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The big debt oder geht die ganze Welt short?
11. März 2014 11:11
Gestern hat die in Genf ansässige, im Rahmen der Neuregelung der deutschen Reparationsverpflichtungen am 17. Mai 1930 gegründeten und damit weltweit ältesten internationalen Finanzorganisation „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“. kurz „BIZ“, gemeldet, dass die weltweiten Schulden in 2013 auf über 100 Billionen Dollar angewachsen sind.
Das ist eine unvorstellbar hohe Summe, die erst einmal so im Raum steht. Leider versäumten es fast alle Medien diese Summe in einen relativen Zusammenhang zu stellen, damit eine Kennzahl zu bilden und so die Dimension nachvollziehbar zu machen. Da die Verarbeitung und Bewertung von Daten und Fakten nicht nur bei der Analyse von Aktien die Profession von Globalyze sind, kommen wir diesem eigentlichen öffentlichen Auftrag hiermit nach.
100 Billionen sind 100.000 Milliarden da 1 Billion exakt 1.000 Mrd. entspricht. Wie groß diese Verschuldung ist, erkennt man, wenn man das Welt-Inlandsprodukt (also das was pro Jahr weltweit erwirtschaftet wird) dagegen stellt, das sich in 2013 auf ca. 74 Billionen Dollar belief. Für Deutschland liegt das Landes-Bruttoinlandsprodukt übrigens bei etwa 3,4 Billionen Dollar und für die USA bei etwa 15,7 Mrd. Dollar. Gemessen am Weltinlandsprodukt beträgt die Verschuldung also 135%. Dabei erinnere ich daran, dass die Europäische Union aus gutem Grund eine Verschuldung für maximal 60% für angemessen hält und Griechenland mit einer Verschuldung von ca. 180% als Pleitekandidat gilt, die ohne internationale Unterstützung kein Geld mehr bekäme.
Gemessen am weltweiten Privatvermögen, welches sich nach Schätzungen des Global Wealth Report 2013 bei einer extrem ungleichen Verteilung auf etwa 240 Billionen Dollar beläuft, ist dieses weltweit derzeit zu immerhin 41,6% beliehen. Was auch keine Kleinigkeit darstellt.
Was bedeutet diese hohe Verschuldung aber ganz konkret?
Alle Menschen dieser Welt müssten 1 Jahr und 4 Monate arbeiten (dabei nichts konsumieren) um diese Schuld abzutragen. Würden wir Deutschen allein diese Schuld zurückzahlen müssen, würden unser gesamtes Volk über 29 Jahre arbeiten und alles Erarbeitete abgeben müssen. Wobei es da nichts zu essen gäbe. Die Aufrechterhaltung des Lebensstandards, wie nur essen und wohnen, würde die Rückzahlungsfrist also erheblich verlängern. Und selbst die 314 Mio. Bewohner der USA würden fast sechseinhalb Jahre durchgehend arbeiten müssen, um die Weltschulden zurückzuzahlen.
Aber gehen wir noch einen Schritt weiter. Die wahre Dimension kommt erst zum Tragen, wenn man diese Schuld auf die Köpfe verteilt. Die Weltbevölkerung wird derzeit auf 7,2 Mrd. Menschen geschätzt. Legen wir diese zugrunde, ist jeder Mensch weltweit mit ca. 13.889 Dollar verschuldet.
Ich nehme einen weiteren Schritt und stelle exemplarisch das Pro-Kopf-Einkommen verschiedener Länder dagegen. Ein Schweizer mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 80.276 Dollar wird da wie der Amerikaner mit 52.839 kein Problem haben. Auch ein Deutscher, der auf 43.952 Dollar kommt, ist da noch gut dabei. Russland (14.975), Lettland (14.925) und Seychellen (13.684 Dollar) liegen mit ihrem Pro-Kopf-Einkommen etwa auf Höhe dieser Verschuldung, müssten also ein ganzes Jahr arbeiten um die Summe abzutragen. Kritsch wird es allerdings mit den Kollegen, die sich am unteren Ende der Einkommensskala befinden. So liegt das Pro-Kopf Einkommen in Malawi bei 215 Dollar, von Haiti bei 803 Dollar, von Ägypten bei 3.114 Dollar und China bei 6.569 Dollar.
Die Aussage lautet, dass jeder Chinese im Durchschnitt mit 211% und jeder Bewohner von Malawi sogar mit 6.460% seines Jahreseinkommens verschuldet ist. Letzterer wird vermutlich mehr als ein Leben brauchen, um die Schuld abzutragen.
Nun mag mir mancher entgegenhalten, dass das nur statistische Durchschnittszahlen wären, man das so – also Eins zu Eins – nicht rechnen könne und deshalb der Vergleich hinke. Das mag in gewisser Weise so sein, wie das ja mit allen Statistiken immer so ist. Dennoch haben diese Statistiken und Zahlen immer einen wahren Kern und zeigen, auf welch falschem Weg wir uns derzeit weltweit befinden und wie ethisch fragwürdig, ja unverantwortlich, wir derzeit weltweit regiert werden. Es ist wohl an der Zeit, dass die Bevölkerung, die im Ernstfall immer den Karren aus dem Dreck ziehen muss, deutlich mehr Mitspracherechte bekommt. Was übrigens das Internet mit seinem Community-Gedanken und den daraus folgenden Mitsprachemöglichkeiten, die in die Politwelt aus Angst vor Machtverlust so gut wie noch gar nicht eingezogen sind, auch möglich machen würde.
Statt endlich die nötigen Strukturreformen einzuleiten, die insbesondere eine radikale Neuaufstellung des weltweiten Finanzmarkts unter Zerschlagung vieler ethisch verkommenen Banken und auch Versicherungen und einer „Demokratisierung des Bankgeschäfts“ zum Gegenstand haben müssten, machen unsere Regierungen und Politiker, ja wir alle wieder einmal weiter, als wäre nichts gewesen. Das sich das eines Tages rächen wird, hat die Finanzkrise exemplarisch gezeigt und ist damit für alle spätestens seit 2008 offenbar. Auch die oben angeführten Zahlen geben eine kleine Ahnung davon.