Das beste Goldinterview des Jahres 2010
Veröffentlich am 25.08.2010 08:50:00 Uhr von Diverse
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Vieles von dem, was heute als "Insider-Information" gilt, erscheint verschwörerisch oder hochgradig spekulativ.
Echte Insider-Informationen sind nur schwer zu bekommen. Daher ist das Folgende eine erfrischend offenherzige und ungeschnittene Version meines Gesprächs mit jemandem, der die undurchschaubare und unverstandene Welt der Goldanlagen, Münzen und Bullionhändler aus erster Hand kennt.
Wenn ich normalerweise ein Unternehmen für eine mögliche Empfehlung in Betracht ziehe, diskutiere ich ausgiebig mit dem Management. Während einer dieser Untersuchungsprozeduren kam ich mit Andy Schectman von Miles Franklin ins Gespräch - und hörte einige beunruhigende Berichte über das Angebot, die jeder Anleger hören sollte.
Andy ist ein Bullion Verkäufer, daher dürfen Sie seine Worte nicht völlig für bare Münze nehmen. Andererseits könnte Sie das, was er Woche für Woche beobachtet und was er aus den höchsten Kreisen der Industrie zu hören bekommt, doch dazu bringen, nicht nur seine Worte, sondern auch Ihren eigenen Bestand an Anlagemetall auf die Goldwaage zu legen.
Jeff Clark: Andy, erzählen Sie uns von den Kontakten, die Sie in der Industrie haben und wie Sie an Ihre Informationen kommen.
Andy:
Ich habe Verbindungen zu zwei der sechs großen Münz-Distributoren der USA. Von diesen großen Edelmetallvertreibern gibt es nur sechs, da die Anforderungen an sie sehr hoch sind. Neben einem jährlichen Umsatz von 100 Mio. USD müssen sie bei der U.S. Mint einen Kreditrahmen von über 50 Mio. USD haben - das können nur wenige Unternehmen. Als Mitarbeiter dieser Unternehmen bin ich also in Informationen eingeweiht, die viele andere nicht kennen.
Jeff Clark: Was haben Sie also von denen über das Angebot von physischem Gold und Silber gehört?
Andy: Ich glaube, um wirklich umreißen zu können, was in der Industrie passiert, muss man das große Ganze sehen:
Der Großteil der Menschen der USA hat nichts mit Edelmetallen zu tun. Meiner Erfahrung nach liegt die Kursbewegung des Goldpreises in den letzten zehn Jahren hauptsächlich in den internationalen Investitionen begründet - Goldanlagen arabischer Herrscher, Öl-Dollar im Nahen Osten, Indiens Käufe vom IWF, Russlands und Japans Aufstocken der Vorräte usw.
Die meisten amerikanischen Investoren haben noch nie etwas anderes als Wohlstand und gute Zeiten erlebt, in denen sie nie dachten, dass sie Gold besitzen müssten - aber ich glaube, dass der Rest der Welt nicht so optimistisch in die Zukunft schaut. Wenn man also über das Angebot spricht, muss man bedenken, dass die meisten Amerikaner kein Gold oder Silber besitzen. Und meiner Meinung nach sollte das die Leute alarmieren.
Jeff Clark: Wie würden Sie die derzeitige Angebotssituation einschätzen?
Andy: Instabil. Das Angebot verändert sich fast jede Woche.
Aber es ist noch schlimmer.
Als der Markt letzten Monat an einem Tag um 1.000 Punkte fiel, kauften zwei deutsche Banken etwa 35.000 - 40.000 Ein-Unze-Münzen und räumten so die Royal Canadian Mint über Nacht leer. Denken Sie mal darüber nach: Zwei Banken haben eine der größten Münzanstalten der Welt an einem Tag leergekauft.
Dann gibt es da die Münze Österreich, die vor Kurzem Angebotsengpässe verkündete. Und die U.S. Mint war in den letzten Jahren ein Paradebeispiel für Ineffizienz. Sie konnte die Nachfrage nach Gold Buffalos, Platin Eagles und Gold Eagles kaum oder gar nicht befriedigen. Hier und da geben sie welche heraus, aber das reicht auf keinen Fall aus, um die Nachfrage zu bedienen.
