Marktexperten befürchten Rückschläge

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Uno Credito Italiano

Marktexperten befürchten Rückschläge

Beitrag von Uno Credito Italiano »

FTD:
"Die Aussicht auf eine dauerhafte Zinspause der US-Notenbank Fed lässt die globalen Aktien- und Anleihemärkte zurzeit parallel haussieren. Doch schon in den kommenden Tagen drohen den Investoren neue Zinserhöhungsgerüchte und Kursrückschläge.

Vor allem ein deutlicher Anstieg der Lohnstückkosten in den USA könnte nach Einschätzung von Finanzmarktexperten die zuletzt tot geglaubten Inflations- und Zinsängste wieder aufleben lassen.

Besonders treffen würde ein solches Szenario wohl die Anleihemärkte. Hier herrschte in den vergangenen Tagen Hochstimmung: Am Freitag fiel die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe nach durchwachsenen Arbeitsmarktdaten bis auf 4,73 Prozent, den tiefsten Stand seit mehr als fünf Monaten. "Der US-Markt geht von einer Zinspause, vielleicht sogar von Zinssenkungen im ersten Halbjahr 2007 aus" berichtet Thomas Koch, Zinsanalyst der HSH Nordbank.

Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus & Burkhardt ergänzt: "Die freundliche Tendenz in den USA zieht auch hier die Kurse hoch, gerade bei lang laufenden Bonds." So stieg der Bund-Future am Freitag zeitweise auf ein Sechs-Monats-Hoch von 118,48 Punkten - obwohl die Europäische Zentralbank tags zuvor weitere Zinserhöhungen angedeutet hatte.

Markt reif für Korrektur
Den Experten bereitet die steile Aufwärtsbewegung der vergangenen Wochen Sorgen. "Der Bund-Future ist jetzt schon ganz schön heißgelaufen", sagt Sartoris - und Koch wird noch konkreter: "Der Markt ist reif für eine Korrektur." Zum Auslöser hierfür könnten sowohl die Bekanntgabe der EU-Erzeugerpreise am Montag wie auch die der US-Lohnstückkosten am Mittwoch werden. "Sollten diese Zahlen über den Erwartungen liegen, werden die Inflationsängste wieder aufkommen, denn gerade in den USA ist dieses Thema noch nicht vom Tisch", prophezeit Koch. Die Experten von Goldman Sachs halten einen Anstieg der Lohnstückkosten wegen der bereits nach oben revidierten Zahlen fürs erste und zweite Quartal für wahrscheinlich.

An der Wall Street ist von Zinssorgen indes noch wenig zu spüren. Der S&P-500-Index und die Technologiebörse Nasdaq legten im Wochenverlauf 1,2 beziehungsweise 2,6 Prozent zu und erreichten nach den Arbeitsmarktdaten am Freitag jeweils ein Vier-Monats-Hoch. "Diesen Arbeitsmarktbericht kann man perfekt nennen," sagte Robert Brusca, Volkswirt von Fact; "Wäre die Zahl neuer Jobs deutlich unter den Prognosen geblieben, hätte das weiter Rezessionsängste geschürt." Zurzeit lässt vor allem eine Serie schwacher Immobiliendaten Befürchtungen über eine konjunkturelle Eintrübung aufkommen.

Und so werden die pessimistischen Stimmen immer lauter - zumal der September an der WallStreet traditionell der schlechteste Monat des Jahres ist. "Wir gehen jetzt in den dunkelsten Teil des Jahres", sagt Harry Clark vom Finanzdienstleister Clark Capital Management: "Ich gehe von einer Schwächephase aus, die auch wegen der wichtigen Kongresswahlen bis in den November dauern könnte."

Experten empfehlen Übergewichtung europäischer Aktien
Auch in Europa haussieren die Aktienmärkte: Der Dax legte im Wochenverlauf um 1,1 Prozent zu und stieg erstmals seit Mai kurzzeitig wieder über 5900 Punkte. Der europäische Stoxx 50 kletterte um 1,0 Prozent. Positive Stimmen kommen zurzeit von großen US-Wertpapierhäusern: Lehman Brothers empfiehlt seinen Kunden, den Anteil kontinentaleuropäischer Aktien auf von 20 auf 25 Prozent zu erhöhen. Auch JP Morgan zeigt sich auf für die kommenden Monate optimistisch - danach aber werde sich das Gewinnwachstum abschwächen.

Hierfür sprechen auch die Halbjahresergebnisse der Dax-Unternehmen. Im zweiten Quartal übertrafen nur 14 Titel die Erwartung der Analysten; im ersten Jahresviertel schafften dies noch 19 Konzerne. Am Donnerstag legen noch drei Stoxx-50-Mitglieder Ergebnisse vor: der Einzelhandelskonzern Carrefour, der Energiekonzern Suez und Telecom Italia. Die DZ-Bank empfiehlt den Anlegern dennoch eine Übergewichtung von deutschen und europäischen Standardwerten gegenüber US-Aktien, "weil die Bewertung attraktiver und der Gewinntrend intakt ist."

