Variable", meint Zenia Latif, Ökonomin bei Tendencias Consultoria in Sao Paulo. ,Ganz offensichtlich haben die Leitzinserhöhungen dem Wechselkurs nach unten geholfen. Außerdem ist es wichtig, dass die Zentralbank die Beständigkeit ihrer Geldpolitik unter Beweis stellt." Latif erwartet eine Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte auf 17 Prozent.
Der Zinsfuture zeigt dagegen an, dass die Investoren von einer Leitzinsanhebung um 50 Basispunkte ausgehen. Der Zins für den Tageskredit-Kontrakt mit Fälligkeit am 2. Juli schloss am Freitag bei 17,27 Prozent.
Die brasilianische Währung ist im laufenden Jahr um fast 21 Prozent auf 2,4545 Real je Dollar gefallen. Unter den 55 von Bloomberg beobachteten Währungen weist der Real damit die drittschlechteste Kursentwicklung auf. Am Dienstag hatte ihm die Ankündigung Argentiniens zugesetzt, für den Außenhandel spezielle Wechselkurse zuzulassen, die sich am Durchschnitt von Euro- und Dollar-Kurs orientieren. Aus Sorge, dies könne ein erster Schritt Argentiniens hin zu einer Abwertung sein, haben Investoren in Argentinien und Brasilien Anleihen verkauft.
Die Inflation hat sich in den zwölf Monaten bis Mai von sechs Prozent auf sieben Prozent beschleunigt. Die Regierung hat für das laufende Jahr ein Inflationsziel von vier Prozent vorgegeben. Der Anstieg ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass Unternehmen wie Bäckereien oder Fluggesellschaften die höheren Kosten durch den schwachen Real an die Kunden weitergeben.
Andererseits belasten steigende Kreditkosten die Finanzen von Unternehmen wie der Telekommunikationsgesellschaft Tele Norte Leste Participacoes SA oder der Öl-Gesellschaft Petroleo Brasileiro SA. Beide wollen sich am heimischen Markt verschulden.
Die acht Mitglieder des brasilianischen Zentralbankrates haben am Dienstag Nachmittag mit ihren Beratungen begonnen. Am späten Mittwoch ist die Zinsentscheidung zu erwarten.
Sie sind wirklich nich zu beneiden, genau wie die Ami's! (denn im Normalfall ist Inflation anders nicht zu bekämpfen)
Brasilien: hohe Inflationsrate, schwache Wirtschaft - und ??
Moderator: oegeat
