Tradinglegende

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lodo
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Tradinglegende

Beitrag von lodo »

Die Legende lebt!


Seit fast 40 Jahren handelt Larry Williams erfolgreich. Er hat Wettbewerbe gewonnen, einen eigenen Hedgefond gegründet, ist um die Welt gereist, um Seminare zu geben und er hat seiner Tochter das Handeln beigebracht. Kaum ein anderer Händler ist so lange und vor allem so kontinuierlich erfolgreich im Geschäft. Mittlerweile geht Larry Williams die Dinge etwas ruhiger an. Dabei verschwendet der über 60-jährige aber keinen Gedanken daran, sich zur Ruhe zu setzen. Handeln macht ihn glücklich. Genauso viel Spaß bereitet es ihm, sein Wissen an andere zu vermitteln. Und seine Seminare sind berühmt: Larry Williams bringt seinen Schülern nicht nur Theorie bei. Er handelt live mit $1.000.000. 20 Prozent der Gewinne werden dann an die Seminarteilnehmer verteilt. Dabei können in zwei Tagen schon mal $40.000 rausspringen.

Auch sein Handelsansatz unterscheidet sich von dem vieler anderer Marktteilnehmer. Larry Williams verbindet auf eine einzigartige Weise die Technische Analyse mit der Fundamentalanalyse. Dabei geht er vollkommen systematisch vor. Fundamentale Faktoren, so Larry Williams, sind die einzigen kursbestimmenden Kräfte. Charts dagegen zeigen nur die Vergangenheit. Deshalb müssen alle seine Aktien zuerst bestimmte fundamentale Bedingungen erfüllen. Über die Technische Analyse findet er dann die richtigen Ein- und Ausstiegspunkte.

Jeder kann handeln – so könnte das Credo von Larry Williams lauten. Von psychologischen Faktoren hält er nicht viel. Wer die Regeln kennt und weiß, wie das Spiel funktioniert, kann auch Geld verdienen. Wer kein Geld verdient, macht eben etwas falsch. So einfach ist das...

Immerhin gibt es einige lebende Beweise, die diese trockene These stützen. Da ist zum einen Larry Williams‘ Tochter, die nach einem intensiven Einzeltraining von ihrem Vater ihr Anfangskapital von $10.000 in einem Tradingwettbewerb verzehnfachte. Und da sind seine unzähligen Schüler, von denen viele ebenfalls erfolgreiche Händler geworden sind.


FRAGE: Wie kamen Sie zum Trading?

WILLIAMS: 1962 fing ich an die Märkte zu beobachten und vier Jahre später, 1966, begann ich aktiv zu handeln. Ich dachte mir, es wäre leicht verdientes Geld. Das ist es auch... solange man gewinnt. Wenn man verliert ist es ganz und gar nicht einfach. Ich ging damals noch aufs College und strebte einen Abschluss in Journalismus an. Als mich die Märkte mitrissen, studierte ich aber gerade Kunst. Dieses Studium hat mir sehr geholfen. Ich war damals noch sehr jung und ich lernte, wie man Dinge betrachtet: zum Beispiel die Beschaffenheit, Farbe und Nuancen von Gras. Dieses Wissen konnte ich auch auf Charts anwenden.


FRAGE: Welche Handelsansätze waren zu dieser Zeit beliebt? Welche Bücher gab es?

WILLIAMS: Es ging hauptsächlich um Gleitende Durchschnitte und Trendlinien. Wichtig waren die Arbeiten von Dick Donchian (der später ein guter Freund von mir wurde) und von Dunn und Hargit. Es wurde viel über Zyklen und bestimmte Chart-Formationen nach der William Dunnigans Thrust Methode gesprochen. Joe Granville (mittlerweile auch ein guter Freund von mir) verfasste das umfassendste Buch in dieser Zeit. Niemand aber beschäftigte sich ernsthaft mit Backtesting, so wie wir es heute tun. Alles basierte auf allgemeinen Beobachtungen und auf einem guten Gedächtnis.


FRAGE: Waren Sie von Anfang an erfolgreich?

WILLIAMS: Nein. Zuerst verlor ich rund die Hälfte meine Kapitals. Das machte mir richtig Angst und ich hörte auf, Bücher zu lesen. Ich begann, meine eigenen Studien zu betreiben und versuchte so viel wie möglich zu lernen. Das tue ich heute noch. Alles begann dann mit einem Buch, das ich mir kaufte. Darin wurde mir versichert, dass wenn ich diesem Programm folgen würde, ich definitiv Geld verdienen werde. Ich glaube, dass die Märkte dieses Buch nicht gelesen haben, denn es funktionierte nicht. Das war gut und schlecht zugleich. Schlecht, weil ich wieder mal Geld verloren hatte und gut, weil ich nun richtig motiviert war, herauszufinden, wie die Märkte ticken und mir mein Geld und noch mehr zurückzuholen.


FRAGE: Wie lange dauerte es, bis Sie Ihr Geld zurück hatten, nachdem Sie Ihre Methode geändert hatten? Seit wann sind Sie konsistent profitabel?

WILLIAMS: Ich brauchte drei Jahre, um ein guter Händler zu werden und noch viel mehr Jahre, um richtig gut zu werden. Es gab immer neue Dinge zu lernen: Money Management, Positionsgrößen, neue und verbesserte Einstiegstechniken. Millionen machte ich erst, nachdem ich diese Aspekte verstanden hatte.


FRAGE: Welche Erfahrung hat Sie am meisten beeinflusst?

WILLIAMS: Es waren so viele, dass es mir schwerfällt mich auf eine zu beschränken. Ich schätze, der Gewinn des Robbins World Cup Championship (Anm. der. Red.: Bei diesem Wettbewerb handelt es sich wohl um den bekanntesten Trading Wettbewerb überhaupt, der mit echtem Geld durchgeführt wird) hat mich schwer beeindruckt und meinen weiteren Weg stark beeinflusst. Damals machte ich aus $10.000 in realtime $1.000.000.
Nie werde ich vergessen, wie mich Hans Nieß (Anm. der Red.: Hans Nieß hatte sich damals selbst zum Weltmeister der Spekulation erklärt) damals herausgefordert hat. Ich gewann unerwartet. Er beanspruchte allerdings den Titel für sich. Also hielt ich mit Norbert Fischer (Anm. der Red.: Norbert Fischer vom Brokerhaus Hornblower Fischer) in Frankfurt eine Pressekonferenz, um dieses Thema zu klären. Hans gab seine Ansprüche auf. Schade eigentlich – für mich wäre es eine große Chance gewesen, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und sein so genanntes Handelssystem zu entlarven.
Aber alles in allem hat mich am meisten beeindruckt, Leute zu sehen, die ihre Jobs kündigen und eine Trading-Karriere begannen. Leuten dabei zu helfen unabhängig und wohlhabend zu werden – das ist eigentlich das Schönste an meiner Arbeit.


FRAGE: Was ist das Wichtigste, das Sie über die Börse gelernt haben?

WILLIAMS: Ganz einfach: Begrenze Verluste! Gewinne tun niemand weh. Verluste aber sind kritisch und man muss lernen, sie zu kontrollieren. Dies ist ein Geschäft, bei dem es um Schadensbegrenzung geht. Wenn man das nicht versteht, hat man verloren.


FRAGE: Sind Sie der Meinung, dass jeder die Fähigkeit besitzt, sich seinen Lebensunterhalt mit Trading zu verdienen? Denken Sie, dass jeder Mensch auf den Märkten genau so viel Geld, wie einem anderen Beruf verdienen kann?

WILLIAMS: Ich kann es jedem beibringen... aber nicht jeder kann es. Ein Spitzenkoch kann jedem zeigen, wie man ein Soufflé macht, aber nicht jeder Koch kann eines. Manche Menschen sind zu emotional, andere können sich nicht konzentrieren und manche sind einfach dumm, zumindest was die Märkte betrifft. So etwas kann niemand und ich auch nicht ändern.


FRAGE: Berühmt sind Sie in den all den Jahren vor allem für den Handel mit Futures, sowohl Aktien- als auch Waren und Zinsfutures, geworden. Letztes Jahr nun haben Sie ein Buch über Aktien veröffentlicht. Sehen Sie den Aktienhandel als eine Art Beschäftigung für den Ruhestand oder weshalb haben Sie dieses Buch geschrieben?

WILLIAMS: Ich handle Aktien schon seit vielen Jahren. 1996 aber gelang es mir ein System dafür zu entwickeln, das ziemlich gut funktioniert. Ich wollte dieses Wissen einfach teilen, die Ergebnisse meiner Forschungen veröffentlichen und beweisen, dass es möglich ist, ein System zu entwickeln, das auf fundamentalen Faktoren beruht und mit dem auch Otto Normalbürger erfolgreich handeln kann. Zudem funktioniert es besser als die meisten Investmentfonds.


FRAGE: Die weitläufige Meinung ist, dass Handelssysteme und Fundamentaldaten nicht zusammenpassen. Wie verwenden Sie Fundamentaldaten systematisch?

WILLIAMS: Sobald die richtige Konstellation von Fundamentaldaten vorhanden ist, wende ich mich technischen Dingen wie Formationen und Trends zu und suche nach dem richtigen Einstiegspunkt. Messbare Bedingungen müssen erfüllt sein, bevor ich mit dem Trading beginne. Märkte werden von fundamentalen Faktoren bewegt. Charts und die ganze Technik zeigt diese Bewegung dann graphisch.


FRAGE: Können Sie uns dafür ein Beispiel geben?

WILLIAMS: Angenommen, ich sehe, dass der Gleitende Durchschnitt der letzten 18 Tage von Bonds höher ist als vor zwei Tagen. Das sagt mir, dass der Zinssatz niedriger ist. Ich kaufe dann zum Beispiel ein Gap Down im Dax oder S&P.


FRAGE: Was sind für Sie das wichtigste Buch zum Thema Trading?

WILLIAMS: Mein persönlicher Favorit ist Zurich Axioms von Max Gunther. Ich habe so ziemlich alle Bücher gelesen, die je über die Börse geschrieben worden sind. Dieses Buch aber bringt am besten zum Ausdruck, was es bedeutet ein Spekulant zu sein. Jede einzelne Seite ist voll von Wissen und dazu sehr schön geschrieben. Man erfährt weniger etwas darüber, wie man Geld verdient, sondern vielmehr über die Kunst des Geldverdienens. Mir gefällt das Buch so gut, dass ich versuche die Rechte daran zu kaufen.


FRAGE: Wie würden Sie Ihren Handelsansatz beschreiben?

WILLIAMS: Ich bezeichne mich als „Conditional Trader“. Das heisst, ich achte auf bestimmte Bedingungen, die erfüllt sein müssen und die den Markt bewegen. Ich schaue, was die Großen machen, wie hoch die Zinsen sind, usw. Dann erst benutze ich die Technische Analyse. Zuerst aber müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Ich bin kein fanatischer Anhänger der Charttechnik. Das meiste davon ist Schwindel, wie zum Beispiel Elliott oder Gann. Außerdem sind viele Dinge zu kurzlebig, um sie tatsächlich anzuwenden.


FRAGE: Können Sie uns etwas über die „Darlings of the Dow“ erzählen? Wie kam es zu dieser Idee?

WILLIAMS: Darlings of the Dow, das sind die fünf billigsten Aktien im Dow Jones 30, die aber die besten Fundamentaldaten aufweisen. Sobald ich diese gefunden habe, geht es nur noch darum, den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg zu finden. Die Idee bekam ich von den Dogs of the Dow (siehe Kasten). Das war ein guter Ansatz. Aber ich hatte ein schlechtes Timing und benutzte eine schlechtere Auswahlmethode (nur den Gewinn). Es gibt aussagekräftigere Messwerte.


FRAGE: Wie finden Sie die fünf billigsten Aktien des Dow mit den besten Fundamentaldaten?

WILLIAMS: Ich beobachte verschiedene Kennzahlen, die ich in meinem Buch erklärt habe. Dazu gehören die Kapitalrendite, das KGV, Löhne, Lagerbestände und so weiter.


FRAGE: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann benutzen Sie die Fundamentalanalyse, um zu bestimmten, was sie handeln und die Technische Analyse gibt Ihnen das Signal für den richtigen Einstieg. Wenn Sie eine Position eröffnet haben, zählen die Fundamentaldaten dann immer noch oder ist das Ganze dann nur noch eine rein technische Angelegenheit?

