Der tuerkische Aktienmarkt ist ein fallendes Messer!

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Papstfan
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Der tuerkische Aktienmarkt ist ein fallendes Messer!

Beitrag von Papstfan »

(DER FONDS)
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„Obwohl die Bewertungen am türkischen Aktienmarkt derzeit ein sehr günstiges Niveau erreicht haben, ist der Einstieg nur für mutige Anleger geeignet“, warnt Mike Bayer, Manager des Aktienfonds Türkei 75 Plus (WKN 989 402) von der Ceros Vermögensverwaltung. Mit DER FONDS.com sprach Bayer über die aktuelle Situation am Bosporus und wie sich Anleger am besten verhalten sollten.
DER FONDS.com: Der türkische Aktienindex ISE 100 hat an einem Tag rund 2,7 Prozent abgegeben. Zuvor war er innerhalb von drei Tagen von rund 36.000 auf knapp 39.000 Punkte gestiegen. Anfang Mai lag er allerdings noch bei knapp 45.000 Punkten. Woher kommt diese Jojo-Börse?

Mike Bayer: Es ist das alte Spiel: Die Schwellenländerbörsen vollziehen die Kursschwankungen der internationalen Märkte überproportional stark nach. Weil dort die Nervosität derzeit sehr groß ist, kann auch der türkische Aktienmarkt nicht ruhiger werden.

DER FONDS.com: Gibt es noch weitere Gründe?

Bayer: Die türkische Inflation war mit jährlich 8,8 Prozent im April höher ausgefallen als erwartet. Die Marktteilnehmer fürchten nun, dass deshalb die türkische Zentralbank die Zinsen erhöhen könnte. Das wiederum würde die Wirtschaft und den Aktienmarkt ausbremsen. Die Frage ist, ob die April-Inflation nur ein kleiner Schlenker nach oben war oder der Beginn eines neuen Trends. Das wird sich in den kommenden Monaten entscheiden.

DER FONDS.com: Wovon gehen Sie aus?

Bayer: Das Bild ist geteilt. Einerseits haben sich die Rohstoffpreise stabilisiert, die massiven Geldabflüsse aus der Türkei bremsen die Wirtschaft bereits etwas aus, und die Staatsausgaben sind noch immer diszipliniert. Diese Gründe sprechen gegen eine höhere Inflation. Allerdings könnten durch das noch immer hohe Wirtschaftswachstum die Preise in der Türkei steigen. Ich denke, dass die ersten drei Gründe überwiegen und die Inflation sich stabilisieren wird.

DER FONDS.com: Wie sollten sich die Anleger angesichts der vielen Unsicherheiten am besten verhalten?

Bayer: Für einen Ausstieg ist es wegen des jüngsten Kursrutsches bereits zu spät. Mutige Anleger könnten allerdings erste Positionen aufbauen, da das Kurs-Gewinn-Verhältnis der türkischen Aktien im Schnitt schon knapp unter 10 gerutscht ist, das ist sehr günstig. Zudem ist trotz der enormen Mittelabflüsse eine Finanzkrise bisher ausgeblieben, was für die Stabilität des türkischen Finanzwesens spricht. Doch auch die kann jederzeit kippen. Technisch gesehen ist der türkische Aktienmarkt ein fallendes Messer, in das man nicht so einfach greifen sollte.

DER FONDS.com: Was sollten die etwas risikoscheueren Anleger machen?

Bayer: Sie sollten besser warten, bis sich die Kursschwankungen der türkischen Lira und der Aktienkurse auf rund 2 Prozent am Tag stabilisiert haben. Wenn sich dazu noch ein Boden gebildet hat, ist der Einstieg sehr gut möglich. Sicherheitsorientierte Anleger sollten den türkischen Markt ganz meiden, denn er ist ein Schwellenmarkt und damit noch immer risikoreich.

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ora et labora!
Gottfried Adoube

Beitrag von Gottfried Adoube »

Dieser Experte (s.unten) ist noch skeptischer und empf., besser Euro-anleihen der Türkei zu kaufen und nichts in Türk. Lira.


