Währungskrieg 2010

Allgemeine Markteinschätzungen, Analysen der Währungen sowie Betrachtungen der Konjunkturnews.

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martinsgarten
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Währungskrieg 2010

Beitrag von martinsgarten »

Chaos an der Währungsfront
Die einen (USA) haben keine Inflation udn die anderen (in diesem Fall Indien) eine Teuerung von um die 8%.
Dabei müßte gerade Indien bei einer Aufwertung der Währung zum USD die Rohstoffe (u.a. Oel) billiger einkaufen können.
Schon sehr seltsam :wink:


Abwertungswettlauf - Auch Indien will Währung schwächen
China, Brasilien, Thailand, Japan, USA: Die Liste der Länder, die den Wert ihrer Währung aktiv drücken oder eine Schwäche in Kauf nehmen, wird immer länger.
Indien bringt das eigene Wachstum in die Bredouille – an der Börse und in der Industrie. von Christine Mai Frankfurt

Indien positioniert sich im globalen Abwertungswettlauf.
Hochrangige Mitglieder der Zentralbank des Landes stellten Interventionen am Devisenmarkt in Aussicht, um den Anstieg der Rupie einzudämmen.
Der Gouverneur der Reserve Bank of India, Duvvuri Subbarao, sagte am Freitag, die Notenbank beobachte den Wechselkurs und werde eingreifen, wenn Kapitalzuflüsse "klumpig und volatil" seien und der Wirtschaft zu schaden drohten. Ähnlich äußerte sich sein Stellvertreter Subir Gokarn.

Die indische Rupie klettert unaufhaltsam
Der Subkontinent folgt damit anderen Schwellenländern wie Brasilien und Thailand, die sich gegen den Fluss von "heißem Geld" und die damit verbundene Aufwertung der heimischen Währung stemmen.
Auch einige Industriestaaten sind aktiv:
Japan interveniert, um den starken Yen zu drücken, während die USA in Kauf nehmen, dass ihre ultralockere Geldpolitik den Dollar kräftig abwerten lässt.
Das hat Furcht vor einem Währungskrieg und einem Erstarken des Protektionismus geweckt, zumal sich die internationale Staatengemeinschaft beim Jahrestreffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) am vergangenen Wochenende nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigte.
Indien ist bei Investoren gefragt.
Hintergrund sind das starke Wachstum und vergleichsweise hohe Zinsen
.
Nach Prognosen des IWF wird das Bruttoinlandsprodukt des Landes 2010 um 9,7 Prozent zulegen.
Die Reserve Bank of India hat die Zinsen seit März um 1,25 Prozentpunkte auf 6% angehoben.
Weitere Erhöhungen sind wahrscheinlich:
m September legte die Teuerung mit 8,62 Prozent zum Vorjahr stärker zu als erwartet.

Im August hatte das Plus noch bei 8,5 Prozent gelegen.
Und in Europa und den USA keine Inflation ? :lol:
Damit würden Vermögenswerte in Indien noch attraktiver.
Investoren haben in diesem Jahr umgerechnet rund 23 Mrd. Dollar an den Aktienmärkten des Landes investiert, ein Rekord.
Der Leitindex Sensex hat seit Jahresbeginn rund 15 Prozent zugelegt - und damit die beste Entwicklung unter den zehn größten Aktienmärkten der Welt hingelegt.
Auch die Rupie steigt: Allein seit Anfang September hat sie um 6,8 Prozent aufgewertet.
Sicher gegen den USD- also relative Aufwertung.
Aber auch gegen den Chin. Yuan
.
Dabei wirkt sich auch der für kommende Woche geplante Börsengang von Coal India aus: Investoren wetten darauf, dass der Börsenstart weiteres Geld aus dem Ausland anziehen wird.
Mit dem bisher größten Parkettdebüt in Indien will der weltgrößte Kohleminenbetreiber rund 151 Mrd. Rupien erlösen.
Am Freitag kletterte die indische Valuta (INR) zeitweise auf 43,95 je Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Ende August 2008.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters kaufte die Zentralbank bereits am Donnerstag Dollar.
Subbarao wollte sich nicht dazu äußern und auch keine weiteren Details zu möglichen Interventionen nennen.
Für Indien sind Interventionen heikler als für viele andere Länder, gerade in Asien.
In den vergangenen Monaten hielt die indische Zentralbank still, weil sich das Leistungsbilanzdefizit stetig ausweitete.
Angesichts des starken Wachstums importieren indische Unternehmen viele Maschinen und Rohstoffe.
In den drei Monaten bis Ende Juni schwoll das Leistungsbilanzdefizit auf den Rekordwert von 13,7 Mrd. Dollar an. Die Kapitalzuflüsse aus dem Ausland helfen dabei, dieses Minus zu finanzieren.
"Es läuft auf einen Balanceakt hinaus", sagte Vize-Gouverneur Gokarn mit Blick auf mögliche Interventionen.
"Wir müssen sicherstellen, dass es genug Geld gibt, um unser Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren, aber gleichzeitig dürfen wir Menschen keinen ernsten Schaden zufügen, deren Wettbewerbsfähigkeit untergraben wird, ohne dass sie etwas dafür können."
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Beitrag von oegeat »