WILLIAMS: Das ist eine gute Frage. Ja, alles zählt. Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, muss ich es auch tun. Ein Spekulant, der in der Vergangenheit lebt, hat keine Zukunft.


FRAGE: Welche Konzepte oder Ideen finden bei Ihnen sonst noch Anwendung?

WILLIAMS: Ich folge den Commercials, das sind die Supermächte des Markts, die Rohstoffe produzieren oder verbrauchen. Wenn sie kaufen, kaufe ich auch. Diese Leute haben das Geld und die Insider-Informationen. Deswegen achte ich genau darauf, was sie tun.
Ich möchte außerdem immer wissen, ob ein Markt über- oder unterbewertet ist. Ich habe eine Formel, die mir sagt, ob Währungen, Mais, Kakao, Kupfer oder Gold unter oder über ihrem fairen Wert (nicht den Produktionskosten) liegen. Das ist sehr hilfreich, wenn man Märkte finden will, die kurz vor einer größeren Auf- oder Abwärtsbewegung stehen. Außerdem achte ich auf bestimmte Kursmuster und Trendwechsel-Indikatoren, um den richtigen Einstieg zu finden.


FRAGE: Ich gehe davon aus, dass sie diese Formel und Kursmuster unseren Lesern nicht mitteilen möchten.

WILLIAMS: Haben Sie vier Stunden Zeit, um das zu lernen? Es geht nicht einfach um eine Formel. Das ist wie ein Hammer. Bloß weil man einen Hammer hat, heißt das noch lange nicht, dass man ein Haus bauen kann. Sagen wir es einfach so: Ich suche mir eine Commercial-Position aus und sehe, in welchem prozentualen Verhältnis die Verkäufe und Käufe dieser Woche zu denen der letzten x Jahre stehen. Kurz gesagt kann man auch sagen, dass ich praktisch den von mir entwickelten %R Indikator auf diese Daten anwende.


FRAGE: Sind Sie ein systematischer Händler?

WILLIAMS: Ja. Ich handle zu hundert Prozent mechanisch und das lehre ich auch.


FRAGE: Sie beschreiben Sie selbst als Conditional Trader und als systematischer Händler – das heisst, Sie versuchen fundamentale Faktoren mit technischen Aspekten zu verbinden?

WILLIAMS: Auf jeden Fall. Auch als kurzfristig orientierter Händler versuche ich, Fundamentaldaten in mein System zu integrieren.


FRAGE: Wo kommen subjektive Elemente ins Spiel?

WILLIAMS: Überhaupt nicht.


FRAGE: Sie sagten einmal, dass Charts die Vergangenheit zeigen. Wie können Sie in die Zukunft blicken?

WILLIAMS: Sagte ich das? Da muss ich sehr jung gewesen sein. Wir können nicht wirklich in die Zukunft sehen. Wir können bestimmte Annahmen treffen, die aber basieren auf den Rahmenbedingungen, den Fundamentaldaten. Charts zeigen, woher der Markt kommt. Ich aber will wissen, wohin er geht. Fundamentale Faktoren bewegen die Märkte, nicht Charts. Ich benutze Charts, aber nicht wie die meisten anderen. Charts schaue ich mir zuletzt an, niemals zuerst.


FRAGE: Auf welche Rahmenbedingungen achten Sie dann bevorzugt?

WILLIAMS: Insbesondere beobachte ich Gold, den Zinssatz und die Commercials. Das sind die drei bewegenden Faktoren.


FRAGE: Wie handhaben Sie Ihr Risiko?

WILLIAMS: Das beginnt mit dem Stopp-Loss, also dem Prozentsatz meines Kapitals, den ich bereit bin zu riskieren. Wie ich bereits sagte, es geht um Schadensbegrenzung. Aber es gibt noch mehr. Ich jage niemals einer verlorenen Position hinterher. Ich gehe sofort zum nächsten Trade. Meine Positionen im Markt basieren auf einer Formel aus gleichen Risiko-Einheiten.


FRAGE: Wann wissen Sie, dass Sie falsch liegen?

WILLIAMS: Das ist leicht. Der Markt sagt mir sehr deutlich, wann ich falsch liege, nämlich dann, wenn der Markt um einen vorher festgesetzten Betrag gegen mich läuft. Da es mein vorrangiges Ziel ist, mein Kapital zu schützen, benutze ich das als Angelpunkt für den Betrag, den ich riskiere.


FRAGE: Orientieren Sie Ihre Stopps auch an einem zeitlichen Element oder zählt nur der Kurs allein?

WILLIAMS: Meine Stopps orientiere ich Dollars. Schließlich geht es mir um mein Kapital.


FRAGE: Wie lange dauern Ihre Trades im Schnitt?

WILLIAMS: Ich bin ein kurzfristiger Händler. Der Durchschnitt liegt zwischen zwei und drei Tagen. Manchmal aber halte ich Positionen aber auch für 60 Tage. Diesen Zeithorizont sollten im Übrigen auch Leute anpeilen, die einer geregelten Arbeit nachgehen und nicht jeder Bewegung des Marktes folgen können.


FRAGE: Das hört sich an, als seien Sie ein Swingtrader, der ab und an zu einem Trendfolger wird.

WILLIAMS: Mein persönlicher Durchschnitt liegt zwischen zwei und drei Tagen. Aber Leute, die längere Trades bevorzugen, bringe ich bei, wie sie größere Bewegungen erwischen. Das ist alles mechanisch.


FRAGE: Benutzen Sie Trailing Stopps und Gewinnziele?

WILLIAMS: Ja beides. Nicht immer wird das Kursziel auch erreicht. Insofern sind Trailing Stopps entscheidend. Genauso wichtig ist die Frage, wann man einen Trailing Stopp einsetzt. Benutzt man ihn zu früh, wird man ausgestoppt. Das sollte nicht passieren.


FRAGE: Und was kann man tun, damit dies nicht passiert?

WILLIAMS: Der Markt sagt uns genau, wann man die Stopps anziehen muss. Das geschieht, wenn der Kurs ausbricht und der Trade profitabel wird. Dann sollte man den Stopp anziehen.


FRAGE: Wie viel Prozent Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?

WILLIAMS: Mein Risikofaktor liegt bei etwa fünf Prozent. Als ich jünger war, lag dieser viel höher. Mit dem Alter kommt aber die Weisheit. Dieser Faktor ist immer noch sehr hoch. Aber ich habe alles bis zur 30 Prozent ausprobiert. Das waren natürlich dementsprechende wilde Zeiten.


FRAGE: Wie testen Sie Ideen?

WILLIAMS: Ich benutze eine Software von Genesis. Damit entwickle und teste ich meine Ideen. Die Software ist ausgezeichnet. Ich verfüge über keinerlei Programmierkenntnisse, aber ich kann herausfinden, was der DAX vor und nach Feiertagen macht und ich weiß, wie er sich verhält, wenn die Zinsen nach oben gehen. Ich kann meinen Computer so ziemlich alles fragen. Zuerst kommt die Idee. Die entsteht vielleicht durch ein Gespräch oder durch ein Buch. Meistens aber fällt mir etwas bei der Beobachtung der Märkte ein. Und das mache ich oft. Es ist eine tolle Samstagabend-Beschäftigung.


FRAGE: Wie wichtig ist das psychologische Element?

WILLIAMS: Hier unterscheidet sich meine Meinung von der der meisten anderen. Ich glaube nicht, dass die Psychologie irgendeine Rolle spielt. Wenn man ein gutes System hat, passt auch die mentale Einstellung. Man darf bloß nicht zu viel riskieren, denn das schlägt sich wiederum auf die Psyche nieder.
Als mechanischer Händler geht es nur darum, wo man seine Order platziert. Wer psychologische Probleme beim Handeln hat, dem fehlt ein gutes System oder Technik. Die Psyche ist nicht das Problem.


FRAGE: Das ist interessant. 90 Prozent aller Händler stufen die psychologische Verfassung als extrem wichtig für den Erfolg ein. Liegen diese Leute alle falsch?

WILLIAMS: Ich sehe das anders. Diese ganze Psycho-Geschichte kommt von Leuten, die keine Ahnung haben, was sie tun und der Markt macht sie konfus. Wenn man die Regeln kennt und weiß, wie das Spiel funktioniert, wo ist das Problem?
Niemand verliert Geld, weil er als Kind von seiner Mutter geschlagen wurde. Man verliert Geld, weil man das Falsche tut. Das ist die Wahrheit.


FRAGE: Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?

WILLIAMS: Ich stehe normalerweise um fünf Uhr morgens auf, gehe schwimmen oder joggen. Dann schaue ich, was der Markt macht und gebe meine Orders an meinen Broker. Dann schaue ich mir die Eröffnung an und schreibe Emails, mache mein Research und so weiter. Ein- oder zweimal am Tag schaue ich mir Kurse an. Normalerweise aber läuft mein Trade und Ausstieg und Stopp-Loss sind eingegeben. An diesem Punkt gibt es für mich nicht mehr viel zu tun. Die Kurse beobachten bringt nicht viel. Tatsächlich lenkt mich das nur von meiner richtigen Arbeit ab.


FRAGE: Ihre Seminare sind legendär – was ist daran so besonders?

WILLIAMS: Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich der einzige Mensch auf diesem Planeten bin, der mit $1.000.000 in realtime handelt und 20 Prozent der Gewinne wieder an die Teilnehmer zurück gibt.
Ich habe gerade wieder ein Seminar in Australien gegeben und in zwei Tagen knapp $40.000 gemacht. Die Teilnehmer waren begeistert und haben sich darüber gefreut, in einem Seminar Geld zu verdienen. Seitdem ich das praktiziere, habe ich in ungefähr 20 Seminaren knapp $950.000 verdient und davon $200.000 an die Teilnehmer zurückgegeben. Die Leute wissen, dass ich nicht bloß irgend etwas erzähle.
Außerdem lernen die Leute bei mir sehr viel. Ich zeige Ihnen, wie die Märkte funktionieren und erkläre Ihnen mein Handelssystem. Es macht Spaß, Menschen so etwas beizubringen und zu sehen, wie Ihnen ein Licht über die Logik des Markts aufgeht. Viele von meinen Schülern gewinnen Wettbewerbe, verdienen Millionen von Dollars oder leiten Fonds. Der Erfolg meiner Schüler freut mich.


FRAGE: Wer war Ihr schlechtester Schüler und warum (keine Namen natürlich)?

WILLIAMS: Wenn es einen schlechten Schüler gibt, so liegt das meistens am Lehrer. Trotzdem ist die Nummer eins auf jeden Fall der Typ, der mir allein dieses Jahr über 300 Emails geschickt hat. Eine seine Fragen war, wie viele Tage ein 10-Tage Gleitender Durchschnitt berücksichtigt. Dieser Kerl mag in Ordnung sein, aber irgendwie versteht er die Märkte gar nicht.


FRAGE: Stimmt es, dass Ihre Tochter ebenfalls erfolgreich handelt?

WILLIAMS: Das ist richtig. Ich habe ihr es beigebracht, als sie ihre Schauspielerkarriere begann. Vielleicht haben Sie sie sogar im Fernsehen gesehen. Sie hat bei Species, Dawsons’s Creek, Lassie, The Station Agent, Halloween 20 und in einer ganzen Menge anderer Filme mitgespielt. Sie hat ebenfalls bei den Robbins Trading Championships teilgenommen und aus $10.000 $110.000 gemacht.


FRAGE: Wann hat sie damit angefangen?

WILLIAMS: Das war 1999. Sie war damals 16 und war sehr aufgeschlossen. Sie hat vor kaum etwas im Leben Angst und das hat es ihr leicht gemacht. Ich habe ihr das daheim beigebracht. Es war eines von vier Projekten.


FRAGE: Was genau haben Sie Ihr beigebracht?

WILLIAMS: Wir haben viel über Geld diskutiert, was es darstellt, über das Konzept von Arbeit und Spekulation und Risiko. Weiterhin haben wir darüber gesprochen, was Bonds beeinflusst. Sie handelte Bonds und diese stehen in Zusammenhang mit dem Goldpreis und weisen starke, vorhersehbare Zyklen auf.


FRAGE: Hat jeder das Potenzial erfolgreich zu handeln?

