Osteuropa-Wachstumsdynamik = Aufschwung ohne Ende?

Anlageinstrumente, Asset Allocation, Portfoliotheorie, Diskussionen und wissenschaftliche Beiträge

Moderatoren: oegeat, The Ghost of Elvis

Antworten
Benutzeravatar
The Ghost of Elvis
Trader-insider Experte
Beiträge: 1745
Registriert: 12.06.2005 11:35
Wohnort: München Unterhaching

Osteuropa-Wachstumsdynamik = Aufschwung ohne Ende?

Beitrag von The Ghost of Elvis »

Nach einem sensationellen Jahr auf den Finanzmärkten Zentral- und Osteuropas mit einem kräftigen Konjunkturschub stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit dieses Trends. Die Wachstumsdynamik sollte sich im Laufe des Jahres 2006 weiter beschleunigen, so Peter Brezinschek, Chefanalyst der RZB AG. Dabei dürfte die Dynamik in allen drei Regionen Zentraleuropa (CE), Südosteuropa (SEE) sowie der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (CIS) Bestand haben. Für CE (neue EU-Mitgliedsstaaten) erwartet Peter Brezinschek ein durchschnittliches reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,5 Prozent nach 3,8 Prozent im Jahr 2005. „Herausragen wird hier die Slowakei mit schätzungsweise 5,7 Prozent, die von dem Boom der Investitionen besonders profitiert.“ GUS-Staaten weiterhin Wachstums-Spitzenreiter In der Region ausgeglichen sieht der Experte die Wachstumsaussichten für SEE (Südosteuropa)mit 5,0 Prozent nach 4,5 Prozent im Vorjahr weiter nach oben gerichtet. Hier macht sich der europäische Integrationsprozess von Bukarest bis Tirana positiv bemerkbar. Am stärksten dürfte jedoch weiterhin die GUS-Region expandieren. Dabei würde der durchschnittliche BIP-Anstieg von rund 5,5 Prozent ohne den Sonderfall Ukraine noch kräftiger ausfallen. Insgesamt ist das Wachstum in Zentral- und Osteuropa sowohl auf Binnen- als auch Exportnachfrage breit abgestützt. Problematisch ist in den GUS-Staaten und teilweise am Balkan (Serbien, Rumänien) noch immer die Inflation. Dies gilt insbesondere für die Ukraine, die nach dem neuen Gasabkommen eine Beschleunigung der Teuerungsrate von 11,0 auf 17,0 Prozent erfahren könnte. Ukraine – Wachstumsknick nach Gasstreit „Die schlagartige Energiepreisverteuerung wirkt wie ein externer Schock auch auf die Wachstumsentwicklung negativ“, so Brezinschek. „Die hohe Energieabhängigkeit großer Industrieteile, wie Chemie, Metall und Metallverarbeitung, Maschinenbau und Stahl und die klare Exportorientierung mit 52,0 Prozent der Wirtschaftsleistung drosseln 2006 das BIP-Wachstum auf 0,5 Prozent“. Für 2007 erwartet Brezinschek wieder eine Steigerung auf 3,5 Prozent. Die auf diese Weise abnehmende Wettbewerbsfähigkeit dürfte in der Folge auch zu einer negativen Leistungsbilanz führen. Auf Grund der unklaren Aussichten ist auch ein vorüber gehender Rückgang der Auslandsinvestitionen zu befürchten. Insgesamt könnte die ukrainische Hryvnia (UAH) damit im ersten Halbjahr gegenüber dem US-Dollar von aktuell 5,05 auf 5,20 abwerten. Langfristig bietet die Energieverteuerung der Ukraine die Chance, die Energieeffizienz drastisch zu steigern – immerhin verbraucht die Ukraine 4,5-mal soviel Energie je Produktionseinheit für das Bruttoinlandsprodukt wie Österreich. Brezinschek erwartet eine deutliche Investitionsbelebung spätestens im zweiten Halbjahr 2006. Da die Realzinsen negativ sind (nominelle Zinsen bei 10,5 – 11 Prozent abzüglich jahresdurchschnittliche Inflation von 15Prozent ergibt minus 4 - 4,5 Prozent), stellt dies für die Unternehmen