Jeff Clark: Und regelmäßig sind sie ausverkauft.
Andy: Immer wieder haben sie nicht genug Münzen, immer wieder haben sie Lieferverzögerungen, und wir konnten in diesen Situationen sehr schnell schwerwiegende Unterbrechungen der Versorgungskette feststellen.
Jeff Clark:
Im Jahr 2008 gab es einen Versorgungsengpass und Verkäufer hatten keine Ware mehr. Glauben Sie, es wird wieder so kommen?
Andy: Ja.
Als der Goldpreis 2008 sehr rapide von 1.000 USD auf 700 USD fiel, verschwanden weltweit die Goldprodukte. Innerhalb weniger Wochen machte die U.S. Mint dicht. Die kanadischen, österreichischen und australischen Prägeanstalten waren entweder alle 8 bis 12 Wochen im Lieferverzug oder machten dicht. Ab Juli oder August nahm die Australische Münze keine Bestellungen mehr für den Rest des Jahres an.
Die Rand Mint hat zum ersten Mal überhaupt ihre komplette Produktion verkauft. Ein reicher Schweizer Geschäftsmann ist mit seinem eigenen Jumbojet runter geflogen und hat sie geleert.
Es war also unmöglich, Edelmetalle zu bekommen, und das nicht nur für die Prägeanstalten: Selbst die Raffinerien, die 100-Unzen-Silberbarren gossen, kamen nicht an das Material heran. Niemand bekam etwas und für die Goldunternehmen war es eine sehr beängstigende Zeit. Ich saß oft an meinem Schreibtisch und fragte mich, wo ich am nächsten Tag die Ware her bekommen sollte. Oft konnten wir überhaupt keine Bestellungen annehmen. Und das bei einem Unternehmen, das einen Umsatz von mehr als 100 Mio. USD vorweisen konnte, Mitglied einer Börse ist und Kontakte bis tief in die Industrie hinein hat - und nichts bekommen konnte.
Ein Freund von mir, dem ein sehr bekanntes Gold- und Silberunternehmen in Colorado gehört und der ein entsprechendes Ladengeschäft hat, sagte mir damals: "Ich werde ein Schild ins Schaufenster hängen: "Nur Ankauf, kein Verkauf!" - Denn schon ein Kunde könnte mich leerkaufen, bei mir gibt es nichts mehr zu holen."
Aufgrund dieser Erfahrungen schätze ich die Zukunft ein.
Wenn man den Faktor einbezieht, dass sehr, sehr wenig Menschen hier in den USA überhaupt einmal eine Goldmünze in der Hand hatten - ganz zu schweigen davon, jemals Gold besessen oder die Gründe dafür verstanden zu haben; oder sogar die Argumente dafür akzeptiert zu haben - dann glaube ich, dass der einzige Unterschied dieses Marktes der sein wird, dass die Menschen die Ware einfach nicht bekommen können, wenn sie es wollen. Der steigende Preis an und für sich wird nicht das Hauptproblem sein. In den meisten Fällen können die Leute den Preis überbieten, wenn sie die Ware wirklich haben wollen. Das wahre Problem wird sein, die Ware zeitnah zu bekommen und das wird für den Durchschnittsamerikaner schwierig werden.
Jeff Clark: Was ist mit denjenigen, die die zu günstigeren Preisen gekauften Münzen und Barren verkaufen? Steigert dies nicht das Angebot?
Andy: Das ist, glaube ich, ein Unterscheidungsmerkmal dieses Markts:
Es gibt absolut keinen Zweitmarkt. Keinen einzigen. Punkt. In den vergangenen Jahren haben wir viele Geschäfte mit potentiellen Verkäufern gemacht. Heute verkauft uns so gut wie keiner mehr Münzen.