WILLIAMS: Hm, vielleicht. Solange man nicht sehr dumm oder übertrieben emotional ist. Ich habe auch sehr kluge Leute getroffen, von denen ich mir nicht sicher war, ob sie das Zeug zum Millionär haben. Man weiß nie sicher, ob der Schuh passt, solange man ihn nicht anprobiert. Das gilt auch für das Trading.


FRAGE: Was sind typische Anfängerfehler?

WILLIAMS: Ein typischer Fehler, den ich erkennen kann, ist Overtrading. Leute handeln zu oft und riskieren zu viel. Das führt zum nächsten Problem: viele Menschen beginnen zu handeln ohne jegliches Hintergrundwissen. Sie haben keine Ahnung, wie die Märkte funktionieren und machen aber trotzdem weiter. Kein Wunder, dass es so viele Verlierer gibt.


FRAGE: Beschäftigen Sie andere Händler?

WILLIAMS: Nein. Ich handle nur für mich selbst und meine Hedgefond.


FRAGE: Wie hoch ist die Performance Ihres Hedgefonds?

WILLIAMS: Ungefähr 18 Prozent p.a.


FRAGE: In den ganzen Jahren haben Sie wahrscheinlich ein Vermögen angehäuft. Denken Sie nicht manchmal ans Aufhören?

WILLIAMS: Ich könnte mich nie zur Ruhe setzen. Dazu macht es mir viel zu viel Spaß. Allerdings habe ich meinen Terminkalender entschärft. Ich gebe weniger Seminare und schreibe weniger.


FRAGE: Macht Trading Sie glücklich?

WILLIAMS: Ja, das tut es. Die größere Befriedigung entsteht allerdings durch das Lernen über die Märkte, durch mehr Wissen und das Besserwerden. Es ist noch immer eine Herausforderung.


FRAGE: Was denken Sie ganz allgemein über dieses Geschäft und diese Branche?

WILLIAMS: Es ist mein Leben. Natürlich gibt es ein paar unangenehme Menschen, aber die gibt es in jedem Beruf. Ich liebe es. Ich liebe die Märkte und das, was sie für mich getan haben. Allerdings tummeln sich in dieser Branche auch viele Scharlatane. Diese Typen bringen aber Farbe in das Business.


FRAGE: Wie hat sich Ihr Handeln über die Jahre verändert?

WILLIAMS: Computer haben alles verändert. Nie zuvor konnte man leichter Nachforschungen anstellen. Heute hat jeder über Fernsehen, Internet oder elektronischen Handel Zugang zu den Märkten.


FRAGE: Wie wird sich das Trading in den nächsten Jahren entwickeln?

WILLIAMS: Ich denke, dass der elektronische Handel weiter zunehmen wird. Das Spiel aber wird das gleiche bleiben. Es geht um Rahmenbedingungen und menschliche Emotionen. Im Grunde bewegen sich die Märkte auf Grund von fundamentalen Faktoren von A nach B. Das ist das Pferd, wenn man so will. Die Straße aber besteht aus menschlichen Gefühlen und Zufall. Sie kann ziemlich holprig sein. Die Medien mögen sich verändern, aber die Märkte werden immer die gleichen bleiben.


FRAGE: Larry Williams hat viel in seinem Leben gemacht – Marathon, Archäologie, Politik – was können wir in der Zukunft von ihm erwarten?

WILLIAMS: Meine Ziele sind mehr Forschung und ein besseres Verständnis der Märkte. Aber man muss immer auf Überraschungen gefasst sein! Die Welt hat sich in vielen Dingen verändert und ich lerne, mich anzupassen, mehr zu wissen und ein besserer Mensch zu werden. Ich werde immer meinen Leidenschaften nachgehen. Das hoffe ich zumindest.
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oegeat
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Beitrag von oegeat »

FRAGE: Welche Handelsansätze waren zu dieser Zeit beliebt? Welche Bücher gab es?

WILLIAMS: Es ging hauptsächlich um Gleitende Durchschnitte und Trendlinien. Wichtig waren die Arbeiten von Dick Donchian (der später ein guter Freund von mir wurde) und von Dunn und Hargit. Es wurde viel über Zyklen und bestimmte Chart-Formationen nach der William Dunnigans Thrust Methode gesprochen. Joe Granville (mittlerweile auch ein guter Freund von mir) verfasste das umfassendste Buch in dieser Zeit. Niemand aber beschäftigte sich ernsthaft mit Backtesting, so wie wir es heute tun. Alles basierte auf allgemeinen Beobachtungen und auf einem guten Gedächtnis.


FRAGE: Sind Sie ein systematischer Händler?

WILLIAMS: Ja. Ich handle zu hundert Prozent mechanisch und das lehre ich auch.


für mich die Kernsätze ! neben vielen anderen wichtigen ......... 8)

danke für den Artikel -lodo
den muß ich mir ausdrucken und noch zweimal lesen
Der Gewinn liegt im Einkauf. Alles wird besser, man muss nur warten können !

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schneller euro
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Beitrag von schneller euro »

Ein wirklich interessanter Artikel!
Hat besagter Larry Williams auch ein Buch veröffentlich?
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oegeat
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Beitrag von oegeat »

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maxillo

Beitrag von maxillo »

Hat besagter Larry Williams auch ein Buch veröffentlich?
http://www.finanzbuchverlag.de/buecher/ ... toshow=131
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Beitrag von oegeat »

maxillo hat geschrieben:
Hat besagter Larry Williams auch ein Buch veröffentlich?
http://www.finanzbuchverlag.de/buecher/ ... toshow=131
mein link schau mal da kann mans unter 30 bekommne und portofrei !
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maxillo

Beitrag von maxillo »

oegeat hat geschrieben:mein link schau mal da kann mans unter 30 bekommne und portofrei !
Deins heisst "Die richtige Aktie zur richtigen Zeit" - meins heisst "Besser Traden"; das kostet auch bei Buch24 knapp 35 Euros...
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oegeat
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Beitrag von oegeat »

1 zu 0 für dich hast recht sind 2 verschiedene bücher !

habe übersehen das, das was anderes ist .... aber gut man spricht oben im sonun muß ich nachsehen ....
Der Gewinn liegt im Einkauf. Alles wird besser, man muss nur warten können !

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Alexandra

Beitrag von Alexandra »

mich hat das beeindruckt ich hab draus ein PDF gemacht hier
lodo
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Beitrag von lodo »

Rickey Cheung - Der Meister der Systeme

Wir wurden auf Rickey Cheung durch seine RC-Trading-Systeme aufmerksam. Die Systeme zogen kürzlich die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich, weil sie die Spitzensysteme für den S&P im US-Magazin Futures Truth waren, ein Magazin, das Handelssysteme untersucht und die Ergebnisse für die Trader-Gemeinde veröffentlicht.

Rickey Cheung wurde in Hong Kong geboren und ging im Alter von siebzehn Jahren in Houston, USA, zur Universität. Zurück in Asien ging er tagsüber zur Arbeit und handelte abends. Sein einziges Hobby ist die Lektüre englischer Trading- und Wirtschaftsbücher sowie chinesischer Gedichte und Literatur. Er spezialisiert sich in seinem Trading ebenso wie in seiner Lektüre. Seine Passion sind Trading und Wohltätigkeit.

FRAGE: Was dachten Sie über den Handel und die Händler, bevor Sie sich selbst damit befasst haben?

Rickey Cheung: Ich hielt es für eine Herausforderung und dass ich in der Lage sein würde, es zu tun. Ich wusste, dass viele dabei versagen. Aber ich dachte tatsächlich, ich würde es eines Tages tun.

FRAGE: Was hat Sie zum Trading gebracht?

Cheung: Mein Biochemieprofessor zeigte mir in seiner Freizeit, wie man Sojabohnen handelt, das hat mein Interesse geweckt. Im Fach Finanzen zum MBA interessierte mich die Analyse von Aktien usw. Dann bekam ich eine Ganztagsstelle in Asien, die nichts mit dem Handel zu tun hatte. Aber wegen der Zeitdifferenz konnte ich nach der Arbeit nach Hause gehen, zu Abend essen und anschließend bis wenige Stunden vor Schluss am amerikanischen Aktienmarkt handeln.

FRAGE: Waren Sie von Anfang an erfolgreich?

Cheung: Bis vor drei Jahren hatte ich seit Beginn kein einziges Gewinnjahr. Dann entdeckte ich etwas, das mir einen Gewinnvorteil brachte, und seitdem ist alles ganz anders. Das Spiel heißt IN ORDER TO WIN; der Gewinner muss sich etwas Originelles ausdenken statt es anderen nachzumachen. Das ist mit ein Grund, weshalb 95 Prozent der Trader verlieren, sie haben nichts Eigenes, keine gesunde Logik für den Handel.

FRAGE: Haben Sie mit einem kleinen oder großen Handelskonto angefangen? Natürlich ist das relativ.

Cheung: Jetzt trade ich in großem Stil, in der Vergangenheit konnte ich nie genug Geld haben und hatte es auch nicht.

FRAGE: Viele Trader mit wenig Geld fliegen nach wenigen Wochen oder Monaten aus dem Markt. Sie haben mit einem sehr kleinen Konto angefangen und handeln jetzt in Vollzeit. Meinen Sie, dass es viele Leute gibt, die Ihnen das nachmachen können?

Cheung: Kleine Konten fliegen teilweise wegen ihrer geringen Größe aus dem Markt, wovon ein Teil aber nach meiner Meinung psychologisch bedingt ist. Wenn Ihnen jeder erzählt, ein kleines Konto könne nicht überleben, dann überlebt es auch nicht. Wenn Sie einen Gewinnvorteil haben, können Sie glaube ich, ein kleines Konto in ein großes verwandeln. Wenn Sie so etwas nicht haben, können Sie ein großes Konto in ein kleines verwandeln oder rausfliegen. Auch viele große Konten fliegen raus.
Ob großes oder kleines Konto, es kann immer rausfliegen. Auch LTMC flog raus, trotz Nobelpreisgewinnern und großem Konto usw. … Der Punkt ist, ob Sie einen Gewinnvorteil beim Handel haben, nicht die Kontogröße. Wenn man in diesem Spiel Geld gewinnen will, MUSS man anderen zuhören und sogar versuchen, aus ihren Erfahrungen zu lernen, ABER nach dem Zuhören und vor dem Lernen, muss man DENKEN; man kann die Lehren eines Trading-Buches nicht als Wahrheit nehmen. Wenn hundert Trading-Bücher dieselben Dinge sagen, dürfen Sie immer noch nicht glauben, alles sei WAHR. Sie müssen ausprobieren und NACHDENKEN, ob es die Wahrheit ist.
Man wird Ihnen erzählen, Sie sollen dem Trend folgen, der Trend ist Ihr Freund. Ist das wahr? Jeder behauptet es, selbst die 95 Prozent Verlierer reden es sich gegenseitig ein. Hilft das beim Traden? NEIN? WARUM? Sie können den richtigen Trend nicht finden, und wissen nicht, wie man ihm folgt. Wenn der Markt aufwärts zeigt, bedeutet das nicht, da ist ein Aufwärtstrend, dem man folgen muss; wenn es so einfach wäre, gäbe es 95 Prozent Gewinner und nicht Verlierer. Wenn der Markt aufwärts zeigt sagt jeder, das sei ein Aufwärtstrend, Sie gehen long, der Markt dreht plötzlich abwärts und Sie verlieren. Wie kann man denn einem Trend folgen, wenn man nicht den Gewinnvorteil hat, den wirklichen Trend oder Gegentrend entdecken zu können (Gegentrend heißt umgekehrter Trend). Die meisten Trader sehen nur den Kurs im Markt (SP oder ES) mit viel Gerede und anderen technischen Analysewerkzeugen; wenn sie also den SP-Kurs aufwärts gehen sehen, scheint das ein Aufwärtstrend zu sein, aber mit den RC-Indikatoren sehen wir, ob es wirklich ein Trend ist; wir können mehr sehen als nur den Kurs, um den Trend zu finden. Jemand mag den Kurs aufwärts gehen sehen, aber wir sehen vielleicht, dass der Markt sich abwärts bewegt, obwohl der Kurs steigt. Wir gehen dann short und gleich danach geht der Kurs auch abwärts. Das ist, was wir den wirklichen Trend nennen. Nicht den Kurs. Also muss man vor und nach dem Trade denken. Den anderen zuhören, aber nachdenken, ob es wirklich wahr ist.