indien Bild hat den Nifty ..... Link Live

näheres hier........

dazu passend auch ...

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martinsgarten
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Beitrag von martinsgarten »

Weltkrieg der WährungenVeröffentlich am 16.10.2010 10:48:00 Uhr von Diverse
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Währungen sterben langsam. Selten gehen sie mit jenem hyperinflationären Todesschrei von uns wie 1923 die Mark des Deutschen Reichs. In unserer Zeit ist es der amerikanische Dollar, der ums Überleben kämpft. Sein Dahinscheiden vollzieht sich fast unmerklich.
Der Greenback, über Generationen Inbegriff von Einfluss und Wohlstand, verabschiedet sich durch die Hintertür der Geschichte.

Amerika wird noch auf zwei oder drei Jahrzehnte die größte Wirtschaftsmacht der Welt sein, doch seine Währung ist krank.
Als Todesursache wird man dereinst eine Überdosis an Schulden vermerken:

14 Billionen Dollar hat sich allein der amerikanische Staat aufgebürdet, dazu kommen Verbindlichkeiten der Sozialkassen, der Unternehmen, der Privaten, die sich konservativen Berechnungen zufolge auf weitere 50 Billionen Dollar summieren.
Insgesamt türmen sich die Schulden der USA auf das Vierfache ihrer Wirtschaftskraft. Amerikas Sucht nach Kredit macht den Greenback von Jahr zu Jahr kränker, schwächer, hinfälliger.

Eine Banknote ist nichts anderes als ein Schuldschein, und immer mehr Menschen auf der Welt zweifeln daran, dass Amerika sein Versprechen wird einlösen können, das viele geborgte Geld zurückzuzahlen.
Die Devisenmärkte reagieren unmittelbarer als die schwerfälligen Ratingagenturen, die für die Kreditwürdigkeit eines Staates Noten vergeben - und sich dafür von dem Benoteten bezahlen lassen.
Während Amerika weiter mit dem Spitzenrating »AAA« protzen kann, sprechen die Devisenmärkte eine andere, unverblümte Sprache.
Der Wechselkurs des Dollar weist allen kleinen Gegenbewegungen zum Trotz nach unten.

Noch wirken die Wertverluste zu anderen Währungen nicht spektakulär. Zum Euro hat sich der Dollar seit dem Jahr 2000 um rund ein Drittel abgeschwächt,
zum Schweizer Franken um mehr als 40 Prozent.
Sogar zum Yen des überalterten und sklerotischen Japan beträgt das Minus fast ein Fünftel.
Diese Entwicklung hat nichts mit einer etwaigen Stärke der anderen zu tun. Auch die übrigen Währungen leiden unter der exzessiven Kreditaufnahme ihrer Regierungen, auch die übrigen Währungen werden durch die Überdosis an Schulden vergiftet. Das »Griechenland-Drama« und der über Irland oder Portugal kreisende Pleitegeier gemahnen die Europäer daran, dass auch der Euro sterblich ist.