Tatsächlich ist von 100 Transaktionen vielleicht eine dabei, bei der wir selbst kaufen. Alle anderen 99 sind Verkäufe. Unser Hauptlieferant, der über 60% des amerikanischen Anlagemetallbestandes liefert, hat mir Anfang des Monats gesagt, er hätte an manchen Tagen keinen einzigen Rückkauf. Und er ist der Hauptlieferant in den USA.
Jeff Clark: Was meinen Sie, warum verkauft keiner?
Andy: Die Leute haben Angst. Sie haben Angst wegen dem Geschehen auf geopolitischer, wirtschaftlicher und steuerlicher Ebene und halten an ihrem Gold fest. Das sollten sie auch, denn genau für diese Situationen gibt es Gold.
Daher würde ich sagen, dass, wenn Gold und Silber weiter steigen, immer mehr ge- und immer weniger verkauft wird. Und weniger Verkauf bedeutet weniger Ware für die Käufer.
In Anbetracht der Tatsache eines fehlenden Zweitmarktes und dass die Prägeanstalten schon jetzt Produktionsschwierigkeiten haben, dazu noch die Probleme in Europa, die sich ganz schnell ausbreiten können, ist es meines Erachtens offensichtlich, wie die Nachfrage das Angebot übersteigen kann. Ich versichere Ihnen, in anderen Ländern wird gerade eine Menge Gold gekauft -
die Schweizer und Deutschen haben beispielsweise die Zeichen der Zeit erkannt. Als die Krise in Europa losbrach, haben sie alles aufgekauft. Es war der Wahnsinn.
Und wenn nun plötzlich die Leute in den Staaten aufwachen und ein Bedürfnis nach eigenen Goldanlagen verspüren, sie aber nicht bekommen können, werden wir wieder dort sein, wo wir 2008 schon waren.
Aber zurück zu Ihrer Frage. Ja, zur Zeit verkauft niemand etwas und alles, was man kauft, wird von 2010 sein, denn so gut wie nirgends bekommt man ältere Münzen. Vielleicht mal zwanzig hier oder fünfzig da, aber nichts Ernstzunehmendes.
Jeff Clark: Hört sich an, als ob das Angebot weltweit auf dem Spiel stünde, egal, was die USA machen, wenn dieser Trend weiter anhält.
Andy: Absolut, besonders mangels eines Zweitmarktes. Ganz ehrlich: Wer nun spät in den Markt einsteigt, ist den Prägeanstalten völlig ausgeliefert. Und wenn diese keine Ware mehr haben oder, aus welchem Grund auch immer, nichts mehr verkaufen, ist das Spiel für die Anleger vorbei. Zur Zeit ist das Angebot wieder so gut wie seit ein paar Jahren nicht mehr, und das zu einem Zeitpunkt, wo wir schon gesehen haben, wie die Royal Canadian Mint für eine Woche kein Gold mehr hatte, die Münze Österreich keine Ware mehr hatte und die US-Mint kurzzeitig die Silver Eagles rationierte.
Jeff Clark: Und das nennen Sie einen guten Angebotsmarkt?
Andy: Ja. So gut wie seit ein paar Jahren nicht mehr.
Jeff Clark: Beängstigend.
Andy: Ich glaube nicht, dass Sie damit übertreiben.
Die Botschaft ist: "Jetzt kaufen, solange es noch etwas zu kaufen gibt." Das hört sich jetzt vielleicht sensationsheischend an, ist es aber nicht.
Was ich weiß und glaube ist: Wenn heute 5% der Amerikaner 5% ihres Geldes in Gold investieren, ist morgen nichts mehr da. So gering ist das Angebot im Vergleich zur Geldmenge im Umlauf.
Noch ein Beispiel.
Ich hatte ein Meeting mit einem Geldmanagement-Unternehmen in Minneapolis, das mit das älteste Geld des Landes verwaltet, Milliarden von Dollar. Und im Gespräch erfuhr ich, dass die Direktoren des Unternehmens noch nie eine Goldmünze besessen haben. Sie stellten mir so grundlegende Fragen wie ein kompletter Neuling im Geschäft. Am Ende des Gesprächs sagten sie, sie würden mit einer Bestellung über 5 Mio. USD beginnen.