FRAGE: Wie definieren Sie Gewinnvorteil (winning edge) genau?

Cheung: Ich definiere Gewinnvorteil als die Situation, in der ein Trader bessere Chancen im Vergleich zu anderen Tradern hat, wodurch er eben gegen die anderen gewinnt. Wir definieren Vorteil als (Gewinnwahrscheinlichkeit X Gewinnbetrag) + (Verlustwahrscheinlichkeit X Verlustbetrag). Ein Beispiel im SP (Gewinnverhältnis 50 %; Gewinnfaktor 2:1), der Vorteil dieses Systems ist (0,5 X 2) + (0,5 X -1) = 1 + (-0,5) = 0,5. Das heißt, dass Sie mit je $1, den Sie handeln, $0,50 gewinnen. Wenn Sie jedes Mal $1.000 handeln, gewinnen Sie $500. Der Vorteil dieses Systems oder Händlers ist +0,5. Natürlich ist je höher umso besser. Jetzt sollten die Leser ein besseres Verständnis von Vorteil haben. Wenn ein Händler eine hohe Gewinnwahrscheinlichkeit und einen hohen Gewinnfaktor hat, hat er einen Gewinnvorteil (winning edge).

FRAGE: Würden Sie uns bitte etwas darüber erzählen, wie Ihr Trading aufgebaut ist? Arbeiten Sie mit Mustern oder Indikatoren?

Cheung: Mein Handel und meine Systeme basieren auf Indikatoren, nicht auf Mustern. Muster sind, was sich vorher abgespielt hat und Trader oder Systementwickler hoffen und wünschen, dass es in Zukunft wieder so läuft.
Ich verwende RC-Indikatoren, die sich in Tests als robust erwiesen haben und auf die Zukunft gerichtet sind, nicht auf die Vergangenheit.

FRAGE: Wie lange dauern Ihre typischen Trades?

Cheung: Wenn ich beim Daytrade im Gewinn bin und den Trend nach meiner Handelsweise intakt sehe, bleibe ich bis zum Marktschluss drin. Ich habe kein Gewinnziel. Wenn ich verliere, begrenze ich den Verlust und an einem anderern Tag weiter.

FRAGE: Sind Sie ein systematischer Trader?

Cheung: Ich handele nach meinem System und folge ihm hundert Prozent für Einstieg, Ausstieg oder Schluss. Manchmal weiche ich etwas vom System ab; ich habe es entwickelt und kenne die Logik dahinter, so dass ich die Position manchmal früher mit Gewinn oder Verlust schließen kann. Dann kommt Ermessen ins Spiel.

FRAGE: Wieviele Parameter benutzt Ihr System?

Cheung: Ich verwende fünf Parameter, seine Berechnung der Korrelationen und Relationen. Es hat gezeigt, dass es in der Vergangenheit und beim richtigen Handel sehr gut arbeitet, und ich bin sicher, dass das auch in Zukunft der Fall ist, wenn man die Logik dahinter kennt.

FRAGE: Mischen Sie Zeitrahmen?

Cheung: Nein, beim Intraday-Traden werden keine Zeitrahmen gemischt.

FRAGE: Arbeiten Sie mehr mit Indikatoren oder mit Chart-Mustern?

Cheung: Ich lese keine Charts, und auch meine Schüler lesen keine Charts. Charts sind dasselbe wie die Kurse, nur als Bild, Trader sehen sie lieber, weil sie bequemer anzusehen sind als Kurse. Ich blicke auf meine eigenen Indikatoren, die sagen können, ob ein Markt die Kraft hat, aufwärts zu gehen, oder die Schwäche hat abwärts. So einfach ist das.

FRAGE: Auf welchen Konzepten basieren Ihre Indikatoren?

Cheung: Ich kann nur ein paar Informationen geben, aber nicht ins Detail gehen, weil meine Schüler $200,000 für mein Seminar bezahlen und ich zurzeit zwei in den USA coache. Ich unterrichte drei Studenten pro Jahr.
Unsere Indikatoren können schneller als der Marktpreis reagieren, so dass wir vor dem Markt long oder short gehen können. So entdecken wir die Trendumkehr, bevor der Kursverlauf sie anzeigt. Ich hoffe, dass dies das Interesse etwas befriedigt, und bitte zu entschuldigen, dass ich nicht mehr über die RC-Indikatoren sagen kann. Die Studenten sehen die RC-Indikatoren aufwärts zeigen und gehen long, um zu gewinnen. Sehen sie die RC-Indikatoren abwärts zeigen, gehen sie short, um zu gewinnen. Es sind Trades mit hoher Wahrscheinlichkeit und einem Stopp-Loss.

FRAGE: Spielt das Volumen bei Ihrem Trading-Ansatz eine Rolle?

Cheung: Nein, Volumen spielt beim Futures-Handel keine Rolle, es mag beim Aktienhandel wichtig sein. Manche Trader werden mir nicht zustimmen. Viele von ihnen blicken beim Futures-Handel auf das Volumen des offenen und geschlossenen Interesses. Aber ich glaube, dass es für RC-Trader nicht wichtig ist, weil wir bessere Indikatoren für den Handel in den Märkten haben.
Der Kurs ist beim Futures-Handel das Wichtigste. Wenn Sie Gewinn machen, warum sich um das Volumen kümmern, von dem er ausgeht?

FRAGE: Wie testen Sie Ihre Ideen für den Handel?

Cheung: Zunächst einmal habe ich keine Ideen, kein Trading-Ideen. Ideen entstehen nicht einfach so. Das muss man auf wissenschaftliche Weise machen; Sie müssen den Markt beobachten, Ihren eigenen Chart oder was immer Ihnen einen Gewinnvorteil für den Handel bringt. Nach einer Zeit der Beobachtungen stellen Sie eine Hypothese auf, die Sie dann überprüfen und mit Vergangenheitsdaten testen, bevor Sie sie im praktischen Handel einsetzen. Wenn es in der Vergangenheit und im Handel klappt, formulieren Sie eine Idee, eine neue Trading-Idee, hoffentlich mit neuem Gewinnvorteil. Wenn es auch weiterhin funktioniert, dann haben Sie eine Trading-Idee. Sie können sich keine Idee ausdenken, Sie müssen beobachten, dann denken, ausprobieren, denken, probieren ….. testen und traden, bevor eine neue Idee ausgeformt ist.

FRAGE: Halten Sie noch nach neuen Ansätzen Ausschau?

Cheung: Ich mache seit drei Jahren non-stop mit den Forschungen zwanzig Stunden jedes Wochenende weiter, auch seit und nach der Entdeckung meines Winning Edge. Ich tue es heute noch.

FRAGE: Wie viele verschiedene Setups verwenden Sie beim Traden?

Cheung: Ich verwende fünf verschiedene Parameter als Trading-Ansatz. Aber alle fünf sind in die RC-Indikatoren eingebaut und daher leicht zu handhaben und zu traden.

FRAGE: Wie managen Sie Ihr Risiko?

Cheung: Wenn ich einen Trade eingehe, setze ich sofort und gleichzeitig einen Stopp zur Verlustbegrenzung. Läuft der Trade weiter, beobachte ich und ziehe den Stopp enger bis hin zu einem situationsabhängigen Stopp, über den ich mit der Entwicklung des Trades entscheide. Wenn ich im Gewinn bin, der besten Lösung, bewege ich den Stopp auf Einstand plus einen halben Punkt, um die Gebühren abzudecken. Dann bleibe ich manchmal bis zum Schluss im Markt. Wenn ich im Verlust bin, beobachte ich den Markt genauer und ziehe den Stopp eventuell enger nach, um den Verlust schnell abzuschneiden.

FRAGE: Wie bestimmen Sie, ob Sie in einem Trade falsch liegen?

Cheung: Jeder Trader, Gewinner und Verlierer, weiß ob er falsch liegt. Natürlich weiß der Gewinner mehr und kann etwas unternehmen, während der Verlierer es zwar weiß, aber nicht viel tun kann.
Etwas ist wichtig, und zwar sofortige Bestätigung. Wenn Sie einen Trade eingegangen sind und er geht innerhalb von Minuten in Ihre Richtung, dann wissen Sie, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit ein Gewinn-Trade wird. Das nennt man sofortige Bestätigung. Wenn der Trade in wenigen Minuten gegen Sie geht, ist das auch eine sofortige Bestätigung, aber eine andere, und ein Blick auf Ihren Chart, oder bei mir die Indikatoren, sagt mir, ob er noch so gut wie beim Einstieg aussieht. Wenn ja, bleibe ich drin, wenn nicht, schließe ich ihn.

FRAGE: Nach Ihren Antworten gibt es ein Element des Ermessens in Ihrem Trading-Ansatz, aber Sie verkaufen Ihr System an andere Trader, die nicht den Einblick und die Erfahrung mit Ihrem System haben. Sind sie in einer schlechteren Lage, weil sie keinen Zugang zu Ihrer Erfahrung haben? Oder sind die Systeme, die Sie verkaufen, vollautomatisch, und wenn, wie waren Sie in der Lage, solche Ermessenselemente in die Software zu integrieren?

Cheung: Das Trading-System ist so, wie ich trade. Ich programmiere einfach meine Art zu traden. Es ist ein hundert Prozent mechanisches System, und die Ergebnisse sprechen für sich. Ich bin nicht in der Lage, alle meine Strategien in ein mechanisches System zu programmieren, aber es ist trotzdem das beste von allen, die es gibt. Ich glaube, dass kein Entwickler sein gesamtes Wissen in ein Trading-System programmieren kann. Deshalb tue und versuche ich es weiter und hoffe, zum Vorteil der Anwender mein Bestes in das System zu legen. Benutzer meines Trading-Systems können also automatisch ohne die Verwendung diskretionärer Elemente handeln. Meine Schüler verstehen die Logik aber selbstverständlich und können ihre eigenen Kenntnisse hinzufügen.

FRAGE: Ist Money Management ein unabhängiges Thema?

Cheung: Ja, Money Management ist ein unabhängiges Thema. ABER erst muss man einen Gewinnvorteil, ein Winning Edge haben, dann kommt Money Management hinzu. Selbst mit der besten Money Management-Methode werden Sie verlieren, wenn Sie keinen Gewinnvorteil haben.

FRAGE: Wieviel Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?

Cheung: Beim Futures-Handel sind es fünf Prozent. Beispiel: je Trade rechne ich im Daytrading mit dem ES konservativ $10 000 pro Kontrakt, und wenn ich zehn Punkte = $500 je ES-Kontrakt verliere, stoppt das System. Das sind fünf Prozent des in jedem Trade eingesetzten Kapitals. Wenn ich aggressiv handele, rechne ich vielleicht $5 000 pro ES-Kontrakt, dann entspricht es etwa zehn Prozent des Kapitals pro Trade.

FRAGE: Wie managen Sie Ihre offenen Trades?

Cheung: Solange mein Winning Edge in einem offenen Trade noch vorhanden ist, mache ich weiter. Wenn der Vorteil schwindet, ist es Zeit ihn zu schließen; ich nehme das sehr systematisch.

FRAGE: Welche Art Stopps und/oder Gewinnziele verwenden Sie?

Cheung: Ich setze keinen Gewinnstopp, das sollte man nicht tun. Warum einen Gewinn stoppen, wenn man etwas Geld verdient, und es läuft weiter? Ihren Broker wird das freuen. Sie sollten einen Stopp-Loss haben, den Betrag oder Punkte, die Sie riskieren wollen. ABER solange Ihr Gewinnvorteil oder Grund drin zu sein, gültig sind, weiten Sie den Gewinn aus, es gibt kein vorgegebenes Ziel. Niemand kann oder wird wissen, was der Markt als nächstes macht, also gibt es kein Ziel. Wenn ein Trader ein Ziel setzt, hat er eine vorgefasste Meinung zum Markt, dann ist er nicht mehr flexibel, um sich den Marktveränderungen anzupassen, wenn sie kommen. Wenn Sie sehen, dass Ihr Indikator oder Ihre Methode gut läuft, sollten Sie eher weitere Kontrakte hinzufügen, solange Sie Geld verdienen, und statt Gewinne mitzunehmen sollten Sie die Position erweitern, um Ihre Gewinne zu maximieren. Dies ist einer der Gründe, warum 95 Prozent der Trader verlieren.
Wenn Sie fahren, halten Sie bei Gefahr an. Wenn die Straße frei ist, halten Sie nicht an. Beim Traden halten Sie an, wenn Sie im Verlust sind, und Sie halten nicht an, wenn Sie im Gewinn sind, solange Ihre Indikatoren nicht anzeigen, dass möglicherweise eine Wende bevorsteht. Kein Gewinnziel, weil Sie den Markt nicht so unter Kontrolle haben wie Ihr eigenes Budget oder Ihre Ziele.

