Wie lange kann die Euroschwäche anhalten ?

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martinsgarten
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Wie lange kann die Euroschwäche anhalten ?

Beitrag von martinsgarten »

08.06.01Bewerten Geschichte der D-Mark lehrt: Euro-Schwäche kann andauern von Peter Bofinger

Mit der erneuten Talfahrt des Euro zeigt sich, dass Gemeinschaftswährung noch immer keinen festen Boden gegenüber dem Dollar gefunden hat.
Für die Analysten stellen sich die schwierigen Fragen, wie lange die Euroschwäche noch anhält und bei welchem Kursniveau die Wende erreicht ist.

Was das Prognose-Geschäft derzeit so schwierig macht, ist die immer deutlicher zu Tage tretende Tatsache, dass sich der Euro-Dollar-Kurs von fundamentalen ökonomischen Faktoren wenig beeindrucken lässt.
Hieß es nicht lange Zeit, der Euro sei schwach, weil die Vereinigten Staaten einen Zinsvorsprung gegenüber Euroland aufwiesen?
Seit dem 15. Mai 2001 hat sich der Renditevorsprung in sein Gegenteil verkehrt, doch geholfen hat dies dem Euro nicht. Noch populärer war in den beiden letzten Jahren die These, die überaus dynamische US-Konjunktur stärke den Dollar gegenüber den Währungen mit geringerem Wachstum. Mit einem für 2001 erwarteten Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts von knapp 2,5 Prozent kann Euroland zwar nicht ganz zufrieden sein, aber es reicht allemal aus, um endlich wieder einmal die Vereinigten Staaten abzuhängen, die mit einem Zuwachs von bestenfalls 1,5% rechnen dürfen. Aber auch in diesem Fall konnte der Euro von dieser deutlichen Verbesserung seiner Fundamentaldaten bisher nicht profitieren. Auch die Steuersenkungen in zahlreichen Mitgliedsländern der Währungsunion und die Rentenreform in Deutschland haben dem Euro wenig gebracht.

Die anhaltende Euro-Schwäche belegt damit eine alte Erfahrung:
Wenn man die Determination des Wechselkurses dem freien Spiel des Devisenmarktes überlässt, muss man nicht nur kurzfristig, sondern auch über mehrere Jahre hinweg mit Kursverläufen rechnen, die wenig mit den tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklungen zu tun haben.
Jeder Versuch, die Zukunft des Euro-Kurses mit Zinssätzen, realem Wachstum oder auch strukturellen Reformen zu prognostizieren, muss daher zwangsläufig scheitern.

Die einzig seriöse Hilfestellung, die man bei der Vorhersage von Wechselkursen finden kann, sind historische Kursverläufe.
Sie erlauben zwar keine konkreten Prognosen, zeigen aber zumindest, mit welchen Ausschlägen man in einem System flexibler Kurse rechnen muss.

Einen wichtigen Anhaltspunkt für die weitere Entwicklung des Euro bietet der Dollar-Kurs der DM in den Jahren von 1980 bis 1985.
Berechnet man die DM zu ihrem Euro-Umrechnungskurs von 1,95583 DM je Euro, dann lag ihr Dollar-Kurs Anfang 1980 bei 1,13 Dollar und damit nur geringfügig unter dem Startkurs des Euro von 1,18 Dollar. Zweieinhalb Jahre später, Ende Juni 1982, war die D-Mark auf einen Stand von 0,80 Dollar gefallen, der vom heutigen Kursniveau des Euro ebenfalls nicht weit entfernt ist. Doch damit war das Ende der Fahnenstange noch lange nicht in Sicht. Es dauerte noch einmal 33 Monate, bis am 25. Februar 1985 der historische Tiefstwert von 3,47 DM/Dollar (oder 0,56 Dollar je Euro) erreicht war.

Einem ähnlich lang anhaltenden Kursverfall sah sich der Dollar in der ersten Hälfte der neunziger Jahre gegenüber dem Yen ausgesetzt.
Der Yen-Kurs rutschte dabei von fast 160 Yen/Dollar im April 1990 auf nur noch 81 Yen im April 1995.

So gesehen könnte die Euro-Schwäche durchaus noch bis zum Jahr 2004 andauern - völlig unabhängig davon, wie sich die Wirtschaft in Euroland oder in den USA entwickeln wird.
Die historischen Erfahrungen zeigen, dass dies kein Grund zur Panik sein müsste.
So ging in Deutschland - trotz der anhaltenden DM-Schwäche - die Inflationsrate von 6,0 Produkt im Juni 1982 auf 2,3 Produkt im Februar 1985 zurück. Mit der Europäischen Währungsunion befinden wir uns zudem in der komfortablen Lage, dass sich Spannungen gegenüber dem Dollar nicht mehr in Währungskrisen zwischen den europäischen Währungen niederschlagen können.

Gelassenheit ist geboten

Wenn sich der Euro tatsächlich weiterhin auf den Kurspfaden der DM in den achtziger Jahren bewegen sollte, wären die Politiker und Notenbanker gut beraten, sich ähnlich zu verhalten wie ihre Vorgänger.
Ein Blick in die Zeitungsarchive zeigt, wie ruhig und gelassen damals in Deutschland auf den anhaltenden Kursverfall der D-Mark reagiert worden ist.

Peter Bofinger ist Professor für Volkswirtschaftslehre in Würzburg
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„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
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martinsgarten
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Beitrag von martinsgarten »

Ist die Krise Absicht oder einfach so passiert ?
Und das Thema Euro.
Goldmann Sachs,
Ackerman und die DB.
Jörg Asmunssen


Beitrag von Jürgen Elsässer
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AltF4
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Beitrag von AltF4 »

Sehr gute Erklärung und Gutes Bild!

Ansonsten kann ich mich Professor Bofinger anschließen. Gelassenheit ist bei den Notenbankern, Politiern und beim Volk geboten. Bei der Industrie nicht. Die sollte die Euro-Abwertung ausnutzen um die Exporte anzukurbeln. Was ja zum großen Teil auch schon geschieht.

Aber die "dummen" oder gekauften sogenannten Journalisten werden es per Meinungsmache schon (zugrunde) richten. Aber man kann es ja nutzen, hier im Board wird gezeigt wie :D
Nur meine Meinung, alles kann, aber nix muß!
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