Da ist es wieder - das JOBWUNDER
Sehr erhellend die Meinungen der Leser
Licht ins Thema bringen die Lesermeinungen
Arbeitsmarkt - Experten streiten über das "deutsche Jobwunder" (186) Von Stefan von Borstel u. Flora Wisdorff 31. März 2010, 17:35 Uhr
Die Arbeitslosigkeit ist im März deutlich zurückgegangen.
Trotzdem weigern sich viele Experten, Entwarnung zu geben – wegen der weit verbreiteten Kurzarbeit. Aber auch die veränderte Statistik wirkt sich aus.
WELT ONLINE erklärt, was die Zahlen zum Arbeitsmarkt wirklich bedeuten.
Der Frühling hat auf dem Arbeitsmarkt für einen kräftigen Aufschwung gesorgt. Im März gingen die Arbeitslosenzahlen um 75.000 auf 3,568 Millionen zurück.
Erstmals sank die Zahl der Arbeitslosen damit wieder unter den Vorjahreswert.
WELT ONLINE beantwortet die wichtigsten Fragen zur Arbeitsmarktentwicklung:
Bleibt der Arbeitsmarkt von der Krise endgültig verschont?
Dafür spricht viel. „Erstaunlich“ nennt etwa Alexander Koch von der Unicredit den Rückgang der Arbeitslosenzahl im März. Das sei schon „ein kleines Jobwunder“, sagt der Volkswirt. „Täglich sieht es mehr danach aus, dass es nicht zum nachgelagerten Jobabbau kommt, den man eigentlich erwarten könnte nach dem Konjunktureinbruch von 2009.“ Eine Trendwende wollen die vorsichtigen Analysten aber noch nicht ausrufen. Doch selbst wenn sich die Lage doch noch eintrüben sollte, „wird es nicht dramatisch sein“, sagt Andreas Scheuerle von der Dekabank.
Die Firmen rechneten mit einer Besserung der Geschäfte: „Sie sagen, wir haben mit der Stammbelegschaft schon so lange durchgestanden, jetzt halten wir auch noch die letzten paar Monate durch.“ Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will dennoch keine Entwarnung geben: „Man darf nicht übermütig werden“, sagte sie.
Sie sehe den Arbeitsmarkt vor einem „Jahr der Bewährung“, das auch noch bis 2011 dauern könne. Auch der Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, ist zurückhaltend: Eine Trendwende sei noch nicht in Sicht.
Warum diese Zurückhaltung trotz der guten Zahlen?
Die Arbeitslosenzahlen kann man nicht allein für sich betrachten.
Dass sie nicht viel höher ausfallen, liegt einerseits daran, dass die Statistik nicht mehr alle Arbeitslosen erfasst.
SO so
Offiziell ging die Arbeitslosenzahl gegenüber dem Vorjahresmonat um 18.000 zurück –
aber nur, weil arbeitslose Teilnehmer bestimmter Trainingsmaßnahmen sowie Arbeitslose, die von Privatvermittlern betreut werden, nicht mitgezählt werden.
Wären sie dabei, wäre die Arbeitslosenzahl um 142.000 gestiegen.
Dazu kommen die 800.000 Kurzarbeiter.
Einige Hunderttausend von ihnen wären arbeitslos, wenn die Unternehmen nicht die vom Staat geförderte Kurzarbeit in Anspruch nehmen würden.
Warum entlassen die Unternehmen noch immer keine Mitarbeiter, obwohl das anspringende Wachstum den Einbruch des vergangenen Jahres noch längst nicht wettmachen kann?
Offenbar sind die Unternehmen sehr optimistisch, sie wollen an ihren Kernbelegschaften festhalten, um gut gerüstet zu sein, wenn das Auftragsvolumen wieder steigt. Sie denken dabei auch an den Fachkräftemangel, der in den kommenden Jahren droht. Sind ihre hoch spezialisierten und gut ausgebildeten Mitarbeiter einmal weg, wird es sehr teuer, neue zu finden und auszubilden.
Der Staat und die Arbeitslosenversicherung unterstützen sie dabei: Als die Krise ausbrach, wurde die Dauer der Kurzarbeit verlängert.
Zudem wird sie finanziell gefördert. Nach sechs Monaten übernimmt die BA die für den Arbeitgeber fälligen Sozialversicherungsbeiträge.
2009 hat das die Beitragszahler fünf Mrd. Euro gekostet.