Hinterher fand ich heraus, dass dies nur eine kleine Bestellung für einen ihrer Kunden war. Das Unternehmen hat nur mal kurz den großen Zeh ins Wasser gehalten.
Nun, es wird nicht viele dieser Leute brauchen, die auf Gold aufmerksam werden, um das Angebot zu erschöpfen. Der meiste Wohlstand dieses Landes geht durch die Hände von Geldverwaltern, deren Kunden irgendwann sagen werden: "Preise oder Prämien sind mir egal, besorgen Sie mir Gold!" Und wenn diese dann zu Tausenden an unsere Türen klopfen, ist morgen alles weg. Dessen bin ich mir sicher. Sobald die Geldverwalter einen Grund haben, physisches Gold zu kaufen, erschöpft sich das Angebot.
Jeff Clark: Ein Teil dieses Geldes steckt schon in den ETFs.
Andy: Ja, aber nicht, wenn man das vollständige verfügbare Kapital betrachtet. Und man sollte nicht vergessen, dass
die Prospekte für GLD und SLV besagen, dass man über das Metall eben nicht wirklich verfügen kann. Kann man Gold also "besitzen", wenn man Aktien von GLD, SLV oder jedem anderen ETF in der Hand hält?
Solange man keine Münzen oder Barren in der Hand hält, ist die Antwort: Nein.
Jeff Clark: Sehen Sie einen Unterschied zwischen Gold und Silber? Kommt man an das eine schwerer ran als an das andere?
Andy: Wir konnten eine große Nachfrage nach Silber beobachten, vielleicht sogar eine größere als nach Gold. Die U.S. Mint hat dieses Jahr schon einmal die Silver Eagles rationiert. Altsilber ist immer schwerer zu bekommen. Ich denke, je höher Gold steigt, desto schneller verschwindet Silber. Irgendwann werden die Amerikaner merken, dass sie etwas Gold und Silber besitzen sollten. Und wenn der Goldpreis zu hoch für manche Investoren ist, werden sich diese nach Silber umschauen. Somit wird Silber wahrscheinlich schwerer zu bekommen sein als Gold.
Jeff Clark: Wenn das Angebot dünn wird, werden die Prämien steigen?
Andy: Auf jeden Fall. 2008 waren die Prämien astronomisch hoch. Die Silver Eagles lagen 5,50 USD bis 6 USD über dem Spotpreis, die Gold Eagles 100 USD bis 150 USD. Die Prämien stiegen immer weiter an. Das könnte leicht wieder passieren.
Jeff Clark: Das lag an einem Angebotsengpass.
Andy: Ja. Als der Preis abstürzte, verschwand alles sehr schnell. Das klingt widersprüchlich, ich weiß, denn laut Logik müsste die Nachfrage schwinden, wenn der Preis fällt. Aber als er fiel, wurden die Edelmetalle plötzlich für Interessenten auf der ganzen Welt interessant, und schnell wurde alles aufgekauft.
Vorausschauend kann ich sagen, dass die Prämien nur so bleiben können, wie sie sind, wenn die Prägeanstalten die Nachfrage bedienen können, und nach allem, was ich gesehen habe, können sie das auf keinen Fall. Jetzt schon nicht, und zusätzlich werden die Menschen ihr Gold diesmal nicht verkaufen, wenn sie nicht unbedingt müssen, also kommt aus dieser Richtung auch kein Gold.
Jeff Clark: Was ist nun Ihre Botschaft an jemanden, der nur wenig oder gar kein physisches Edelmetall besitzt?
Andy: Erwerben Sie so viele Unzen Gold und Silber, wie Sie können. Am Ende geht es nicht um den bezahlten Preis, sondern um die Menge der Unzen. Betrachten Sie die Angebotsprobleme so kritisch wie den Preis, denn ich glaube, dass das mangelnde Angebot die Industrie mehr als alles andere beeinflussen wird.
Jeff Clark: Ein großartiger Rat, Andy. Vielen Dank für diesen Einblick.
© Jeff Clark, Casey´s Gold & Resource Report
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)