Anleger werfen Aktienfonds auf den Markt

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tibesti
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Anleger werfen Aktienfonds auf den Markt

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Minus bei Fonds
Anleger werfen Aktienfonds auf den Markt
An den Börsen herrscht Partystimmung - doch immer mehr Privatanleger greifen nach Hut und Mantel und kehren dem Börsenparkett den Rücken. Branchenfonds verzeichneten im November eine Milliarde Euro an Mittelabflüssen.
Von Richard Haimann

Frankfurt/Main - Nach einem Minus von 1,1 Mrd. Euro im Oktober kamen Aktienfonds im November nach der jüngsten Statistik des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) auf Mittelabflüsse von 953 Mio. Euro. Insgesamt haben Anleger damit nach Angaben der Dachorganisation der Investmentfondsanbieter seit Jahresbeginn rund 5,8 Mrd. Euro aus diesen Finanzprodukten abgezogen.

Obwohl die Aktien-Indizes auf von einem Jahreshoch zum nächsten eile, fürchten viele Sparer fürchten offenbar, dass die Hausse nicht mehr lange anhalten wird und gehen auf Nummer sicher. Wertgesicherte Fonds und Geldmarktfonds verzeichneten im November Mittelzuflüsse von insgesamt 314,5 Mio. Euro. Rentenfonds verloren 41,6 Mio. Euro.

Auch die Halbierung des Sparerfreibetrags im nächsten Jahr bestimmt das Verhalten vieler Privatanleger. "Die neuen steueroptimierten Fonds sind jetzt besonders gefragt", weiß BVI-Sprecher Andreas Fink. Mehr als eine Mrd. Euro strömte im November in diese Produkte. Am 1. Januar 2007 sinkt der Sparerfreibetrag von 1370 Euro auf 750 Euro pro Person. Inklusive des Werbungskostenpauschalbetrags von 51 Euro können Einzelpersonen damit lediglich Kapitalerträge von maximal 801 Euro noch steuerfrei vereinnahmen.

Nach der BVI-Statistik ist bei den Anlegern zuletzt die Skepsis gegenüber Aktienengagements deutlich gestiegen. Seit Jahresbeginn standen bereits Europa-Fonds (Minus 3,94 Mrd. Euro), Deutschland-Fonds (Minus 2,58 Mrd. Euro) und Japan-Fonds (Minus 1,1 Mrd. Euro) auf den Verkaufslisten. Hingegen waren bis Ende Oktober Emerging-Market-Fonds (Plus 713,1 Mio. Euro) und Nordamerika-Fonds (Plus 510,3 Mio. Euro) begehrt. Im November mussten aber auch diese Produkte deutliche Mittelabflüsse hinnehmen. Aus USA- und Kanada-Fonds zogen Anleger 7,8 Prozent ihres investierten Kapitals ab, aus Emerging-Market-Fonds 4,9 Prozent.




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Spitzenreiter unter den Branchenfonds sind in diesem Jahr die Rohstoff-Produkte mit einem Plus von 567,6 Mio. Euro. Kapital in gleicher Höhe zogen Anleger hingegen aus Technologiefonds ab. Die stärksten Zuwächse im November verzeichneten REIT-Fonds mit 143,9 Mio. Euro. Seit Jahresbeginn beträgt ihr Plus 356,1 Mio. Euro. Diese Fonds setzen auf Steuer optimierte Immobilienaktien. Diese Unternehmen müssen ihre Gewinne nicht versteuern, sondern zu 90 Prozent als Dividende ausschütten.

Die meisten REITs sind an US-Börsen notiert. Dort haben diese Aktien seit dem Jahr 2000 im Durchschnitt Kurszuwächse von rund 150 Prozent erzielt. Die durchschnittlichen Dividenden sind deshalb im selben Zeitraum von 7,71 Prozent auf nur noch 4,01 Prozent gefallen und liegen damit erstmals in der Geschichte dieser Assetklasse unterhalb des Leitzinssatzes der US-Notenbank von derzeit 5,25 Prozent.

Zahlreiche Analysten sind deshalb für die Immobilienaktien skeptisch gestimmt. Immer mehr institutionelle Investoren ziehen sich aus diesem Marktsegment zurück. Der Massachusetts State Pension Fund, Verwalter von 44,8 Mrd. US-Dollar (34,2 Mrd. Euro) an Altersvorsorgegeldern für Bedienstete des Ostküstenstaats, trennt sich gerade von REIT-Aktien im Wert von 300 Mio. US-Dollar (229 Mio. Euro) ab. Der bekannte US-Verbraucherschützer Ralph Nader riet Anlegern jüngst, sich von diesen Aktien zu trennen: "Wir haben eine Blase am REIT-Markt - und sie wird platzen."

Auch offene Immobilienfonds geraten langsam wieder auf die Kauflisten. Während der Krise um die vorübergehende Sperrung dreier Fonds im Frühjahr hatten Anleger mehr als 8,5 Mrd. Euro aus diesen Produkten abgezogen. Inzwischen überwiegen wieder die Mittelzuflüsse. Rund 260 Mio. Euro legten Sparer im vergangenen Monat in diese Produkte an. Nachdem mehrere Fondsgesellschaften im Verlauf des Jahres große Immobilienpakete an ausländische Investoren mit deutlichen Gewinnen losschlagen konnten, ist die durchschnittliche Rendite wieder auf 4,4 Prozent gestiegen.

Artikel erschienen am 16.12.2006
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