(DER FONDS) " Türkische Lira-Anleihen seien aufgrund der stark schwankenden Währung eine heikle Sache, meint Christof Kessler von der Oppenheim Kapitalanlagegesellschaft. Der Leiter des Rentenmanagements bevorzugt daher die Euro-notierten Anleihen vom Bosporus. Was dort in diesem Jahr noch zu holen ist, verriet er im Gespräch mit DER FONDS.com.
DER FONDS.com: Die aktuelle Korrektur auf den weltweiten Finanzmärkten hat auch vor dem türkischen Rentenmarkt nicht halt gemacht. Was ist genau passiert?

Christof Kessler: Die türkische Währung Lira hat seit Jahresbeginn rund 25 Prozent gegenüber dem Euro verloren. Zudem sind die Zinssätze im Inland um rund 5 Prozent gestiegen, was zu Kursverlusten der Anleihen führte. Eine fünfjährige Lira-Anleihe hat somit insgesamt rund 35 Prozent an Wert verloren. Bei den Euro-notierten Anleihen hat sich der Renditeaufschlag gegenüber Euroland-Staatsanleihen um 0,7 Prozentpunkte erweitert. Eine fünfjährige Anleihe hat gegenüber einer vergleichbaren Bundesanleihe rund 2 Prozentpunkte an Kurswert verloren.

DER FONDS.com: Warum ist das passiert?

Kessler: In den etablierten Rentenmärkten sind die Renditen in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Sie sind damit eine immer lukrativere Konkurrenz zu Investments in den Schwellenländermärkten. Die Anleger haben im Mai daher zunehmend Geld aus den risikoreicheren Emerging Markets in die etablierten Bondmärkte umgeschichtet. Hinzu kam, dass die türkische Inflation im April höher als erwartet ausfiel. Das hat Inflationsängste geschürt.

DER FONDS.com: Die Türkei will erstmalig seit 1999 wieder inflationsgebundene Lira-Anleihen begeben. Wie werten Sie diesen Plan?

Kessler: Es ist ein guter Weg, die Anleger mit Inflationsängsten zu beruhigen und wieder ins Land zu holen. Neben dem tatsächlichen Inflationsschutz ist es ein Signal der Regierung an die Anleger, dass sie die Inflation wirklich niedrig halten will. Denn eine höhere Inflation würde ja auch die Zinszahlungen der Türkei steigen lassen. Für den Anleger sind inflationsgebundene Anleihen sicherer als normale, weil der Kupon mit der Inflation steigt. Da sich der Zinskupon anpasst, werden Kurseinbrüche durch gestiegene Marktrenditen verhindert.

DER FONDS.com: Wie verhalten Sie sich nun mit Ihren Rentenfonds?

Kessler: In der Türkei investieren wir nur in Euro-Anleihen, denn die Lira ist uns als Währung zu volatil. Die Euro-Anleihen erscheinen uns dagegen inzwischen wieder sehr lukrativ, denn das fundamentale Umfeld ist positiv und die Bonität stabil. Wir haben dort keine Finanzkrise.

DER FONDS.com: Wie viel wird mit türkischen Euro-Anleihen in diesem Jahr zu verdienen sein?

Kessler: Ich denke, dass sich der Renditeaufschlag gegenüber der zehnjährigen Bundesanleihe um etwa 0,5 Prozentpunkte wieder einengen wird. Das hieße, dass der Kurs einer zehnjährigen Euro-notierten Türkei-Anleihe um rund 3 Prozent steigen würde – vorausgesetzt, das Renditeniveau am Euroland-Rentenmarkt bleibt insgesamt unverändert. Weil die aktuelle Anleiherendite bei 5,8 Prozent im Jahr liegt, kommen bis zum Jahresende noch rund 3 Prozent hinzu. Also sind insgesamt etwa 6 Prozent bis zum Jahresende durchaus machbar.

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