Aber Kurzarbeit ist auch für die Unternehmen teuer, weil sie dennoch Leistungen wie Urlaubsgeld trotz verkürzter Arbeitszeit voll erbringen müssen.
Dadurch steigen ihre Arbeitskosten.
Auf Dauer lässt sich das nicht durchhalten.
Trotzdem ist das Modell für die Unternehmen offenbar attraktiv, um an ihren Mitarbeitern festhalten zu können.
Auch der Tarifabschluss in der von der Krise am stärksten getroffenen Metall- und Elektroindustrie vom vergangenen Februar hat zur Beschäftigungssicherung beigetragen.
Die Gewerkschaften übten Lohnzurückhaltung und stimmten Lohneinschnitten bei der Verkürzung von Arbeitszeit zu.
Die Arbeitgeber erklärten sich bereit, bis 2012 möglichst keine Entlassungen vorzunehmen.
Wenn sich die Situation jetzt so deutlich gebessert hat, muss die Kurzarbeit dann künftig noch weiter gefördert werden? Den Steuerzahler kostet das schließlich viel Geld.
Noch bis Ende dieses Jahres dürfen die Unternehmen die verlängerte Kurzarbeit von bis zu 18 Monaten beantragen. Die finanzielle Förderung über die Übernahme der Sozialversicherungsbeiträge läuft jedoch Ende 2010 aus. Gewerkschaften und Arbeitgeber fordern gemeinsam von der Politik, diese Regelung ebenfalls bis Mitte 2012 zu verlängern.
Die Bundesregierung will in den kommenden Wochen eine Entscheidung darüber fällen. Bisher hatte sich Bundesarbeitsministerin von der Leyen dazu stets ermutigend geäußert.
Gestern klang sie etwas skeptischer: „Dreh- und Angelpunkt der international vergleichsweise glimpflichen Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland ist und bleibt vorerst die Kurzarbeit“, sagte sie.
Dabei stemmten Arbeitnehmer, Unternehmen und Politik jedoch allesamt hohe Kosten.
Deshalb, so von der Leyen, sei beim Einsatz „Sensibilität gefragt“.
Die Regierung werde bald einen „verantwortungsvollen Weg finden“, um Unternehmen, die noch um ihre Existenz kämpften, Planungssicherheit zu geben und zugleich „klar das notwendige Ausstiegsszenario aus der Kurzarbeit zu beschreiben“.
Wie werden sich die Arbeitslosenzahlen in den kommenden Monaten entwickeln?
In den düstersten Prognosen auf dem Höhepunkt der Krise Anfang 2009 sagten Arbeitsmarktforscher einen Anstieg der Arbeitslosenzahl bis über die Fünf-Millionen-Marke voraus.
Davon spricht heute niemand mehr.
Selbst die Vier-Millionen-Grenze werde wohl nicht erreicht, erklärte Arbeitsministerin von der Leyen jüngst.
„Die Zahl kann in einem schlechten Monat auf knapp unter vier Millionen steigen“, sagte von der Leyen. Im Jahresdurchschnitt sieht die Bundesregierung in einer Prognose vom Jahresanfang 3,7 Millionen Arbeitslose.
Themen
Arbeitsmarkt Konjunktur Beschäftigung Bundesagentur Aufschwung Das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit hatte vor kurzem einen Anstieg auf nur 3,5 Millionen Arbeitslose im Jahresschnitt vorausgesagt. Dies wären lediglich 120.000 mehr als im vergangenen Jahr.
Doch nicht alle Branchen werden gleich von Arbeitslosigkeit betroffen sein: 2009 gingen mehr als 250.000 Stellen im Verarbeitenden Gewerbe verloren. Andere Branchen legten dagegen noch deutlich zu: Im Gesundheits- und Sozialwesen wurden 132.000 neue Jobs geschaffen, im Bildungswesen waren es knapp 50.000 Stellen.
Der Bau hielt sich konstant. Diese Trends dürften auch in diesem Jahr anhalten.