einen Anreiz zur Produktivitätsverbesserung dar. Das Wahlergebnis im März wird hier mitentscheidend sein. 2006 Superwahljahr in CEE Wie überhaupt 2006 ein Superwahljahr in Osteuropa sein wird, das sich im Hinblick auf die Finanzmärkte im Wesentlichen auf die Währungen auswirken wird. Denn die neuen politischen Konstellationen sind ausschlaggebend für den Euro-Fahrplan der neuen EU-Staaten. In Ungarn (April 2006) etwa wird unabhängig vom Wahlausgang eine Verschiebung der Euro-Einführung auf 2012 oder 2013 zementiert werden, da hier noch viele Reformschritte nötig sind, bevor die Währungsunion spruchreif wird. Um den Wahltermin könnte der Ungarische Forint (HUF) bis 260 zum Euro abwerten, um sich danach wieder zu stabilisieren. In Tschechien (Juni 2006) dürfte bei einem Wahlsieg der Sozialdemokraten der Beitritt zum Europäischen Wechselkursmechanismus EWS II 2007 erfolgen und damit der angepeilte Euro-Eintrittstermin 2010 halten. In der Slowakei (Herbst 2006) haben die Koalitionsparteien derzeit keine Mehrheit. Die aktuell führende linkspopulistische SMER spricht sich gegen eine rasche Euro-Einführung und möglicherweise sogar eine Revision erfolgreicher Reformen aus. Tendenziell positive Entwicklung bei Währungen Insgesamt dürften die Ostwährungen 2006 gegenüber dem Euro zulegen können, auch wenn die Zinstalfahrt der letzten Jahre beendet ist. Vereinzelt sind sogar Zinsanhebungen wahrscheinlich. Dies gilt beispielsweise für Tschechien, wo die Zinspolitik hinkt jener der EZB nachhinkt, oder der Slowakei. Bei anhaltender Aufwärtsbewegung der Währungen wird sich der Trend zur Renditeannäherung an die Eurozone insbesondere im zweiten Halbjahr 2006 verfestigen. Es dürfte zwar bessere Einstiegszeitpunkte als das aktuelle Kursniveau geben, doch auf Jahressicht bieten langlaufende PLN- (4,8 Prozent), HUF- (6,7 Prozent) und RON-Staatsanleihen (6 - 6,5 Prozent) ein attraktives Investment.
Neue Rekordstände an den Börsen
Am Aktienmarkt ist aufgrund der Fundamentaldaten ein Ende der Rekordjagd noch nicht in Sicht
. Der Jahresstart hätte mit plus 5 Prozent (Polen, Tschechien) bis 14 Prozent (Russland) nicht fulminanter ausfallen können. Der generelle Gewinnwachstumstrend für die gesamte Region Zentral- und Osteuropa wird mit 15 Prozent beinahe doppelt so hoch geschätzt wie in der Eurozone (+7,9 Prozent). Dennoch hält Brezinschek die Gewinnprognosen in einigen Ländern für zu vorsichtig angesetzt, so dass positive Überraschungseffekte den Aktienkursen weiterhin Auftrieb geben sollten. Die Kursziele der RZB für März liegen beim RTSI bei 1.350 (akt.1.277), beim BUX 23.500 (akt. 22.300) beim WIG 20 bei 2.950 (akt. 2.835) und beim PX50 bei 1.580 (akt. 1.518). Parallel zu den etablierten Märkten muss ab dem Frühjahr mit einer heftigen Korrektur im Ausmaß von gut 15 Prozent von den Höchstständen gerechnet werden. Doch im Verlauf des zweiten Halbjahres sollten sich die günstigen Rahmenbedingungen wieder durchsetzen und im vierten Quartal für neue Jahreshöchststände sorgen. Die RZB-Branchenfavoriten sind Finanz, Öl/Gas sowie in Russland Telekommunikation. In der CEE-Asset Allocation der RZB werden dementsprechend Aktien mit 60 Prozent gegenüber Anleihen mit 40 Prozent deutlich übergewichtet. Die Favoriten sind dabei Russland vor Ungarn und Rumänien.
Quelle: FONDS professionell
Benutzeravatar
The Ghost of Elvis
Trader-insider Experte
Beiträge: 1745
Registriert: 12.06.2005 11:35
Wohnort: München Unterhaching

