Hedge-Dachfonds, demnächst besser und billiger!?

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schneller euro
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Hedge-Dachfonds, demnächst besser und billiger!?

Beitrag von schneller euro »

(DER FONDS) Die deutsche Hedge-Fonds-Szene wird demnächst eine neue, billigere Generation Dachfonds erleben, sagt Thorsten Pörschmann, Geschäftsführer der Nordtreuhand in Bremen und Spezialist für Hedge-Fonds. Pörschmann erklärt DER FONDS.com, warum.
DER FONDS.com: Richard Grottheim, Geschäftsführer des schwedischen Pensionsfonds AP7, erwartet sinkende Gebühren in der Hedge-Fonds-Industrie. Grund dafür sei der Konkurrenzkampf der Fonds untereinander, der es den Kunden ermöglicht, sie gegeneinander auszuspielen. Teilen Sie diese Ansicht?

Thorsten Pörschmann: Bei Single-Hedge-Fonds erwarte ich keine Preissenkungen. Ich glaube allerdings, dass es demnächst bei den Dachfonds eine neue und preiswertere Generation geben wird.

DER FONDS.com: Wie kommen Sie darauf?

Pörschmann: Im internationalen Vergleich sind die deutschen Dachkonstruktionen viel zu teuer. Dazu kommt die wenig überzeugende Wertentwicklung. Dachfonds, die seit Jahresanfang über 3 Prozent erreicht haben, müssen Sie wirklich suchen. Nicht selten sind die Ergebnisse aus 2005 sogar rot gefärbt.

DER FONDS.com: Warum nehmen die Emittenten dann so hohe Gebühren? Kriegen sie den Hals nicht voll?

Pörschmann: Es ist wie mit jedem neuen Produkt, das auf den Markt kommt. Am Anfang werden die vorhandenen Preisspielräume genutzt. Inzwischen ist das Angebot gewachsen, und die geheimnisvolle Aura, die die Hedge-Fonds anfangs umgab, hat sich verflüchtigt. Die zuletzt sehr schwache Nachfrage seitens der Anleger wird dazu führen, dass die Anbieter neue und billigere Produkte auf den Markt bringen.

DER FONDS.com: Was kostet eigentlich so ein Dachfonds im Schnitt?

Pörschmann: Der Zielfonds kostet normalerweise 2 Prozent plus 20 Prozent Erfolgshonorar auf den Ertrag über dem Geldmarktzins Libor. Der Dachfonds nimmt häufig noch mal die gleichen Sätze. Jetzt lassen wir den Zielfonds mal eine besonders gute Rendite von 11 Prozent erreichen. Trotzdem kommen beim Anleger nur schlappe 3,9 Prozent Ertrag an. Dann hätte ich doch lieber die Gebühren als Rendite ausgezahlt bekommen. Speziell die doppelte Berechnung einer Erfolgsvergütung, wie sie leider häufig stattfindet, halte ich für fragwürdig. Der Erfolg wurde schließlich nur einmal erzielt.

DER FONDS.com: Wie sieht Ihre Einschätzung über die Preise der Single-Hedge-Fonds aus?

Pörschmann: Da liegen wir im internationalen Trend. Ich halte 2 Prozent Management-Vergütung und 20 Prozent Erfolgshonorar oder sogar noch mehr für in Ordnung, wenn der Fonds es rechtfertigt.

DER FONDS.com: Wann ist das der Fall?

Pörschmann: Die historische Performance und der Management-Ansatz müssen in Ordnung sein. Der Gamut Fonds zum Beispiel kostet sogar 3,5 Prozent Verwaltungsgebühr und 30 Prozent Erfolgshonorar. Trotzdem schlägt er seit zehn Jahren in Sachen Wertentwicklung die Konkurrenz. Bei solchen Qualitätsprodukten wird es auch in Zukunft heißen: Willst du ihn haben, musst du auch den Preis dafür zahlen.

INFO: Thorsten Pörschmann (40) ist seit Oktober 1996 Geschäftsführer der Nordtreuhand in Bremen. Dort ist er verantwortlich für das Portfoliomanagement, Research und die Asset Allocation. Außerdem ist er Berater für Alternative Investments. Daneben lehrt er Wertpapieranalyse an der Management-Akademie in Celle, Investmentanalyse an der Haufe-Akademie und gibt diverse Seminare. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Diplomkaufmann Pörschmann ist außerdem seit 1994 Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Investmentberater (BVDI).
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