Wertpapierhändler MF Global
Erstes US-Finanzinstitut Opfer von Euro-KriseMontag, 31.10.2011, 17:36
Mit dem Wertpapierhändler MF Global hat die europäische Schuldenkrise ein US-Finanzunternehmen in Bedrängnis gebracht.
Das Unternehmen beantragte Gläubigerschutz.
MF Global geriet aufgrund seines hohen Engagements in europäische Staatsanleihen ins Straucheln. Am Montag beantragte das Finanzinstitut Gläubigerschutz, wie aus Unterlagen der zuständigen New Yorker Justizbehörden hervorgeht.
MF Global hatte demnach in der Vergangenheit europäische Schuldpapiere für rund 6,3 Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro) gekauft, die inzwischen deutlich an Wert verloren.
Mehr als die Hälfte davon entfallen den Angaben zufolge auf Papiere aus Italien und Spanien – Länder, die an den Finanzmärkten stark unter Druck stehen.
An der Wall Street wurde der Handel mit Aktien des Unternehmens am Montagvormittag (Ortszeit) ausgesetzt.
Wie das Unternehmen selbst bestätigte, entzog ihm die US-Notenbank Fed den Status als „Primary-Händler“, also die Berechtigung, direkt mit der Fed Geschäfte zu machen.
Deutsche Bank ist großer Gläubiger
Auswirkungen der Pleite bekommt vermutlich auch die Deutsche Bank zu spüren. Sie ist laut Insolvenzantrag nach dem US-Institut JPMorgan Chase der größte Gläubiger von MF Global.
Bei dem deutschen Institut hat das Unternehmen demnach Verbindlichkeiten von mehr als einer Milliarde Dollar.
Deutsche-Bank-Aktien verloren so auch am Handelsplatz in Frankfurt am Main massiv an Wert.
Zusatz:
der Laden ist eine kleine Nummer
der Umsatz p.a lag bei etwa 1 Mrd USD
im Mai 2010 hat man es geschafft bei 250 Mio Umsatz im Q. ca. 100 Mio Verlust zu machen
Erinnerungen an den Kollaps von Lehman Brothers werden wach
MF Global ist außerhalb der Wall Street kaum bekannt, hat sich innerhalb der Finanzwelt aber einen Namen gemacht: Die Firma wickelt etwa für Hedge-Fonds deren Geschäfte mit Aktien, Anleihen, Währungen, Derivaten oder Rohstoffen ab. MF Global hat knapp 2.900 Mitarbeiter.
Panische Marktteilnehmer hatten bis zuletzt versucht, sich Rat zu holen. Dick Bove, Bankenanalyst bei Rochedale Securities, berichtete von Kunden, die wissen wollten, ob sie ihr Geld bei MF Global nicht abziehen sollten. „Solche Anrufe hatte ich seit Lehman Brothers nicht mehr“, sagte er in Anspielung auf die chaotischen Tage vor dem Kollaps der Investmentbank im September 2008. Auch Lehman Brothers brach damals letztlich deswegen zusammen, weil Kunden ihr Vertrauen in die Bank verloren und ihre Gelder abzogen.
Um liquide zu bleiben hatte MF Global Anfang vergangener Woche eine Kreditlinie von 1,3 Milliarden Dollar bei Banken voll ausgeschöpft. Damals sprach Chef Corzine noch davon, die Umwandlung von MF Global in eine echte Investmentbank sei nur aufgeschoben. Im Laufe der Woche hieß es in Medienberichten dann, MF Global verkaufe seine Euro-Anleihen zu großen Abschlägen, um liquide zu bleiben.
Wenig später wurde bekannt, dass es jetzt ums Ganze geht. Medienberichten zufolge heuerte Corzine die Investmentbank Evercore an, um einen Verkauf von Teilen oder sogar der ganzen Firma zu prüfen. Eine Sprecherin von MF Global äußerte sich nicht dazu.
Wie Nachrichtenagenturen berichten, steht MF Global mit einem guten Dutzend Banken, darunter der Deutschen Bank, Barclays, Goldman Sachs und Macquarie in Verhandlungen über einen Notverkauf. US-Medien zufolge könnten auch der Private Equity Fonds KKR sowie der Finanzriese State Street Interesse haben. Keiner der genannten Verhandlungspartner will dies kommentieren.
Die offenbar zähen Verhandlungen erinnern - wie die Berichte über Kundenabwanderungen - an die Zeit vor dem Kollaps von Lehman Brothers. Auch damals versuchte das Management, Teile der Bank zu verkaufen. Es kam aber nicht dazu, weil potenzielle Interessenten auf immer niedrigere Preise dafür spekulierten - bis es zu spät war. Ein Kollaps von MF Global wäre zwar nicht mit den Ereignissen von 2008 zu vergleichen. Das Geschehen zeigt aber einmal mehr, dass Vertrauensschwund auch prominente Marktteilnehmer schnell in große Probleme bringen kann.