Yen fällt auf Tiefststand gegenüber Euro
Am Devisenmarkt pendelt der Euro seit nunmehr 18 Wochen in einer Handelsspanne zwischen 1,2450 und 1,2980 $ hin und her. "Wir stecken in einer sehr zähen Seitwärtsbewegung, und es ist nicht wahrscheinlich, dass wir diese in den kommenden Tagen verlassen", sagt Christian Pohl, Währungsstratege der FXdirekt Bank: "Die Musik spielt zurzeit bei anderen Devisen." Vor allem die Yen-Schwäche steht dabei im Fokus der Investoren: In der vergangenen Woche fiel der Yen gegenüber dem Euro von einem historischen Tiefstand zum nächsten. "Im Moment kann man mit einer Yen-Positionierung viel leichter Geld verdienen als mit Euro-Dollar", berichtet Armin Mekelburg, Devisenstratege der HypoVereinsbank.

Allerdings halten die Experten in den kommenden Tagen eine kurzfristige Erholung des Yen für möglich. "Wir sind nicht nur bei Euro-Yen, sondern auch bei Pfund-Yen, Franken-Yen und anderen Währungspaaren mittlerweile am unteren Ende langfristiger Abwärtstrendkanäle angekommen", berichtet Pohl. "Es gibt viel Platz für eine Gegenbewegung." Eine echte Trendwende zugunsten der japanischen Währung erwarten Pohl und Mekelburg allerdings frühestens in der übernächsten Woche beim G7-Treffen in Singapur."
link68

Beitrag von link68 »

Ich habe selten so eine Einigkeit bei den ganzen Marktexperten erlebt wie aktuell im Bezug auf den bevorstehenden "schwarzen" September.
Wirklich jeder geht von fallenden Kursen aus.

Eigentlich ein gutes Zeichen...
Drew Bledsoe

Cognitrend: Herbst-Rally steht kurz bevor

Beitrag von Drew Bledsoe »

die einen befürchten rückschläge,
die anderen hingegen:


(DER FONDS) „Die globalen Aktienmärkte werden einen guten September hinlegen“, sagt Joachim Goldberg von Cognitrend. Die weltweiten Leitindizes seien in einer sehr guten Verfassung und deuten auf eine Herbst-Rally hin, so der Behavioral-Finance-Experte. Zudem befänden sich mit einem Anteil von etwa 50 Prozent derzeit nicht allzu viele Optimisten am Markt - Crashs oder Korrekturen gebe es hingegen meist bei zuviel Optimismus.
Goldberg geht daher davon aus, dass der berüchtigte „schwache Börsenmonat September“ in diesem Jahr ausbleibt: „Diese Regel wurde von Statistikern und Investoren aufgestellt und ist nur ein weiterer Versuch, die Börse zu kontrollieren.“ Zum Hintergrund: Der September gilt mit einem durchschnittlichen Minus von knapp 3 Prozent in den vergangenen 30 Jahren als schlechtester Monat für Aktionäre. Der Tiefpunkt war im September 2002, als der Dax um 25 Prozent einbrach. Dennoch verweist der Cognitrend-Geschäftsführer darauf, dass andere Börsenregeln der September-Regel widersprechen: So besage beispielsweise die Regel vom Sommerloch, dass die Anleger ihre Aktien besser im Mai verkaufen sollen, um dann im September wieder zurück an den Markt zu kommen.
Laut Goldberg spricht die derzeitige Stimmung am Markt jedenfalls für weiter steigende Kurse: „Obwohl die Aktienkurse anziehen, sind die Kommentare zur Weltwirtschaft negativ – die Aufwärtsbewegung passt den Analysten einfach nicht“, sagt er und begründet: „Viele von ihnen wollen die Kurse herunterreden, weil sie im Sommer den Einstieg verpasst haben.“ Deshalb werde beim Dax derzeit jede kleine Korrektur sofort für neue Käufe genutzt.
„Zudem könnte ein schwacher September 2006 auch den Großanlegern gefallen, da sie auf hohen Cash-Quoten sitzen und ihre Aktienpositionen zurückgefahren haben“, erklärt Goldberg und verweist auf die monatliche Umfrage von Merrill Lynch. Sicherlich sei es psychologisch bequem, auch jetzt nicht zu kaufen und sich dabei auf den September zu berufen. Doch sollte es plötzlich zu Kursgewinnen kommen, könnten die Großanleger unter Zugzwang geraten, weil ihnen der Markt davonläuft. Sie müssten in diesem Fall ihre Aktienpositionen aufstocken, was den Markt dann sogar noch weiter in die Höhe treibe.
INFO: Joachim Goldberg ist geschäftsführender Gesellschafter der Cognitrend GmbH. Das Unternehmen wurde 2000 in Frankfurt gegründet und hat seinen Schwerpunkt auf der Vermarktung von Behavioral Finance. Dabei soll die Entwicklung auf den globalen Finanzmärkten und das Verhalten der Anleger mit verhaltenstheoretischen Ansätzen erklärt werden. Behavioral Finance kommt aus den USA und wird seit 1977 diskutiert.
"
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kaalexs
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Beitrag von kaalexs »