Keine Währung jedoch ist so angeschlagen wie der Dollar.
Wie ernst es um den Greenback steht, offenbart der Goldpreis.
In Unzen des Edelmetalls gemessen, hat der Dollar in der zurückliegenden Dekade etwa 80 Prozent seines Wertes eingebüßt.
Der traditionellen Währung Gold fliegt das Vertrauen der Anleger zu. Münzen und Barren aus Edelmetall wird zugetraut, Werte zu erhalten, Sicherheit zu bieten, überall akzeptiert zu sein - Eigenschaften, auf die der Greenback noch vor nicht allzu langer Zeit das Monopol zu haben schien. Das gelbe Metall wird zum Anti-Dollar und damit zur Nemesis Amerikas.

Bis 1971 bildeten Gold und Dollar eine Einheit.
Der Greenback war stark, weil er sicher auf den Edelmetall-Massen in Fort Knox ruhte.

Dann löste Richard Nixon diese Bindung mit einem Federstrich auf. Die Amerikaner lernten, die unerträgliche Leichtigkeit des Papier-Dollar zu lieben. Mehr als das: Nixon und seine Nachfolger entdeckten, wie gut sich eine Leitwährung als Machtmittel einsetzen ließ:
Amerika überflutete die Welt mit Schuldscheinen - und schuf so geopolitische Abhängigkeiten.
Der Dollar wurde zur entscheidenden Division des Washingtoner Machtapparats im weltweiten Kampf um ökonomische Dominanz.
Nun kehren sich die globalen Abhängigkeitsverhältnisse um.

Die Entscheidungen über das Wohlergehen des Dollar fallen längst nicht mehr in Washington allein. Eingeweihte blicken nach Peking: China hat die amerikanische Währung in den vergangenen Jahren wie kein anderes Land gestützt. Unentwegt kaufte das aufstrebende Reich der Mitte Dollars und Dollar-Papiere.
Die Supermacht des Kommunismus hilft der Supermacht des Konsumismus. So konnte sich der Greenback über Wasser halten.
Bisher. Äußerlich betrachtet ist die Volksrepublik ein Schwellenland, das seine Währung eng an die globale Leitwährung Dollar gebunden hat.

Äußerlich betrachtet will Peking damit Handel und Geldwert des Yuan stabilisieren. Äußerlich betrachtet befinden sich die amerikanische und die chinesische Ökonomie in einem Prozess der »Superfusion« zum Vorteil beider. Doch wer unter die Oberfläche blickt, erkennt:
Die Dollarbindung des Yuan ist alles, nur kein Zeichen echter freundschaftlicher Verbundenheit.

Die Konsumenten in Los Angeles, Chicago und New York mögen sich über die billigen Produkte »made in China« freuen.
Weit mehr noch aber freuen sich die kommunistischen Machthaber in Peking. Die Währungsehe zwischen Yuan und Dollar könnte sich für Amerika als Umarmung des Todes erweisen. Nie war eine Großmacht finanziell stärker von einer anderen Großmacht abhängig als heute die Vereinigten Staaten von China.

Trotz der vorgeblichen »Flexibilisierung« vom Juni 2010 ist der Yuan praktisch an den Dollar gekoppelt. Das gilt jedoch auch umgekehrt:
Der Dollar ist an den Yuan gefesselt.
Pekings Devisenprotektionismus erlaubt es den Exporteuren des Riesenreichs, Konkurrenten sukzessive zuerst zu unterbieten, als nächstes auszuschalten und auf diese Weise einen strategischen Markt nach dem anderen zu erobern.

Pekings Strategie erinnert an das listige Vorgehen Tokios in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg - nur dass China einen um den Faktor zehn größeren Machtblock darstellt als Japan.
Wenn das Reich des Tenno mit seinen 130 Millionen Einwohnern binnen einer Generation zur zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt aufsteigen konnte, welche Strategie mag dann das Reich der Mitte mit seinen mehr als 1,3 Milliarden Menschen verfolgen?