FRAGE: Ist die Ausführung der Trades ein subjektiver Prozess oder machen Sie das mechanisch?

Cheung: Für mich mechanisch, weil ich in Jahren der Forschung gemerkt habe, dass manche Trader nicht handeln können, selbst wenn sie den Trade richtig sehen. Um es ihnen leichter zu machen, ist mechanisch der beste Weg. Auch für mich ist mechanisch der richtige Weg, weil ich den Trade nicht verpassen will, es ist nützlich und effektiv, falls ich einen Telefonanruf habe oder auf andere Weise abgelenkt werde.

FRAGE: In welchem Verhältnis stehen Ihre Gewinn- und Verlust-Trades zueinander. Ich meine die Anzahl der Gewinn- und Verlust-Trades.

Cheung: Es sind etwa 60 Prozent Gewinn-Trades und 40 Prozent Verlust-Trades. Das ist wichtig, aber nicht das Wichtigste. Der Gewinnfaktor ist wichtig, und ich halte ihn immer bei 2,5. Für eine Aussage über einen guten Händler oder ein gutes Trading-System ist der Prozentsatz der Gewinn-Trades irreführend, achten Sie bitte auf den Gewinnfaktor. Es sieht gut aus, wenn ein Trader oder ein System 80 Prozent Gewinn- und 20 Prozent Verlust-Trades hat, aber wenn man genau hinsieht und sein Gewinnfaktor ist nur 0,5, ist es wohl kein guter Trader oder kein gutes System. Das ist wie beim Schreiben von Optionen, viele Stillhalter machen elf Monate im Jahr Gewinn, aber in einem Monat verlieren sie alles wieder und noch mehr. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass man auch dann noch Verlust machen kann, wenn 90 Prozent Gewinne sind. Es ist also der Gewinnfaktor, der mehr zählt.

FRAGE: Was war Ihr schlimmster Drawdown? Vielleicht können wir hier die Zahl aus dem Tradestation-Report verwenden.

Cheung: Einmal habe ich 20 Punkte im ES an einem Tag verloren, das sind $1000 pro Kontrakt. Ich habe daraufhin den Stopp in meinem System enger gesetzt, damit das nicht wieder vorkommt.
Ich weiß nicht, mein schlimmster Drawdown war wohl in Futures. Aber Händler können das steuern und managen, wie ich gesagt habe, indem sie sofort nach dem Eingehen des Trades einen schützenden Stopp eingeben. Das kann einen großen Drawdown verhindern, wenn Sie es diszipliniert umsetzen.

FRAGE: Was frustriert Sie am meisten beim Traden?

Cheung: Trading muss Spaß machen und profitabel sein, denke ich, wenn es das nicht ist, sollte man lieber nicht handeln. Im Traden liegt kein Frust, man muss sich wohl fühlen und beherrscht sein. Wenn Sie verlieren, nun gut, schreiben Sie den Grund auf; stimmt der Indikator nicht oder passt er nicht zu der Marktsituation, fangen Sie wieder mit den Untersuchungen an. Wenn es die Ausführung war, merken Sie sich die Erfahrung und machen es das nächste Mal besser. Versuchen Sie, Spaß am Trade zu haben; wenn er Ihnen Freude macht, entspannen Sie sich und umgekehrt, wenn Sie entspannt sind, macht es Ihnen Spaß.
Es gibt frustrierende Momente beim Traden, wenn plötzliche Nachrichten dazu führen, dass der Markt sich schnell bewegt, aber wenn ein Trader immer seinen schützenden Stopp setzt, ist es sicher und verursacht keinen Frust. Ich meine plötzliche Nachrichten, nicht Wirtschaftsdaten oder FOMC-Mitteilungen (Federal Open Markt Committee des Federal Reserve Board), weil Trader wissen, wann sie zu erwarten sind und entscheiden können, ob sie zu diesem Zeitpunkt in einer Position sein wollen oder nicht. Ein terroristischer Akt usw. kann eine plötzliche Nachricht sein. Davor schützt man sich beim Traden mit einem Stopp-Loss.

FRAGE: Wann wurde Ihnen klar, dass Trading nicht nur ein Versuch in den Märkten, sondern eine Vollzeit-Beschäftigung für Sie sein würde? Oder haben Sie das von Beginn an gespürt?

Cheung: Wenn man aufeinander folgende Gewinntage hat und die Logik und Strategien einige Monate lang getestet wurden, kann man Vollzeit-Handel in Erwägung ziehen.

FRAGE: Wann kommt das psychologische Element ins Spiel?

Cheung: Wenn Sie ein System verwenden, können Sie fast 90 Prozent oder mehr der emotionalen Probleme beim Traden vermeiden. Eigentlich besteht das einzige emotionale Problem darin, dass ein Trader einen großen Gewinn hat, ihn mitnehmen und dem System nicht 100 Prozent folgen will. Automatisch zu traden, kann dieses Problem etwas mildern, vorausgesetzt Sie haben ein bewährtes gewinnbringendes System dafür. Falls nicht, handeln Sie lieber nicht.

FRAGE: Ein paar Worte über Angst, Gier und Selbstbewusstsein?

Cheung: Wenn Sie einen Gewinnvorteil haben, ein Winning Edge, traden Sie entspannt und beherrscht, da spielen Angst, Gier und Selbstbewusstsein keine Rolle. Es ist ein entspanntes Wohlgefühl; wie beim Fahren denken Sie nicht viel, Sie haben keine Angst, Gier usw. Wie beim Fahren oder Schwimmen tun Sie es mit einem guten Gefühl und entspannt. Sie arbeiten in bester Verfassung. Sie haben keine Angst.

FRAGE: Was ist Ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen Ihnen und so vielen anderen Tradern, die es nicht geschafft haben?

Cheung: Ich habe ein Winning Edge oder mehrere, das unterscheidet unser Spiel, das ist der ganze Trading-Unterschied. Wenn Sie einen Gewinnvorteil haben, sind Sie diszipliniert und haben Vertrauen. Sie haben Freude am Traden und sind profitabel, alles läuft ganz natürlich ab. Sie traden auf einem hohen eigenen Niveau, das vielleicht nicht viele andere erreicht haben.

FRAGE: Und wenn Sie nicht traden, wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Cheung: Ich habe im Augenblick kaum Freizeit und wenn, dann lese ich wirklich gern, wie ich schon erwähnt habe.

B1) RC Success2 Chart

Die Equity Curve zeigt die Entwicklung von RC Success2 in den letzten 40 Monaten bzw. der letzten 638 Trades. Das sehr konsistente System handelt im Schnitt 15mal pro Monat und ausschließlich intraday den S&P-Future. Basierend auf einer eigenen „Sound Logic“ Systematik wurden die Draw-Downs niedrig gehalten bei dennoch hohem Profit. Maximaler Draw-Down lag bei eineinhalb Monaten. Durchschnittsmonat: 1 584 Dollar bei einem Kontrakt.

Bild


B2) RC Miracles2 Chart

Ebenso wie Success2 sehen Sie in der Equity Curve die letzten 40 Monate bzw. 1017 Trades. Miracles2 basiert auf einer eigenständigen Strategie und ist unabhängig von Sucess2. Es versucht Trends in einem möglichst frühen Stadium zu erkennen und geht somit auch agressiver als Success2 vor. Im Schnitt handelt Miracles2 ein mal pro Tag. Maximaler Draw-Down: zwei Monate. Durchschnittsmonat: 2 312 Dollar bei einem Kontrakt.

Bild




T1) Top Ten S&P-Systeme

1. RC Success 212.6%
2. R-Mesa 3 139.7%
3. %C Daybreaker 92.0%
4. STC SP Daytrade 88.5%
5. Balance Point 87.3%
6. R-Breaker 82.5%
7. RC Miracles 81.0%
8. Cyclone 77.1%
9. R-Mesa 5 76.7%
10. BWT SP Zones 69.8%

Die Reihenfolge basiert auf der Performance seit Erscheinen. Einige Systeme waren während kurzer Zeit nicht dabei. Der Gewinn basiert auf drei Mal erforderliche Margin. Die Ergebnisse basieren auf der Performance bis 31. Mai 2005.

Quelle: www.Traders-Magazin.de
lodo
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Vom Buchhalter zum Trading Champion - Interview mit John Holsinger

Wir wurden auf John Holsinger als Gewinner des ersten und zweiten Platzes bei der World Cup Championship of Futures Trading® 2002 aufmerksam. Weiter unten enthüllt er den Lesern von TRADERS´ die Prinzipien, die es ihm ermöglicht haben, den World Cup zu gewinnen. Weil niemand vor ihm die beiden ersten Plätze in einem Jahr gewonnen hat, befindet sich Holsinger in einer recht exklusiven Position. Auch weil er während seiner ganzen Trader-Laufbahn seine Steuerberaterpraxis außerhalb von Washington D.C. im historischen und malerischen Alexandria, Virginia, beibehalten hat. 1958 geboren, hat John Holsinger sein ganzes Leben in Virginia zugebracht. Sein Vater war in der US Navy und arbeitete auch für IBM. In seiner Jugend war er sehr sportbegeistert, und wurde während seines letzten Jahres auf der High School der Virginia State-Champion im Ringen. Holsinger hat die Geisteshaltung eines Siegers und zeigt, dass man ein Geschäft betreiben und gleichzeitig extrem erfolgreich traden kann.

FRAGE: Denken Sie, dass Ihr Background Sie auf das Traden vorbereitet hat?
John Holsinger: Wie mein Vater habe ich einen Abschluss in Buchhaltung, weil das etwas war, mit dem ich gleich nach dem Studium Arbeit finden konnte. Aber die Buchhaltermentalität hat mir auch bei meiner systematischen Herangehensweise beim Traden sehr geholfen.
Mein Vater spekulierte mit Land. Dadurch habe ich meine ersten Einblicke in die Welt des Tradens bekommen. Mein Vater kaufte zum Beispiel unbebautes Farmland. Dann unterteilte er es und verkaufte die einzelnen Abschnitte mit Gewinn weiter.

FRAGE: Warum sind Sie beim Traden geblieben, obwohl Sie jahrelang keinen Erfolg hatten?
Holsinger: Die ehrliche Antwort ist, dass ich musste. Ich sah keine Möglichkeit, das verlorene Geld auf andere Weise zurückzuholen. Manchmal muss man einfach dran bleiben.
Ich hatte vorige Woche ein ähnliches Gespräch mit einem Systementwickler. Er schlug vor, die Positionsgröße nach fünf aufeinander folgenden Verlusten zu reduzieren. Ich antwortete ihm: „Kommt nicht in Frage.“ Am nächsten Tag gewannen wir unser gesamtes Geld zurück und noch etwas dazu. Und ich sagte: „Deshalb entwickeln Sie die Systeme, und ich handle sie.“ Das ist mit ein Hauptgrund, warum 90 Prozent der Leute beim Traden verlieren.

FRAGE: Beschreiben Sie uns Ihre frühen Jahre als Trader.
Holsinger: Ich war völlig ahnungslos, weil ich mich auf andere verließ und ihnen vertraute. Das kostete mich am Ende eine Stange Geld. Zusätzlich zu den $150.000, die ich mit den frühen Trading-Verlusten vor 1994 zum Fenster rausgeworfen hatte, gab ich $50.000 bis $60.000 für den Kauf von Trading-Kursen und Trading-Systemen aus, das meiste davon Zeit- und Geldverlust. Alles in allem habe ich eine saftige Provision dafür bezahlt, Traden zu lernen. Es hat meine Hypothekenabzahlungen nicht beeinträchtigt, aber ein Vergnügen war es gewiss nicht.

FRAGE: Hatten Sie irgendwann einmal einen Mentor?
Holsinger: Nein, zu keiner Zeit.

