BP Richtung Konkurs?
17. Juni 2010 18:27
Um die 9 Mio. Liter Erdöl sprudeln täglich in den Golf von Mexiko
Die grösste Umweltkatastrophe aller Zeiten die je von Menschen verursacht wurde, spielt sich vor unseren Augen im Golf von Mexiko ab. BP könnte sehr wohl Richtung Konkurs unterwegs sein. Obwohl derzeit noch keine effektive Lösung für die nach wie vor ca. 9 Mio. Liter Erdöl die täglich in den Golf von Mexiko fliessen, gefunden wurde, ist das Ausmass der finanziellen Schäden allein im Raum der betroffenen Golfküste derzeit noch nicht im Geringsten abzuschätzen.
DIE CLEANUP KOSTEN WERDEN WAHRSCHEINLICH HUNDERTE MILLIARDEN DOLLAR/EURO AUSMACHEN:
Zuerst muss natürlich die Ölquelle dicht gemacht werden, und dies scheint voraussichtlich noch mehr als zwei Monate bis Ende August 2010 zu dauern, da eben Relief Wells gebohrt werden müssen. Allerdings gibt es keine Garantie, dass diese Relief Wells tatsächlich wirksam sind um den Ausfluss der ursprünglichen Quelle zu stoppen. Es ist wieder einmal ein Experiment.
Erst wenn die Quelle dicht gemacht wurde, kann man beginnen irgendwie eine realistische Schätzung des insgesamten finanziellen Schaden dieser Katastrophe auszurechnen. Die USD 20 Mrd. die BP derzeit als grundsätzlichen Hilfsfond bereitstellt, ist wie allgemein bekannt, nur eine erste kleine Anzahlung der tatsächlichen Schäden. Die tatsächlichen Kosten sowie Folgekosten der Katastrophe könnten bis zu ca. USD 200-500 Mrd. ausmachen und somit BP in den Konkurs treiben.
Derzeit schätzen gewisse "Experten" den Gesamtschaden im Laufe der kommenden 10 Jahre für BP auf insgesamt höchstens ca. USD 120 Mrd. wobei angeblich noch immer genügend Cashflow übrig bleiben soll, damit die Aktie insbesondere auf derzeitigem Level und längerfristig höchst interessant sein soll. Wir bezweifeln jedoch diese Analyse und wir sehen einfach das Licht am Ende des Tunnels diesbezüglich nicht.
Obwohl BP täglich ca. USD 100 Mio. Gewinn erwirtschaftet, so reicht diese Summe anscheinend nicht aus, um den täglich stark steigenden Schaden der Katastrophe zu bezahlen. Wichtig ist auch, dass obwohl BP angeblich bereits mehr als USD 1,2 Mrd. für die Entsorgung und Bereinigung hingeblättert hat, so ist dies nicht einmal der Anfang, da eben weiterhin täglich ca. 9 Mio. Liter Erdöl ins Meer fliessen und sich die Sache umso mehr verschlimmert. Kurzum, es wird nicht besser und es wird nicht billiger, sondern die echte Katastrophe ist derzeit nicht einmal noch abzuschätzen.
Es gibt unzählige Unternehmen, wie z.B. Fischereibetriebe die jeweils locker zig-Millionen bzw. hunderte Millionen allein innerhalb weniger Monate an Verluste verbuchen müssen und für die BP klarerweise aufkommen muss. Dazu kommen noch die Touristen- und Einnahmeausfälle der vielen Resorts und der Geschäfte entlang der Golfküste hinzu, ... in den Bundesstaaten Florida, Alabama, Mississippi und Louisiana. Diese Kosten sind nicht abzuschätzen, da es sich um ganze Gewerbezweige in der Hochsaison handelt, und die Schäden nicht nur für die heurige Saison zu bemessen sind, sondern für die nächsten ca. 5-10 Jahre. Hunderte Milliarden an Schaden sind hier locker nur eine grobe Schätzung.
Mehr als 100.000 Arbeitsplätze gehen durch diese Katastrophe und der 6-Monate langen Ölbohrsperre im Golf praktisch sofort verloren, womit die betroffenen Menschen nicht mehr Ihre Hypotheken und Kredite bezahlen können, und ebenfalls BP dafür zur Kasse gebeten wird, wobei es sich hier vielleicht "nur" um die ca. USD 5 - 15 Mrd. Schaden handeln könnte.
BP CEO TONY HAYWARD AM SCHLEUDERSITZ?
Ja, die Ölplattform Explosion war nur ein Unfall und niemand wollte einen solchen Unfall, und schon gar nicht BP, da auch 11 Menschen ihr Leben daran verloren haben und eben die Kosten so enorm hoch ausfallen werden. Die Frage ist nur ob dieser Unfall vermieden werden hätte können, oder ob es sich eben um einen Unfall aufgrund des Berufsrisiko in diesem Gewerbe handelt. Der BP Track Record hinsichtlich Sicherheitsmassnahmen ist nicht gerade berühmt, ... immerhin haben in den letzten paar Jahren insgesamt 26 Menschen bei BP Unfällen ihr Leben verloren ..., sondern man sieht bereits beim kurzen Durchsehen der Tatsachen, dass BP links und rechts gespart hat und voll auf Gewinn ausgerichtet war, sowie höchstwahrscheinlich eher fahrlässig in deren Geschäftspraktiken agierte.
Aus dieser Fahrlässigkeit entstehen sehr viele Probleme, nämlich z.B. auch das BP eigen- bzw. selbstversichert ist und somit aufgrund dieser Sparmassnahmen praktisch das gesamte Unternehmen täglich auf's Spiel gesetzt hat.
Üblicherweise sind diese Offenbarungen auch kein gutes Omen für den BP CEO Tony Hayward, ... und es ist fast anzunehmen, dass er wahrscheinlich schon aus Imagegründen "gegangen" wird.