Dieser »Weltkrieg der Währungen« bedroht in erster Linie Amerika, aber nicht nur. Die Fesselung des Dollar an den Yuan macht es Amerika unmöglich, die ökonomischen Ungleichgewichte zu beseitigen, die seine Gesellschaft langsam, aber sicher zersetzen und obendrein gefährliche Spannung in der Weltwirtschaft erzeugen.
Während die Defizite der USA schwindelerregende Höhen erreichen, blähen sich Chinas Devisenreserven auf bedrohliche Weise auf. Mit zweieinhalb Billionen Dollar hat dieser größte Staatsschatz der Geschichte eine kritische Masse erreicht, die Peking eine beispiellose Autorität über die Finanzmärkte der Welt verleiht.

Sollte sich die Volksrepublik in einem geopolitischen Konflikt provoziert fühlen, ihre Dollar-Papiere auf den Markt zu werfen, so hätte dies die Wirkung einer finanziellen Atombombe.

Im großen Währungskrieg des 21. Jahrhunderts scheint der Euro nur ein Nebendarsteller zu sein.
Theoretisch hätte die Gemeinschaftswährung das Zeug, zum ruhenden Pol der Devisenmärkte zu werden, zur Zuflucht der Enttäuschten, vor allem der vom Dollar Enttäuschten.
Doch ehe das europäische Geld Schwerkraft entwickeln kann, muss es seine Existenz behaupten, und die ist als Folge der »Peripheritis« ungewisser denn je. Der Streit um die Hilfe für Hellas und andere Peripherieländer hat alte ideologische Gräben wieder aufbrechen lassen. Am tiefsten sind jene zwischen Paris und Berlin.

Frankreichs Mission und Deutschlands Konfession treffen unversöhnlich aufeinander: Soll der Euro möglichst weich sein, damit er als Kitt der europäischen Integration fungiert?
Oder muss er hart sein wie die Mark, um das Vermögen und das Vertrauen der Bürger zu schützen? Und gesetzt den Fall, man entscheidet sich für Letzteres: Was, wenn diese Härte für die finanzschwachen Randländer unerträglich wird?
Müssen sich die Deutschen dann auf milliardenschwere Ausgleichszahlungen an Athen, Dublin, Lissabon und Madrid einstellen, auf Jahr für Jahr zu leistende Stabilitätskompensationen?

Gut ein Jahrzehnt nach der Einführung des Euro verwandelt sich die Währungspolitik für die Europäer einmal mehr zur Kampfzone.
Der Euro wird zum politischen Schlacht-Geld. Und der Ausgang des Kampfes um den Zusammenhalt der Währungsunion und die Festigkeit des Gemeinschaftsgeldes ist unabsehbar. Für die Bürger bleibt der Euro ein Zahlungsmittel voller Risiken und voll möglicher Reue.

Viele Menschen projizieren ihre Hoffnungen daher auf jene Währung, die von keiner Regierung und keiner Notenbank kontrolliert wird: auf Gold. Kann das gelbe Metall den Kristallisationskeim einer neuen Weltwährungsordnung bilden?
Kann es für eine Währung stehen, die nicht durch nationale und internationale Machtinteressen korrumpiert wird?
Für Politiker ist die Vorstellung von der Wiederkehr eines Goldstandards ein Albtraum. Die Regierungen werden alles tun, um eine Edelmetallwährung zu verhindern. Aber sind die Mächtigen wirklich stärker als das berechtigte Bedürfnis der Bürger nach Sicherheit und Geldwertstabilität?

Dieses Jahrzehnt wird einen Kampf um die Vorherrschaft auf dem Devisenmarkt erleben, wie es die Welt seit dem Aufstieg des Dollar vor einem Dreivierteljahrhundert nicht gesehen hat.

Es geht um viel.

Es geht darum, welche Kapitale die globalen Finanzströme lenkt, welche Notenbank den Preis des Geldes, den Zins, vorgibt und welches System die Gesetze des Welthandels bestimmt.

Es geht um die Stabilität des internationalen Finanzsystems.

Es geht um die Weltmacht Leitwährung. Und es geht ganz konkret darum, in welcher Valuta Ersparnisse in Zukunft sicher sein werden.
Der Weltkrieg der Währungen hat begonnen.

Das Buch »Weltkrieg der Währungen« berichtet von den Schauplätzen, auf denen die entscheidenden Schlachten geschlagen werden. Und es handelt davon, was Sparer tun können, um ihr Vermögen zu schützen.