FRAGE: Wie kam es zu Ihrer Entscheidung, den mechanischen Weg zu gehen?
Holsinger: Anfangs war ich von mystischen Erklärungen über das Funktionieren der Märkte fasziniert. Ich studierte Elliott-Wellen, Gann und andere Techniken. Selbst wenn Sie manchen Tradern das Wallstreet Journal von morgen geben würden, könnten sie noch Geld verlieren.
Nur auf der Basis von Regeln kann man etwas unabhängig bewerten. Nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, den ganzen magischen Kram wegzuwerfen, wurde ich mechanischer Trader.

FRAGE: Wie haben Sie alles umgedreht?
Holsinger: 1994 war ich soweit, alles hinzuschmeißen.
Dann machte ich eine halbjährige Trading-Pause. Damals war ich gerade auf eine Zeitschrift namens Futures Truth gestoßen, die damals so etwas wie bahnbrechend war, weil sie die Produkte von Systemverkäufern unabhängig testete. Nun hatte ich etwas gefunden, das mir objektive Informationen geben konnte. Ich sonderte die Systeme aus, die nicht unabhängig geprüft worden waren, und warf sie weg. Dann nahm ich die Systeme, die einer solchen unabhängigen Prüfung unterzogen worden waren, und die eine bewiesene Erfolgsgeschichte hatten. Ich fing an, selber mit ihnen zu arbeiten und Trades in Tabellenform zu erfassen und zu analysieren, um herauszufinden, wie sie funktionierten. Die Systeme waren zu der Zeit alle käuflich auf dem Markt. Ich verbrachte die Zeit von Ende ´94 bis Frühjahr ´95 damit, ein Modell von Systemen vorzubereiten, die sich gegenseitig ergänzten. Bereits an dieser Stelle war mir klar, dass man keine Systeme haben will, die genau das gleiche tun. Damals waren fast alle Day Trading-Systeme für den S&P.
Es handelte sich um Systeme mit offenem Code. Nicht nur deshalb schnitt ein System gut ab, sondern es musste ein logisches Konzept besitzen, dass ich zerlegen und sozusagen unter dem Mikroskop betrachten konnte.
Zum Schluss ging ich mit einem frischen $30.000-Konto wieder in den Markt, entschlossen, Trades nach dem Portfolio an Systemen einzugehen, dass ich entworfen hatte. Von da an habe ich nicht mehr zurückgeblickt.

FRAGE: Und danach ist das $30.000-Konto ab Mitte 1995 in etwas über drei Jahren bei Ihnen auf über $1,3 Millionen angewachsen?
Holsinger: Ja, das ist richtig.

FRAGE: Wie würden Sie heute Ihren Trading-Ansatz beschreiben im Vergleich zum Beginn Ihres Systemhandels?
Holsinger: Meine Grundkonzepte sind heute noch die gleichen wie vor zehn Jahren. Ich kenne nur drei oder vier Wege, wie man Geld im Markt machen kann. Was ich vor zehn Jahren benutzt habe, funktioniert heute noch.
Märkte haben Phasen mit und ohne Volatilität, und Volatilität ist gut für Gewinne. Mein Portfolio ist jetzt aber breiter diversifiziert. Wenn ein Markt ruhig ist, hat sicher ein anderer eine gute Volatilität.

FRAGE: Bitte beschreiben Sie die Grundprinzipien Ihrer Strategie im Positions-Trading.
Holsinger: Nach meinem Grundprinzip kann ich nie am Hoch oder Tief einsteigen, sondern nehme ein Stück aus der Mitte mit. Mein Trading kann daher als trendfolgend bezeichnet werden. 80 Prozent meiner Gewinne stammen aus 40 Prozent meiner Trades. Und letztlich lasse ich meine Gewinne laufen, um die Gewinne aus der momentanen Gelegenheit zu maximieren, und ich schneide Verluste schnell ab. Die Leute verbeißen sich in Verlust-Trades – eine Panik- und Adrenalinsituation, die Versagen verursacht.

FRAGE: Welches sind Ihre bevorzugten Indikatoren?
Holsinger: Ich mag Gleitende Durchschnitte, Gleitende Durchschnitte Envelopes und Stochastik. Gleitende Durchschnitte geben mir ein Gefühl für Richtung und Trend. Envelopes, Keltner Channels und Bollinger-Bänder ein Maß für Volatilität. Unter den von mir entwickelten Systemen gibt es welche mit all diesen Indikatoren. Der Markt sucht nach Wert.

FRAGE: Sie haben die World Cup Championship of Futures Trading® 2002 mit Aktienindex-Futures gewonnen. Würden Sie uns erklären, wie Sie vorgegangen sind?
Holsinger: Gerne. Die ersten zwei Stunden habe ich mich mit dem Trend des Futures-Marktes für den US Aktienindex auseinandergesetzt. Der Markt kann drei Dinge tun. Er kann steigen, fallen und nirgendwohin gehen. Die Hälfte der Tage geht er wirklich nirgendwo hin. An den anderen Tagen geht er dann nach oben oder unten. Beim Traden für den Wettbewerb hatte ich mir etwa zwei Stunden nach Markteröffnung eine Meinung gebildet, wohin der Markt im Laufe des Tages gehen würde.
Zum Beispiel wusste ich dann, ob ich kaufe, wenn der Kurs sich bis x bewegt. X muss eine Zahl sein, die einen steigenden Markt anzeigt. Kurz gesagt, die Zahl muss höher sein als die Eröffnung des Tages, höher als der Schluss des Vortages und höher als das Intraday-Hoch. Das bedeutet, dass es wahrscheinlich weiter nach oben geht. Umgekehrt gilt es für einen Short-Trade. Dabei benutzen wir selbst entwickelte Algorithmen, um herauszufinden, was der Markt uns sagen will.
Darüber hinaus war wirklich Money Management der Schlüssel. Meistens verwendete ich einen weiten anfänglichen Stopp, den ich nur in Richtung meines Trades bewegte. Ich erweitere meinen Stopp nie. Ich bewege ihn an den Markt heran, und das tue ich nur, wenn ich tief im Gewinn bin. Ich führe den Stopp nicht willkürlich nach, weil ich nicht aus dem Markt fliegen will. Ich will dem Markt soviel Zeit lassen, wie er braucht, um für mich zu arbeiten.

FRAGE: Bevorzugen Sie einen nachlaufenden Stopp (Trailing Stopp) oder ein Kursziel für den Ausstieg?
Holsinger: Kursziele verwende ich nicht. Das geht gegen meine innerste Überzeugung, dass man seine Gewinne so lange wie möglich laufen lassen soll. Einen Trailing Stopp benutze ich gelegentlich, wenn ein Trade in meine Richtung gelaufen ist. Sagen wir, ich habe einen S&P gekauft und liege $2000 vorn in dem Trade. An diesem Punkt würde ich anfangen, meinen Stopp nachlaufen zu lassen. Ich will damit sagen, dass ich ihn nicht bei $300 und auch nicht bei $1000 nachlaufen lasse. Aber wenn der Markt sich nachhaltig in meine Richtung bewegt – dann würde ich meinen Stopp nachziehen.
Ich bewege meinen Stopp nur in der Richtung des Trades. Ich erweitere meinen Stopp nie, wenn ein Trade schlecht läuft. Den Stopp habe ich in erster Linie gesetzt, um mich zu schützen.

FRAGE: Nehmen Sie den Gewinn immer durch einen Stopp mit oder realisieren Sie ihn an einem bestimmten Punkt?
Holsinger: Nein. Ich bleibe immer bis zum Tagesschluss dabei. Entweder bis zum Schluss des Kassamarktes um 16.00 Uhr (Eastern Time) oder bis zum Schluss des Futures-Marktes fünfzehn Minuten danach.
In jenen letzten fünfzehn Minuten passieren manchmal seltsame Dinge. Also benutze ich zwei von drei Malen den Kassaschluss als Ausstieg oder Stopp. Ein Gewinnziel setze ich nicht.

FRAGE: Welche Zeitrahmen und Intervalle verwenden Sie?
Holsinger: Das ist eine recht wichtige Frage. Ich tendiere zu längeren Zeitrahmen. Die Bewegungen, die sich in kleineren Zeitrahmen entwickeln, sind meist kleiner. Die Bewegungen in größeren Zeitrahmen sind meist größer. Das ist wichtig, weil man in größeren Bewegungen mehr Gewinn macht. Das klingt einfach, nicht wahr? Aber die Leute vergessen das, weil sie versuchen, einen möglichst hohen Durchschnitt an Gewinnern zu erreichen. Ich bin nicht interessiert, fünfzig Trades am Tag zu machen. Ich will so wenige Trades machen, wie nötig sind, um Geld zu verdienen. 30-Minuten- und 60-Minuten-Charts sind meine Favoriten. Ich bekomme so viel Information von ihnen, wie ich für meine Zwecke brauche. Wenn man sich mit kleineren Zeitfenstern befasst, bekommt man nur Rauschen zu sehen.

FRAGE: Wie strukturieren Sie Ihren Handelstag? Bereiten Sie morgens viel vor?
Holsinger: Nein. Meine ganze morgendliche Vorbereitung besteht aus dem Einschalten des Computers.
Meine Vorbereitungen finden alle außerhalb der Marktzeiten statt. Entweder abends oder am Wochenende, wenn ich Systeme untersuche oder teste.

FRAGE: Würden Sie das Traden mit Ihren Systemen unterbrechen, weil Zahlen veröffentlicht werden oder wichtige Nachrichten kommen?
Holsinger: Nein. Außer wenn der Markt geschlossen ist, unterbreche ich das Trading nicht. Ich habe am 11.9. und beide Golfkriege hindurch getradet, ebenso wie bei allen Marktzahlen. Ich trade anhand der Kurse und nur der Kurse.

FRAGE: Nicht einmal bei CPI, den US Produktionszahlen, Lohnzahlungen oder einer Greenspan-Rede?
Holsinger: Nein. Nie. Wenn Sie nämlich ein System mit Vergangenheitskursen testen, schließen Sie solche Berichtszeiten auch nicht aus. Das System weiß nicht, wie die Bewegungen des Marktes zustande kommen. Am Freitag wird vielleicht ein großer Arbeitsmarktbericht veröffentlicht und Sie sagen: „Ich handle nicht“. Warum denn nicht? Sie haben doch mindestens eine 50 Prozent-Chance, dass der Markt zu Ihren Gunsten läuft.
Mir sind einige unangenehme Dinge passiert, als Greenspan uns mit Zinserhöhungen überraschte, die niemand erwartet hatte. Aber meiner Meinung nach ist man kein mechanischer Trader mehr, wenn man auch nur diese Art von Ermessen in sein Trading einführt. Und dann werden Sie immer Gründe finden, nicht zu traden.
Wenn Sie anfangen, Ausschlüsse beim Traden einzuführen, handeln Sie Ihr System nicht mehr.

FRAGE: Traden Sie auch mal nach Gefühl oder machen einen nicht-mechanischen Trade?
Holsinger: Durchaus. Ich habe tonnenweise verrückte Trades gemacht, aber nur aus Spaß. Ich bin ein Mensch. Gelegentlich trade ich hochspekulativ, wie jeder andere auch. Ich leiste mir das, weil ich das Geld dafür habe.
Wenn Sie etwas brauchen, um sich vom System-Trading abzulenken, legen Sie sich ein kleines Sonderkonto für solche unsystematischen Trades zu. Ich habe ein kleines Nebenkonto, vollständig getrennt von meinem Portfolio und dem Handel für Kunden, für wilde Schnellschüsse auf irgendetwas. Ich sehe nichts Böses in Schnellschüssen. Allerdings sollten Sie nicht damit rechnen, häufiger richtig als falsch zu liegen. Bei der überwiegenden Mehrzahl Ihrer Trades sollten Sie sich davor hüten, Ihre Regeln zu brechen.

FRAGE: Welches sind Ihre Lieblingsmärkte im Handel und warum?
Holsinger: Im Augenblick sind meine bevorzugten Märkte der S&P 500, der e-mini Russell 2000 und der e-mini S&P Midcap. Sie sind sehr liquide und mir gefällt die Art, wie sie sich bewegen. Ich mag auch das britische Pfund, die Eurowährung und den Schweizer Franken.