Kostprobe der Lesermeinungen:
Allegra sagt:
Für wie dämlich halten Medien und Staat eigentlich ihre Bürger? Glaubt Ihr, wir kennen den Begriff "interessenorientierte Berichterstattung" nicht? Wieviel wurde denn an dieses defizitäre Springerblatt abgedrückt, dass hier solche "entenhaften" Märchen verbreitet werden? Sicher, alles eine Frage der Sichtweise, wie auch das "Jobwunder", das mit Hilfe von 1-Euro-Jobs, Teilzeitarbeit, sozialversicherungsfreien Werkverträgen und brotlosen Praktika enthusiastischer Studenten sich erst so richtig entfalten kann. Und wenn´s nicht reicht, dann legt der Papa einfach noch was drauf. Wahrscheinlich habe ich die Stelle überlesen, an der das "Jobwunder" mit der "kommunistischen Blüte" gleichgesetzt wird, die wir derzeit in Deutschland erleben: Weg von der freien Marktwirtschaft hin zur kollektiven Lohnarbeit für Vater Staat - mit einem fiktiven Arbeitgeber, bei dem man umsonst seinen Dienst verrichten darf, weil: Der Papa Staat kann sich das ja leisten - Hauptsache, das Kind arbeitet fleißig und stellt keine überflüssigen Fragen, um der Führung in die Tasche zu wirtschaften und deren exponentiell anwachsende Kredite abzubauen - kurz: Dass nicht sofort alles zusammen bricht, bevor diverse Top-Manager ihre Zelte ins komplett ins Ausland verlegt haben.
Wie dumm, dass ich schon in der Pubertät bin
Wo ist die Jugend ?? sagt:
@wütend
..Das Volk, die deutsche Bevölkerung denkt und sieht es so... Fragt mal nach!..
Dazu ein paar Worte.
Im italienischen TV gehen täglich Journalisten zu einfachen Leuten und kleinen Firmen und berichten über deren Lage. Ungeschönt und unzensiert reden und berichten die Menschen. Jeden Tag.
Das fehlt bei uns völlig - wir bekommen mediales Fertigfutter vorgesetzt.
DAS müsst Ihr glauben!
DAS müsst Ihr wissen!
DAS müsst Ihr vergessen!
Aber die Menschen wollen Antworten und Übernahme von Verantwortung!
Wie kann ich denn einem betrügenden Kellner wissend um seinen Betrug noch freiwillig ein fettes Trinkgeld geben?
Genau dazu zwingt man uns aber, die Parasiten da oben zu erhalten und zu mästen.
Spare bei Deinem Kind - gib es dem Staatsapparat zum Verzocken und Bereichern!
Die Medien sollten doch zumindest von der Jugend gekapert werden, um echte Info zu verteilen.
Sonst haben wir keine Wahl - und Ihr an der Quelle seid dran schuld.
auchwütend sagt:
@wütend
Man darf seine Meinung schon sagen, sofern sie der sogenannten 'political correctness' und dem stromlinienförmigen 'mainstream' entspricht, d. h. es gibt Zensur und Ausgrenzung auf vielen Gebieten. Die Arbeitslosenstatistiken z. B. sind der reinste Hohn und das Medium nicht wert, auf dem sie ausgegeben werden. Die Erziehung des Volkes zu unmündigen Bürgern ist beabsichtigt und hat System. Leider wehren sich nicht genug Bürger gegen diese Bevormundung und den damit einhergehenden Betrug
Marianne sagt:
Wir werden alle verarscht !
Wieso spielen die Medien bei dieser Manipulation mit ?
Arbeitsmarkt März 2010:
Zahl der registrierten Arbeitslosen im März 2010 3.567.944
Personen + 1.572.723 Personen in arbeitsmarktpolitische Instrumente
ARBEITSLOSE + Personen in Maßnahmen März 2010 = 5.140.667 BA Bericht März 2010 Seite 51
Unterbeschäftigung ohne Kurzarbeit 4.731.308 Personen
Die deutsche BA ? Arbeitsmarktstatistik suggeriert eine Insel der Glückseligkeit
Rechner sagt:
Leider verschweigt der Artikel den wichtigsten Punkt:
die bisherige Rücklage der BA in Höhe von rd. 17 Mrd. ? ist 2009aufgebraucht worden,
2010 bekommt die BA einen Zuschuss aus Steuermitteln in Höhe von rd. 13 Mrd. ?, macht zusammen für 2009 u. 2010 ein Defizitspendig von rd. 30 Mrd. ?. Noch Fragen?
01.04.2010,
13:29 Uhr Hans Wurst sagt: DANN WAR SCHLUSS mit der freien Meinung
..........Experten streiten über das "deutsche Jobwunder"...............
wieder mal ne Statistik, bei der ich kotzen kann.