© Daniel Eckert
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martinsgarten
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Beitrag von martinsgarten »

Schon spannend, wenn man mal auf die nebenkriegsschauplätze anderer Währungen schaut.
Brasilien ist nicht Irland (ich meine die Größe)
Alles scheint im USD zu ersticken.


08.10.2010 Starker Real:
Brasilien will seine Währung schwächenBrasiliens Währung hat im September gewaltig an Wert gewonnen.
Darum will die brasilianische Regierung eine weitere Aufwertung vermeiden und den Zufluss von ausländischem Kapital bremsen.
Doch solange der Leitzins auf 10,75 Prozent steht, hat sie keine Chance.
von Alexander Busch

SAO PAULO. Die Maßnahmen der brasilianischen Regierung gegen eine weitere Aufwertung des Real dürften wenig Erfolg haben.
Auch nach der Erhöhung des Steuersatzes auf ausländische Kapitalzuflüsse in brasilianische Festzinsanleihen von 2 auf 4% zu Wochenbeginn hat der Real weiter gegenüber dem Dollar zugelegt.
Damit ist die brasilianische Währung neben dem südafrikanischen Rand die Valuta welche im September weltweit am stärksten an Wert gewonnen hat. Die Investmentbank Goldman Sachs hält den Real für die derzeit am stärksten überbewertete Währung.

Zwar erwägt die Regierung andere Maßnahmen, um den Zustrom ausländischen Kapitals zu bremsen:
Höhere Zwangsbeteiligungen der Banken an ihren Termingeschäften wären eine Möglichkeit, den Banken ihre Wetten auf eine weitere Stärkung des Real zu verteuern.
Die Regierung will zudem über ihren neuen Off-Shore-Staatsfonds Dollar aufkaufen. Doch bereits heute ist Brasilien das Land, welches nach der Schweiz am stärksten seine Devisenreserven vergrößert:

Um ein Viertel steigerte die Zentralbank ihre Dollarbestände in einem Jahr auf rund 274 Mrd. Dollar.

Auch Dollar-Swaps würden ein weiteres Anwachsen der Devisenreserven nur verzögern, nicht verhindern.
Doch das wird immer teurer: Der Staat zahlt den Anlegern für ihre Realanleihen, die er gegen Dollar tauscht mehr als 11% an Zinsen. Brasilien bekommt jedoch auf seine Devisenreserven nur rund 0,5 Prozent Zins.
Auf rund 50 Mrd. Dollar beziffert Markus Jäger von der Deutschen Bank die Kosten, welche Brasilien durch das Zinsgefälle jährlich entstehen.

Doch schon bald drohen auch diese Maßnahmen Makulatur werden:
Die Zentralbank könnte mittelfristig zu einer weitere Erhöhung des Leitzinses von derzeit bereits 10,75 Prozent gezwungen werden.
Denn bei ihren Inflationsszenarios rechnet die Geldbehörde mit einem Primärüberschuss im Haushalt von 3,3 Prozent, den die Regierung dieses Jahr unterschreiten wird. Maximal zwei Prozent wird sie als Plus im Budget hinbekommen (ohne Berücksichtigung der Zinskosten). Lediglich mit einmaligen Zuflüssen könnte sie das Ergebnis verschönern.
Doch der Druck auf die Zentralbank, an der Zinsschraube zu drehen, wird steigen, weil die Regierung wegen des Wahlkampfes mit vollen Händen in die Kasse gegriffen hat. "Steuererhöhungen oder Einsparungen bei den Ausgaben sind nicht zu erwarten", sagt Fernando Montero, Ökonom vom Börsenmakler Convenção Corretora.
"Der Zentralbank bleibt nur der Weg, die Zinsen zu erhöhen." Diese Zinserhöhung wird auf den Terminmärkten bereits vorweggenommen. Dennoch herrscht derzeit kein Konsens darüber, wann die Zentralbank die Zinsen erhöhen muss: Ilan Goldfajn, Chefökonom von Itau Unibanco erwartet erst wieder Leitzinserhöhungen Mitte 2011.
"Die Inflationsrate ist mit fünf Prozent für 2010 weiterhin unter Kontrolle."
Doch auch mit dem Leitzins von 10,75 Prozent wird Brasilien das Interesse ausländischer Anleger an Brasilien nicht eindämmen können - dazu sind die Gewinne bei den Arbitrage-Geschäften zu verlockend:
So können sich Investoren für jährliche Zinsen in Höhe von 2,5 Prozent in den USA Kapital für eine Laufzeit über zehn Jahre besorgen. In Brasilien erhalten sie dafür trotz jetzt erhöhter Kapitalverkehrssteuer noch 11,4 Prozent Zins im Jahr
.
Das ist einfach nur noch krank
Zudem müssen sie angesichts der guten Wachstumsprognosen Brasiliens keine Krise in Südamerika befürchten.