FRAGE: Wie ist es Ihnen in den letzten ein, zwei Monaten ergangen?
Holsinger: Die beiden letzten Monate waren fantastisch. Zwei neue Systeme haben eingeschlagen, und unser Forex-System ist in den letzten zwei Monaten um 80 Prozent gestiegen. Unsere Index-Handelssysteme bewähren sich großartig. Die letzte Woche war für mich spektakulär (Mitte Oktober 2005).
Der Sommer scheint langsam vorbei zu sein, und danach kommen die ernsthaften Trader zurück in den Markt. Meist wird es hier im Juli und August sehr langweilig. Ich habe immer festgestellt, dass ich das meiste Geld zwischen September und April verdiene.
Die letzten ein, zwei Monate waren erstaunlich. Wir haben zwei neue Systeme mit sehr guter Performance eingesetzt.

FRAGE: Sie handeln jetzt Kundengelder. Worin liegt die Herausforderung?
Holsinger: Kundengelder zu handeln ist eine eigene Herausforderung. Jeder Kunde ist anders. Ich stelle fest, dass die längerfristige Perspektive und Geduld, die ich im Laufe der Zeit entwickelt habe, vom Kunden nicht geteilt wird. Es ist wirklich eine Frage, Erwartungen zu managen.
Sie müssen sicher sein, dass der Kunde eine realistische Vorstellung vom Zeitrahmen und der Lieferung von Ergebnissen hat. Für mich ist Trading über Jahre angelegt. Ich kann dem Kunden nicht sagen, dass ich am nächsten Tag, Woche oder auch nur im nächsten Monat profitabel bin. Ich kann ihnen sagen, dass sie nächstes Jahr wahrscheinlich einen handfesten Betrag machen werden. Kunden wollen jeden Tag Geld machen.

FRAGE: Welche Technologie setzen Sie ein?
Holsinger: Ich habe zwei mit dem Internet über ein schnelles Kabelmodem verbundene Computer. Ich habe Trade Station 8.1. auf dem Desktop laufen. Als Backup benutze ich meinen Laptop und habe einen Reserve-Datenanschluss, und zwar eSignal mit der Ensign Chart-Software.
Ich handle auf einem Bildschirm. Das geht, weil meine Software die Trades automatisch ausführt, seit ich mechanischer Trader bin. Ich kann zwölf Systeme in zwölf Fenstern auf dem einen Schirm laufen haben, wenn ich will. Meine Systeme leiten die Trades über meine Clearing-Firma direkt an die Börse. Ich muss mir keine Sorge machen, einen Trade zu verpassen. Es ist alles so gut wie völlig automatisiert. Deshalb brauche ich meine Schirme auch nicht den ganzen Tag lang zu beobachten.
Natürlich ist dies das Ergebnis von über zehn Jahren Feineinstellung und maßgeschneiderter Programmierung. In gewissem Sinn bin ich der Anwender der Systeme, die ich entworfen habe. Die Technologie ist unter Dach und Fach. Ich versuche, das menschliche Element aus der Gleichung zu entfernen. Das Letzte, was ich brauche, sind sechs Schirme, die mich durcheinander bringen.

FRAGE: Psychologie spielt beim Traden eine große Rolle. Wann haben Sie das bemerkt und wie hat sich Ihr Trading daraufhin verändert?
Holsinger: Es war ein hundertprozentiger Schritt zum Besseren hin, und es war der Unterschied zwischen gewinnen und verlieren. Ich versuche, das den Leuten klarzumachen; man kann dasitzen und sich den Mund fusselig reden, aber niemand glaubt einem.
Etwa Ende ´94 stellte ich fest, dass ich verschiedene erfolgreiche Systeme gekauft hatte, die im Laufe der Zeit Geld verdienten, und ich trotzdem durch Starten, Stoppen, Aufnehmen, Hinlegen, Schalten und solche Sachen Geld verlor.
Das war das Schöne an der Trade Station, die damals eingeführt wurde. Ich konnte einfach fragen:
„Also gut. Diese Systeme haben im Laufe der letzten sechs Monate zusammen 120.000 gemacht, und ich habe 60.000 verloren. Das ist ein negatives Delta von $180.000. Warum ist das passiert, John?
Nun, Du hast nicht alle Trades mitgenommen. Aber ich würde sagen, dass Psychologie ohne Zweifel der Grund dafür war, dass ich von einem Trader, der verliert, zu einem Trader wurde, der gewinnt.
Ich machte drei Monate lang telefonische Konsultation bei Ruth Roosevelt, um die Rolle der Psychologie im Trading verstehen zu lernen. Nach der Hälfte der Zeit überkam mich blitzartig die Erkenntnis, dass nicht die Systeme das Problem waren, sondern ich.
Deswegen nahm ich die Systeme, die getradet werden sollten, übergab sie einem Broker und sagte:
„Passen Sie auf, traden Sie diese Systeme für mich. Rufen Sie mich nicht an. Fragen Sie mich nicht, was los ist. Ich will am Tag nicht mit Ihnen reden. Ich will nicht von Ihnen hören, was läuft. Ich will, dass Sie diese Systeme traden.“
Es war eine angenehme Beziehung. Ein Jahr lang sprachen wir im Durchschnitt einmal im Monat miteinander. Ich verlangte von ihm, eine Maschine zu sein und wie eine Maschine zu traden. Ich wollte nicht, dass er mich kennen lernt, mich mag und denkt, er müsste mein Geld beschützen. Ich verlangte nur, das System zu handeln und zu tun, was es sagte.

FRAGE: Wie steht es mit Stress und Ermüdung beim Traden?
Holsinger: Da ist der Stress, Geld zu verlieren. Das ist unvermeidlich. Daran können Sie nichts ändern, weil Sie Verlusttage haben werden. Für mich ist der Stress im Laufe der Zeit geringer geworden, weil nicht von jedem Trade die Hypothekenzahlung abhängt. Die zweite Art Stress kommt von der Ausführung, und auch der ist für mich weniger geworden, seit ich nicht nur mechanische Systeme, sondern jetzt auch automatische Ausführungen habe.
Viele Leute denken jeden Abend lange über den Tag nach und fragen sich, warum sie dieses oder jenes getan haben, warum mit diesem Trade etwas schief ging oder mit jenem, und ich brauche mir deswegen keine Sorge zu machen, weil die einzige Frage diese ist: „Habe ich mich an die Regeln gehalten?“ Wenn ich mich nicht an die Regeln gehalten habe, was selten geschieht, dann muss ich ärgerlich mit mir sein und sagen: „Du hast Dich nicht an die Regeln gehalten: Deswegen passieren die schlimmen Dinge.“
Es gibt Stress-Situationen beim Traden, aber ich habe sie wirksam minimiert, indem ich einen Plan vorliegen habe. Wenn ich aber an einem Verlusttag gestresst bin, arbeite ich dies körperlich ab. Laufen und Fitness-Training waren immer die richtigen Aktivitäten für mich, und nachmittags bin ich meist schlecht zu erreichen, weil ich im Fitness-Studio bin. Auch wenn Alan Greenspan anruft. Ich mache einfach die Tür hinter mir zu und gehe weg, lasse alles hinter mir und trainiere zwei Stunden lang, gehe dann Nach Hause, esse zu Abend und bin mit meiner Frau zusammen. Der Tag beginnt für mich um 7.20 Uhr, wenn die Währungen eröffnen, und er endet für mich um 16.15 Uhr, und danach denke ich nicht mehr an ihn.
Diszipliniert im Leben zu sein ist ein wesentlicher Bestandteil eines guten Trading-Plans.

FRAGE: Wie lange dauern Ihre typischen Trades?
Holsinger: Ich habe zwei Gruppen. Ich mache Tages-Trades, die zwischen einer und sechs Stunden laufen, und ich mache Positions-Trades, die zwischen einem Tag und vier bis fünf Monaten dauern können.
Ich habe also sehr langfristige Zeitrahmen. Einmal war ich vierzehn Monate lang short im Yen, ich glaube ´98 oder ´99. Ich habe den Kontrakt immer wieder rollen lassen, und es ging weiter abwärts. Dasselbe passierte mit dem Dollar und der Eurowährung. Ich erinnere mich, dass ich fast das ganze Jahr 2002 long im Dollar war, und dann erreichte er natürlich sein Hoch, und der Euro stieg. Ich kann also monatelang in einer Position sein. Aber meine typischen Tages-Trades dauern zwischen einer und fünf Stunden.

FRAGE: Wie hoch ist der Anteil der Tages-Trades im Vergleich zu den Positions-Trades?
Holsinger: Das ist eine gute Frage wegen der lustigen Antwort. Man investiert 90 Prozent seiner Zeit auf der Daytrading-Seite, während die Seite der Positions-Trades so einfach zu kalkulieren, managen und durchzuführen ist, dass man nicht einmal anwesend zu sein braucht.
Während also mehr Geld in Positions-Trades im Risiko ist, widme ich ihm vergleichsweise wenig Zeit. Aber das Daytrading, das einen weit geringeren Anteil meines Einkommens ausmacht, erfordert viel mehr Aufmerksamkeit.

FRAGE: Auf welchen Konzepten basieren Ihre Indikatoren?
Holsinger: Sie basieren alle auf dem Kurs. Sie stützen sich nicht auf Zyklen, Zeitrahmen, Fibonacci-Verhältnisse oder Gann-Winkel. Sie basieren auf Balken-Charts.

FRAGE: Wie testen Sie Ihre Trading-Ideen?
Holsinger: Ich benutze die Trade Station zum Testen meiner Ideen. Eine Trading-Idee muss in Regeln übersetzbar sein – was gut ist, weil es Sie zu der Fähigkeit zwingt, ein Konzept so darzustellen, dass eine Maschine es verstehen kann.
Ich schreibe alles in Trade Station-Code, dann teste ich es eine längere Zeit mit Daten aus der Vergangenheit. Für ein Positions-Trading-System nehme ich etwa zwanzig Jahre. Für ein Daytrading-System etwa acht bis zehn Jahre. Ich habe ´94 oder ´95 angefangen, Trade Station zu benutzen.

FRAGE: Bemühen Sie sich noch um neue Setups und Ideen?
Holsinger: Oh ja, ständig.
Schön ist ja, dass es sich nicht um einen Job, sondern um ein Hobby handelt. Faszinierend ist doch, dass man einerseits feste Regeln haben kann, was mich aber nicht daran hindert, mir wilde Ideen anzusehen, von denen mir jemand erzählt. Ich verbringe manchmal vier oder fünf Stunden damit, mich mit einer neuen Idee zu befassen und zu versuchen, ihr Potential zu beurteilen. Man muss unvoreingenommen bleiben.

FRAGE: Sie haben also eine tiefe Passion für das Trading-Leben?
Holsinger: Ja. Ich könnte jeden wachen Moment darauf verwenden, aber ich denke auch, dass man mal abschalten und andere Dinge tun muss.
Ich bin immer an neuen Konzepten interessiert. Selbst wenn ich es für Müll halte, sehe ich es mir genau an. Ich verwende viel Zeit auf Gespräche mit den Menschen, vielleicht gibt es mal was Neues.

FRAGE: Wie viele verschiedene Setups verwenden Sie beim Traden?
Holsinger: Zur Zeit befasse ich mich mit vier Währungen und drei Aktienindizes, und ich handle Anleihen. In diesem Portfolio von acht Märkten verwende ich etwa sechs unterschiedliche Setups oder Muster, die ich für den Handel auf jedem Markt einsetze.

FRAGE: Wie managen Sie Ihr Risiko?
Holsinger: Ich manage mein Risiko, indem ich feste Verluststopps setze, und ich manage es durch die Bewertung des Gesamtportfolios.
Meine Philosophie ist es, ein Portfolio diversifizierter Systeme zu haben, die die Drawdowns minimieren. Ich versuche, eine Gruppe von Systemen zusammenzustellen, die keine Korrelation bei den Gewinnen und Verlusten haben. Das ist mein Schlüssel.
Ein weiterer Schlüssel ist, dass ich das Ganze als Geschäft betrachte. Ich versuche festzulegen, wie viel Kapital ich benötige. Es ist schlimm, aber mein Kapitalbedarf richtet sich nicht nach dem Einschuss, den die Börse pro Kontrakt verlangt. Stattdessen ist der Kapitalbedarf im allgemeinen eine Funktion potentieller Drawdowns bei dem gehandelten System.
Im Tageshandel wird vergleichsweise wenig Kapital benötigt. Ein System für Positions-Trading könnte einen Drawdown von $30.000 pro Kontrakt haben. Diesem System müsste mindestens das Zwei- bis Dreifache dieses Betrags zugewiesen werden, damit es in der Lage ist, erfolgreich zu handeln. Sagen wir, Sie haben drei Systeme, und der Drawdown aller drei zusammen ist $25.000. Sie brauchen mindestens $50.000, um sie zu handeln.