Finanzmarkt
Die Zeit der Kursgewinne geht vorbei
Zurzeit herrscht wieder Hochstimmung an den Anlagemärkten. Einige Börsenindizes, wie auch der Dow Jones, haben ihren Höchststand aus dem Jahr 2000 bereits übertroffen. Dabei gilt es aber zu bedenken, dass der Aufwärtstrend, der seit Juli besteht, nur von relativ wenigen Aktien getrieben ist.
Von Marc Faber

Im Fall des Dow Jones liegen rund 70 Prozent aller Aktien, welche den Index abbilden, immer noch 20 Prozent oder mehr unter ihrem Rekordniveau. Zudem ist die gegenwärtige Hausse von stark divergierenden Tendenzen an den Kapitalmärkten gekennzeichnet. Dies wird bei den Rohstoffen besonders deutlich. Nickel und Zink brechen fast täglich Rekordnotierungen und auch Getreidepreise bewegen sich derzeit stark nach oben. Auf der anderen Seite haben die meisten industriellen Rohstoffe - inklusive Rohöl - zuletzt stark an Boden eingebüsst.

Beim amerikanischen Finanzmarkt ist außerdem interessant, dass Aktien und Anleihen zugelegt haben. Grund dafür ist, dass der Konzens glaubt, dass sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen werde und die Inflationsrate wieder - dank fallenden Energiepreisen - sinken wird. Zusätzlich wird angenommen, dass trotz einer "sanften Landung" der amerikanischen Wirtschaft, die Unternehmungsgewinne weiter steigen werden. Vielfach spricht man in diesem Zusammenhang von einem deflationistischen Boom, bei dem die Preise eine fallende Tendenz aufweisen und somit die Nachfrage stimulieren und die Gewinne der Unternehmen durch Produktivitätssteigerungen günstig beeinflussen. Dieses Schneewittchen-Szenario ist unter gewissen Umständen in einer Wirtschaft möglich, aber im gegenwärtigen Fall in den USA kaum realistisch. Um einen deflationistischen Boom zu erleben, braucht eine Wirtschaft steigende Reallöhne, welche durch Preissenkungen von Gütern und Dienstleistungen bei gleich oder leicht ansteigenden Löhnen zustande kommen. Es ist jedoch erwiesen, dass die mittleren Reallöhne in den USA seit 1999 um rund vier Prozent gefallen sind. Wobei der Rückgang der Reallöhne tatsächlich sogar größer war, weil der Konsumentenpreisindex die Inflationsrate unterschätzt. Beispielweise sind seit 2001 die amerikanischen Kranken- und Unfallversicherungsprämien um 68 Prozent gestiegen während sich die Ausgaben für das Gesundheitswesen auf über 20 Prozent der persönlichen verfügbaren Einkommen erhöht haben. Weiterhin haben sich die Ausgaben für Energie, Transport und Mieten wesentlich stärker erhöht als der Konsumentenpreisindex andeutet. Nun ist es schon denkbar, dass die Löhne sich in Zukunft rasch nach oben anpassen könnten. Aber kräftige Lohnerhöhungen würden bestimmt den Inflationsdruck verstärken. Lohnerhöhungen würden sich dann einerseits negativ auf die Gewinnlage der Unternehmen auswirken. Andererseits dürften höhere Inflationsraten zu steigenden Zinsen führen und somit den Markt der festverzinslichen Papiere negativ beeinflussen.

Aufgrund dieser Überlegungen ist es wahrscheinlich, dass Anleger bald viel Geld verlieren werden. Entweder werden es die Käufer von festverzinslichen Wertschriften sein, weil sie zurzeit den kommenden Inflationsdruck unterschätzen oder die enthusiastischen Käufer von Aktien werden leiden, weil sie das Ausmaß der kommenden Abschwächung in der Wirtschaft, welche von enttäuschenden Gewinnen begleitet sein werden, falsch einschätzen. Möglich ist auch, dass beide Käuferklassen Verluste einstecken werden, da Rezessionen oft mit steigenden Inflationsraten verbunden sind.

Marc Faber ist Fondsmanager und gilt unter Börsianern als ausgesprochener Skeptiker

Artikel erschienen am 14.10.2006
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