Brasilien ist somit ein Opfer seines eigenen Erfolges: So werden durch die erfolgreiche Kapitalerhöhung des Ölkonzerns Petrobras schätzungsweise rund 14 Mrd. Dollar aus dem Ausland an die Börse in São Paulo fließen. Auch eine weitere Verbesserung des Investmentgrades Brasiliens durch die Risikoagenturen - worauf die Finanzmärkte spekulieren - würde den Dollarzustrom nach Südamerika noch weiter ansteigen lassen.
Dieses Jahr haben ausländische Investoren bereits rund 19 Mrd. Dollar in brasilianische Bonds investiert.
Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es nur 2,2 Mrd. Dollar
.

Um den Aufwertungsdruck des Real zu verringern, wäre eine Senkung des Leitzinses der entscheidende Weg:
Doch dazu müsste die Regierung ihre Ausgaben massiv streichen, die Steuern kräftig senken
.
Wo bleibt das "Vorbild" USA :lol:

"Doch bis die Maßnahmen zu Leitzinssenkungen führen vergehen mindestens fünf Jahre", sagt Miguel Daoud vom Finanzdienstleister Global Financial Advisor. Unrealistisch aus politischen Gründen sind derzeit solche grundlegende fiskalische Maßnahmen: Brasilien befindet sich inmitten der zweiten Runde eines verschärften Präsidentschaftswahlkampfes, der erst Ende Oktober beendet sein wird. Änderungen in der Politik - sei es gegenüber der unter der Real-Stärke leidenden Industrie oder etwa Haushaltskürzungen - würden von der Opposition im Wahlkampf als Schwäche der Regierung ausgeschlachtet.
Der Wert des Real hat sich gegenüber dem Dollar seit Amtsantritt des scheidenden Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva 2003 mehr als verdoppelt.
Im Wahlkampf hat die Opposition bereits Lulas Währungspolitik kritisiert. Doch für die Stabilitätspolitik Brasiliens ist der starke Real ein entscheidendes Element: Die kräftig wachsenden Importe halten die Inflationsrate niedrig. "Es ist die Frage, ob die Regierung derzeit überhaupt eine Real-Schwäche willkommen heißen würde", sagt Finanzexperte Daoud, "Sie braucht einen starken Real, um die Inflation im Zaum zu halten."
Zuletzt geändert von martinsgarten am 17.10.2010 12:12, insgesamt 1-mal geändert.
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
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Beitrag von martinsgarten »

Kreise: Brasilien bereitet neue Währungsmaßnahmen vorSamstag, 16. Oktober 2010, 11:35 Uhr
Brasiliens Finanzminister Guido Mantega bereitet Regierungskreisen zufolge neue Maßnahmen zur Stützung der Landeswährung vor und wird deswegen nicht am G20-Treffen in Südkorea teilnehmen.
"Er fährt nicht, weil die Währung ihm Sorge bereitet", sagte ein Mitarbeiter des Finanzministeriums am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Maßnahmen würden vermutlich am Dienstag bekanntgegeben.
Ein zweiter Regierungsvertreter, der ebenfalls namentlich nicht genannt werden wollte, bestätigte, dass Mantega nicht zur G20 fahren werde. Die Währungsmaßnahmen könnten jederzeit eingeleitet werden.

Brasiliens Währung ist seit Ende Juni um mehr als 8% auf ein Zwei-Jahres-Hoch zum Dollar gestiegen. Experten haben angesichts der jüngsten Kursbewegungen vor einem Währungskrieg zwischen Industrie- und Schwellenländern gewarnt.
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
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