FRAGE: Ist Money Management ein eigenes Thema?
Holsinger: Ich meine, dass Money Management durchaus ein unabhängiges Thema ist, wenn man ein gutes System hat. Ein System kann mit Money Management erweitert werden, aber ohne gutes System ist man aufgeschmissen. Wenn Sie einmal einen guten Stamm an gesunden Prinzipien haben, kann Money Management das Potential vergrößern.
Es ist wie die Übergabe eines Mercedes an die Abteilung AMG. Die können aus der S-Klasse 500 ein Superauto machen. Aber bringen Sie Ihren alten Volkswagen Käfer dahin und sagen Sie, 250 auf der Autobahn fahren zu wollen: das können Sie vergessen. Es muss eine gesunde Basis geben. Im Mittelpunkt der Diskussion über ein System muss natürlich der Verluststopp stehen. Das bezieht sofort die Risikofrage ein. Wie viel Risiko wollen Sie bei dem Trade eingehen und wann steigen Sie aus dem Trade aus?
Die Antwort kann nur durch empirische Analyse gefunden werden, mit Monte Carlo-Analyse, bei der die Trades willkürlich ausgewählt werden. Indem die Reihenfolge der Trades umgestellt wird,um zu sehen, wie sich das auf das erforderliche Geld auswirkt.
Ich liebe Money Management. Ein System kann ohne Risikokontrollmaßnahmen nicht funktionieren, weil man im richtigen Leben einen Schlusspunkt haben muss.
Die Leute denken, eine Idee müsse zeitlich zu einem hohen Prozentsatz richtig sein, aber da irren sie sich. Eine gute Idee ist diejenige, die viel Geld einbringt, wenn sie richtig liegt. Eine Trading-Idee, die 99 % der Zeit einen Zehndollargewinn macht, ist nicht so gut wie ein System, das zu 40 Prozent richtig liegt, aber $50.000 einbringt. Auf diese Weise mache ich Geld in diesem Geschäft. Money Management ist der Schlüssel zur Maximierung des Potentials solcher Gewinnideen.

FRAGE: Wie viel Ihres Kapitals riskieren Sie pro Trade?
Holsinger: Weniger als zwei Prozent. Wenn ich an einem Tag bei jedem Trade verlieren würde, wären das nicht mehr als fünf bis sechs Prozent meines Trading-Kapitals. Natürlich heißt das nicht, dass man nicht auch eine Serie von Verlusttagen haben kann und jeden Tag fünf Prozent verliert.
Bei einem $500.000-Konto würde ich an einem beliebigen Tag mit $10.000 (2 Prozent) ins Risiko gehen.

FRAGE: Wie volatil sind Ihre Drawdowns?
Holsinger: Ziemlich volatil. Das Wichtigste ist allerdings nicht der Drawdown als solcher, sondern der Zeitabstand zwischen neuen Kapitalhochs. Mit anderen Worten, das Schlüsselkonzept ist, wie schnell sich das Konto erholt und ein weiteres neues Hoch erreicht.
Zum Beispiel ist ein $50.000-Rückschlag kein Problem, von dem sich zu erholen es eine Woche dauert. Ein $50.000-Rückschlag, bei dem das zehn Monate dauert, tut richtig weh. Ich will einen Drawdown nicht ein Jahr lang aussitzen. Ich habe es einmal getan und überhaupt nicht gemocht.
Ich strebe alle sechzig Tage ein neues Kapitalhoch an. Wenn man also verliert, ist man schnell wieder ein Gewinner.

FRAGE: Welche Stopparten und/oder Gewinnziele verwenden Sie?
Holsinger: Ich verwende nie Kursziele, und ich setze weite Stopps. Ich glaube fest an die Tatsache, dass der Markt so viel Raum braucht, um sich zu bewegen, wie man ihm überhaupt einräumen kann.
Enge Stopps führen nur dazu, dass man häufiger in und aus dem Markt geht und dadurch Provisionskosten und den Slippage-Faktor in die Höhe treibt. Wenn ich zum Beispiel an einen langfristigen Währungs-Trade denke, der ein Jahr im Euro dauern könnte, würde ich pro Kontrakt einen $5000-Stopp setzen.
Wenn ich im S&P Daytrading an einen Home-Run denke, setze ich einen $2000 bis $2500-Stopp. Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch Systeme mit engeren Stopps habe, insbesondere für die E-mini-Kontrakte, die einem eine viel größere Präzision im Risiko-Management erlauben.

FRAGE: In welchem Verhältnis stehen bei Ihnen Gewinner zu Verlierern?
Holsinger: Bei 45:55 bis 50:50. Aber bei den Systemen, die ich trade, ist der durchschnittliche Gewinner drei bis vier mal so hoch wie der durchschnittliche Verlierer. So verdiene ich mein Geld. Wenn ich dann zwei Verluste für jeden Gewinner habe, aber meine Gewinner sind viermal so groß wie meine Verlierer, dann geht es mir gut.
Ich habe in zehn Jahren über 100.000 Trades gemacht, und bei keinem Trade wissen Sie, ob er zu Ihren Gunsten ausgeht oder nicht. Das Einzige, was Sie wissen, ist dass Sie soviel Geld wie möglich machen müssen, indem Sie den großen Gewinn-Trades Raum geben zu laufen.

FRAGE: Wie hoch war Ihr größter Drawdown, seit Sie 1995 mit dem System-Trading anfingen?
Holsinger: 36 Prozent. Das ist auf Monatsbasis. Aber wie ich vorher sagte, das kümmert mich nicht so sehr wie die Zeit zwischen den Kapitalhochs. Ich kann angemessenes Kapital für Drawdowns bereitstellen, aber ich hasse es, Monat um Monat ohne neue Kapitalhochs zu verbringen. Jedoch ist auch das ein Teil des Tradens.

FRAGE: Wie groß waren Ihre höchsten Gewinne?
Holsinger: Das ist das Angenehme, wenn man mechanisch vorgeht. Wenn es regnet, schüttet es. Die guten Tage sind sehr sehr gut. Für mich ist es nichts Ungewöhnliches, einen Gewinntag hoch im fünfstelligen Bereich zu haben. Das passiert etwa drei- oder viermal im Vierteljahr. Damit kompensiere ich all die Prügel, die ich einstecken muss. Und das geht alles auf meine Philosophie zurück, die Gewinner laufen zu lassen. Die Leute stellen sich zu häufig eine Zahl vor, sagen wir $10.000, und wenn sie sie erreichen, sind sie begeistert und springen raus. Ich nicht. Ich weiß positiv, dass ich das Maximum aus jedem Trade herausholen muss, um meine Verlusttage auszugleichen!
Das passt alles zu dem, was ich über Marktvolatilität gesagt habe. Das System macht kein Geld, der Markt tut es. Und der Markt macht nur Geld, indem er sich bewegt!

FRAGE: Was frustriert Sie am meisten beim Traden?
Holsinger: Systeme fordern Sie immer. Gerade wenn Sie denken, Sie hätten den glattesten Algorithmus gefunden, schlägt der Markt einen Haken!
Es scheint ein Axiom zu sein, dass der Markt oft erst ein paar Verlierer sehen will, bevor er etwas bietet. Trotz aller komplizierten Berechnungen wird der Markt Sie immer testen.

FRAGE: Wann ist dann der beste Augenblick, ein Trading-System zu starten?
Holsinger: Diese Frage kann Ihnen niemand beantworten. Die einzig richtige Zeit, ein System zu starten, ist morgen und wenn Sie genug Geld haben, es auch zu handeln.
Manche Leute wollen auf drei Verluste warten. Sie sitzen da und sehen in Erwartung der Verlustserie eine Serie von dreizehn Gewinnen nacheinander. Das bringt nichts.
Der Versuch, ein Timing für den Start eines Systems zu finden, kommt Kaffeesatzleserei gleich. Der Rat, den ich Leuten gebe, ist dann zu starten, wenn sie den angemessenen Kapitalbetrag haben, um die Drawdowns zu überstehen.

FRAGE: Ein paar Worte zu Angst, Gier und Selbstwertgefühl?
Holzinger: Gier veranlasst die Leute, Gewinne zu früh mitzunehmen, genau das Gegenteil von dem, wonach sie eigentlich suchen. Sie nehmen den kurzen schnellen Gewinn mit und verzichten auf die Chance, das Zehnfache davon zu machen.
Angst arbeitet auf die gleiche Weise. Angst ist im allgemeinen gut für die Menschen, weil es sie aus gefährlichen Situationen heraushält. Angst sollte ein Schutzmechanismus sein. Aber Angst tut Tradern zwei Dinge an: erstens: sie gehen in einen Trade und haben dann Angst, das Geld zu verlieren, wenn das Geld bereits weg ist, in ihren Köpfen können sie das jedoch nicht begreifen. Angst hält sie davon ab, sich zu schützen; dabei ist der Grundgedanke von Angst.
Das Zweite, was Angst bewirkt, und das ist das genaue Gegenteil des erwarteten Ergebnisses von Angst – ist dass der Trader Angst davor hat, einen Trade einzugehen. Der Trader geht also keinen Trade ein. In dem Fall hat er, oder sie, sich bis an den Punkt geschützt, an dem sie nicht mehr in der Lage sind, Gewinn zu machen. Wenn eine Positionsgröße gleich null ist, hat man klar keine Möglichkeit, überhaupt Geld zu machen!
Angst und Gier sind Konstanten der menschlichen Natur, und sie veranlassen Leute, genau das Gegenteil von dem zu tun, was beim Trading nötig ist.
Nachdem Sie ein paar Jahre getradet haben, wird Ihnen klar, dass es ziemlich hart ist. Im Gegensatz zu ein paar Fällen, über die ich gelesen habe, habe ich das Gefühl, die Gewinne aus meinem Trading verdient zu haben; damit habe ich also kein Problem.

FRAGE: Was denken Sie, ist der Unterschied zwischen Ihnen und so vielen anderen Tradern, die aufgeben mussten?
Holsinger: Mit einem Wort, Disziplin.
Einmal habe ich als Witz einem Freund gesagt, dass ich mein Geld damit verdiene, dass „ich auf meinen Händen sitze“. Ich wähle die Systeme aus, ich entwerfe die Systeme, und dann lasse ich die Systeme tun, was sie wollen, und sitze nur noch auf meinen Händen und tue nichts um es zu vermasseln. Ich werde dafür bezahlt, nicht das Falsche zu tun.

FRAGE: Welche Größe muss ein Konto haben, damit Sie es annehmen?
Holsinger: Um mit unseren Systemen zu traden, glauben wir, dass Sie $50.000 oder mehr Kapital brauchen, damit wir ausreichend Portfolio-Diversifikation anbieten können, um das Risiko zu senken und das Ertragsniveau anzuheben.

FRAGE: Welches sind Ihre Hauptaktivitäten neben dem Trading?
Holsinger: Nach der Arbeit schalte ich den Computer aus und gehe ins Fitness-Studio.
Ich denke, dass die richtige Entspannung nach all den aufgebauten Emotionen ein guter harter Lauf oder eine Runde mit den Gewichten ist. Nach zwei Stunden Übungen fühle ich mich wieder wie ein Mensch.
Neben der Arbeit sind das Studio, Golf, Segeln, Skilaufen, Lesen, Tennis und Filme meine Hauptaktivitäten. Besonders Golf, weil es sie wie Trading bescheiden hält!
Wenn Ihr Gehirn acht Stunden am Stück im Overdrive arbeitet, benötigen Sie etwas Ruhezeit.
Meine Frau und ich gehen ein- oder zweimal wöchentlich ins Kino. Ich liebe auch gute Kriminal-, Mysterien- oder psychologische Thriller. Es ist wie Junk Food fürs Gehirn und hilf mir zu entspannen.
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