Übrigens das "Green" Image von BP ist somit dahin, denn dieses Image wieder zu erlangen wenn täglich Bilder von verseuchten Stränden und Öl-gedunkten Pelicanen auf den Fernsehschirmen zu sehen sind, ist fast unmöglich.
DIE GESUNDHEITLICHEN SCHÄDEN UND UMWELTSCHÄDEN:
Keine Frage, dass eben riesige Mengen an Erdöl im Meer und an den Stränden, sowie das dann angesammelte Teer an den Stränden, extrem gesundheitlich schädigend ist, ... von Krebserregern vieler Arten bis hin zu Lungen- und Atemproblemen, usw.
Die Flora und die Fauna sind extem betroffen und diese Schäden sind oft nicht wieder gutzumachen. Das einzige Glück dabei, dass der Grossteil der diversen Vogelbevölkerung genau Ende April ihre Migration aus dem Gebiet durchführte und so nicht mehr zum Zeitpunkt des Oil Spills in der Gegend war.
Aber viele hunderte Kilometer entlang der Golfküste sind für Jahre hindurch beschädigt. Vom Exxon Valdez Unglück vor 20 Jahren gibt es heute noch die Effekte und Öl wäscht sich heute noch immer an die Strände, ... und das Exxon Valdez Unglück ergibt sich im Golf von Mexiko derzeit alle paar Tage wieder und wieder.
Der Ölteppich sowie der Ölstrom bleibt allerdings nicht nur im Golf von Mexiko, sondern aufgrund dessen dass das Erdöl so tief im Meer heraussprudelt und die Strömungen in dieser Meerestiefe relativ stark sind, wird sich der Ölstrom schrittweise auch in die Karibik und auf die Atlanticküste verteilen. Man kann gar nicht auf alle Details der Katastrophe eingehen, bzw. man kann alle Konsequenzen noch nicht einmal abschätzen, insbesondere wenn das Öl für nochmals zwei Monate oder länger ins Meer fliesst.
DIE BRITISCHE REGIERUNG WIRD UNTER UMSTÄNDEN BP VERSTAATLICHEN:
Das Risiko in BP Aktien zu investieren ist derzeit enorm gross. Als Traders gibt es aufgrund des Newsflow klarerweise immer riskante Tradingmöglichkeiten, doch generell besteht wenig Hoffnung dass BP diese Katastrophe finanziell überlebt, bzw. es ist eine super riskante Spekulation. Das Unternehmen hat bereits ca. USD 100 Mrd. an Marktwert verloren und das rüttelt natürlich gewaltig an BP's finanzieller Kapazitäten bzw. Bonität. Darum explodierten auch die Credit Spreads um BP da eben das Konkursrisiko immer grösser wird. Auch werden derzeit doppelt soviel Puts als Calls gekauft. Von einem Grossinvestor (Hedgefond oder dgl.) wurden diese Woche ungewöhnlich hohe Put Positionen bis auf einen Strike Price von USD 7,50 für BP Aktien gekauft.
Da Millionen von Pensionisten in England und auch in den USA von der Dividendenzahlung von BP abhängig sind, und BP soeben für heuer ihre Dividende suspendiert hat, ist zu erwarten, dass sich vor allem institutionelle Anleger vom Papier verabschieden. Schlussendlich wird es höchstwahrscheinlich notwendig sein, so wie z.B. im Fall von General Motors (GM) in den USA, einfach BP in den Konkurs zu schicken, und durch Regierungsmassnahmen (der britischen Regierung) das Unternehmen nach Reorganisation via Verstaatlichung dann wieder ein paar Jahre später wieder zu privatisieren.
Und nur ein grosser Staat wie z.B. England ist im Stande BP und deren fianzielle Konsequenzen zu übernehmen. Sicherlich kann man sich vorstellen, dass im Verlauf andere Ölkonzerne diese und jene Bohrinseln und Geschäftszweige ankaufen bzw. übernehmen werden.
Der Zeitraum für einen möglichen Konkurs sollte derzeit mit wahrscheinlich ca. 16-24 Monate berechnet werden. Es wäre fast ein Wunder wenn BP diese Katastrophe ohne Konkurs überlebt. Wie erwähnt, kann selbst das grösse Ölförderungsunternehmen der Welt, nämlich BP, nicht die voraussichtlich vielen hunderte Milliarden Dollar/Euro an Schaden der Katastrophe finanzieren bzw. tragen.
Übrigens, BlackRock (BLK) der mit mehr als USD 3 Billionen (3.000 Milliarden) der grösste Vermögensverwalter der Welt ist, hat auch riesige Investitionen in BP. Allerdings ist BlackRock nicht alleine als Investor, sondern viele riesige Vermögensverwaltungen, sowie auch staatliche Institutionen wie Pensionskassen sind in BP Aktien investiert.
BP wird in den kommenden Wochen neue Anleihen auflegen, die jedoch für BP sehr teuer werden, denn die Credit Spreads sind gerade in den letzten paar Tagen ziemlich nach oben explodiert.
Die BP Aktie hält sich bisher jedoch recht gut über USD 30,- bzw. bei ca. USD 32,- ... und es scheint als ob derzeit bei unter USD 30,- laufend Käufer ins Papier kommen, insbesondere wenn der Kurs sich so gegen USD 29,- nähert.
Uns ist das Papier zu gefährlich, ausser eben hin und wieder für schnelle Trades bei News. Und wenn z.B. die Quelle im Golf endlich dicht gemacht wurde, ist mit einem Kursanstieg zu rechnen, bzw. bei fast jeder guten Nachricht ist mit Spikes im Kurs zur rechnen.
Quelle:
http://www.be24.at/blog/entry/642149