Europäische Wahrungsunion im Fokus

Beitrag von The Ghost of Elvis »

W&W Asset Management :

Die Wüstenrot & Württembergische Asset Management GmbH (W&W AM) ist für die Konjunkturentwicklung der neuen EU-Mitglieder Polen, Ungarn, Tschechien und Slowakei auch in diesem Jahr optimistisch gestimmt.

Sie gehe daher davon aus, dass der dynamische Wachstumspfad dort beibehalten werde. Die Volkswirtschaften der ersten EU-Osterweiterungsrunde hätten im vergangenen Jahr ein zunehmend dynamischeres Wirtschaftswachstum verzeichnet. Dazu hätten trotz der eher zurückhaltenden Nachfrage wichtiger westeuropäischer Handelspartner sowohl die Exporte, als auch der inländische Konsum beigetragen, der von Lohnzuwächsen profitiert habe. Auch die Investitionen hätten 2005 wieder deutlich angezogen. Dafür seien zum Einen Infrastruktur-Projekte verantwortlich und zum Anderen die nach wie vor hohe Attraktivität der dortigen steuergünstigen Wirtschaftsstandorte innerhalb der Europäischen Union.

Weiter in die Ferne rücke nach Meinung der W&W AM allerdings der Beitritt dieser Länder zur Europäischen Wahrungsunion. Eine Ausnahme bilde die Slowakei, die seit November 2005 dem "EWS-II" angehöre. Das sei ein Wechselkursverbund für EU-Länder, die Mitglied der Europäischen Währungsunion wollen würden. Dagegen habe dieses Ziel für die anderen drei Staaten anscheinend keine oberste Priorität mehr. So würden diese Länder wenig unternehmen, durch notwendige Reformen wie etwa zum Abbau der hohen Haushaltsdefizite die Maastrichtkriterien zu erfüllen. Die W&W AM rechne daher erst nach 2010 mit einem Beitritt zur Europäischen Währungsunion. Eventuell brächten die anstehenden Wahlen in diesem Jahr in Ungarn, Tschechien und der Slowakei mehr Klarheit über die Absichten der Regierungen.
Ernesto Chevantonn

Vontobel erwartet weitere Korrekturen in Osteuropa

Beitrag von Ernesto Chevantonn »

"
Günstige Bewertung täuscht.

Noch Ende April lag der Vontobel Central and Eastern European Equity unter 45 auf Osteuropa spezialisierten Aktienfonds abgeschlagen auf dem letzten Platz. Auch mit dem im April erzielten Zuwachs blieb der von Günter Faschang betreute Fonds hinter der Konkurrenz und dem Index zurück (siehe Tabelle).

Seit Anfang Mai jedoch hat sich das Blatt gewendet. Denn trotz der kräftigen Kursverluste in Osteuropa konnte Faschang mit seiner vorsichtigen Anlagepolitik die eigenen Verluste begrenzen.

Weil die jüngste Abwärtsbewegung an den Weltbörsen von Rohstofftiteln angeführt wurde und in Osteuropa besonders heftig ausfiel, verloren manche Fonds seit Ende April mehr als 15 Prozent an Wert. Faschang hingegen hält bereits seit Sommer vergangenen Jahres russische Öl- und Rohstoffwerte, die in vielen anderen Osteuropa-Fonds einen Schwerpunkt bilden, für überbewertet. So ist zuvor die Rally von Titeln wie Lukoil oder Gazprom zwar an seinem Fonds komplett vorbeigegangen. Bei dem jüngsten Kursrutsch verlor das Portfolio dafür aber nur sechs Prozent.

„Im März und April haben wir auch Titel aus anderen Sektoren verkauft, so dass die Aktienquote zu Beginn der Turbulenzen weniger als 70 Prozent betragen hat", erläutert der Vontobel-Manager seine Strategie. Rund ein Viertel des Portfolios bestehe zudem aus eher schwankungsarmen Immobilienaktien.

Faschang gibt sich zuversichtlich, auch in den kommenden Monaten weiter Boden gutmachen zu können. „Die Korrektur in Osteuropa ist noch nicht vorbei“, warnt er. Käme es angesichts weiter steigender US-Zinsen zu einem scharfen Einbruch der Weltkonjunktur, sei ein Minus von noch einmal 30 Prozent wohl unumgänglich.

Und selbst bei einer sanften Landung sieht sich Faschang gegenüber der rohstofflastigen Konkurrenz im Vorteil: „In diesem Fall kommt es früher oder später zu Umschichtungen von zyklischen Werten in eher defensive Branchen wie Immobilien oder Telekom.“ Auch das Argument, viele Öl- und Rohstofftitel seien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von zehn oder elf nach wie vor moderat bewertet, teilt er nicht. „Der Gewinn eines zyklischen Unternehmens kann sich schnell halbieren, deshalb ist das KGV für eine Ölaktie kein geeigneter Maßstab.“

Deutlich positiver beurteilt Lars Dollmann die Perspektiven für osteuropäische Aktien. Der Manager des auf Sicht von zwölf Monaten exzellent positionierten Deka-Convergence-Aktien CF hofft auf eine baldige Bodenbildung und eine anschließende, auch von den Rohstoffwerten getragene Erholung. „Der Ölpreis bleibt auf absehbare Zeit hoch, und auch bei vielen anderen Rohstoffen bleibt das Angebot knapp“, sagt er. Insgesamt machen Energie- und Rohstoffaktien derzeit rund 40 Prozent des Deka-Convergence-Aktien CF aus.
[07.06.2006] Thomas Wilkens, Der Fonds
"

entnommen aus "wiwo"
Antworten