Wer stoppt den Abwärtsstrudel?

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Moderator: oegeat

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Turon

Wer stoppt den Abwärtsstrudel?

Beitrag von Turon »

Crash: Wer stoppt den Abwärtsstrudel?

Deutschlands Anleger taumeln weiter durch den Börsenkrach. Bald ein Jahr ist es her, dass die höchsten
Kurse erreicht wurden. Das reicht eigentlich für eine Baisse. Anzeichen für einen neuen Aufschwung gibt es
nicht. Das ist momentan vielleicht noch das beste Zeichen.

Angst geht um – vor den Auswirkungen der Wirtschaftsflaute in den USA. Dort sind viele Aktien noch so hoch
notiert, als würde das amerikanische Wirtschaftswunder unendlich weitergehen; jenes Wunder, das fast ein
Jahrzehn lang von ausgabefreudigen Börsengewinnlern genährt wurde: von Konsumenten, die ihre
Börsengewinne mit vollen Händen ausgaben und vor lauter Begeisterung am Ende sogar immer höhere
Kredite aufnahmen, um ihre Börsengewinne noch zu steigern.

Jetzt fehlen diese Gewinne. Und die Nachfrage in der Wirtschaft. Der Abschwung ist mit bisherigen Mustern
schwer zu vergleichen. Dass US-Notenbankpräsident Alan Greenspan von einer schnellen Erholung ausgeht
und damit auch Hoffnungen in die gesamte Weltwirtschaft sendet, ist – angesichts seines hohes
Verständnisses für Wirtschafts- und Börsendinge – tröstlich. Angesichts der neuen Umstände für den
Abschwung fehlt jedoch der rechte Glauben an die schnelle Wende. Sonst dürften die Börsen nicht so
abstürzen.

Die vielfach immer noch sehr hohen Börsenbewertungen amerikanischer Unternehmen ergeben sich
mittlerweile auch aus rückläufigen Gewinnerwartungen für diese Gesellschaften. Sie berichten über
schrumpfende Nachfrage und steigende Lagerbestände. Ihre Aktionäre müssen nun erleben, wie ihre Kurse
sinken, weil immer mehr Mitaktionäre ihre Anteile nur zu sinkenden Kursen loswerden.

Ein Blick durch die Bewertungsziffern von Dow Jones und Nasdaq-Index lässt noch immer atemberaubende
Kurs/Gewinn-Verhältnisse erkennen, viel höhere als sie in Deutschland üblich sind; selbst am Neuen Markt.
Das ließe hoffen, wenn nicht noch überall Überbestände an Aktien vorhanden wären.

Viele Kreditspekulanten haben bislang noch auf die Erholung gehofft, um dann zu verkaufen und ihre
Schulden zurück zu zahlen. Dass daraus nun offenbar zunächst mal nichts wird, macht die Sache noch
schlimmer; durch Notverkäufe. Auch viele Unternehmen haben überschüssige Gelder zwischenzeitlich am
Aktienmarkt angelegt. Jetzt müssen sie durch Verkäufe die Verluste begrenzen oder sie brauchen das Geld
zur Finanzierung der Lagerbestände oder sonstiger Pläne, für die das schöne Papier der Aktienwährung nicht
mehr hält. Die Beträge, um die es hier geht, sind so hoch, dass längerer Verkaufsdruck zu befürchten steht.
1994 hat es ein ganzes Jahr und viele Prozente gedauert, bis Verkäufe aus Fehlspekulationen von Hedge
Fonds verkraftet werden.

Ich bin gespannt, wann Banken, Europäische Zentralbank und Bundesregierung den Ernst der Lage
erkennen und wirkungsvolle Gegenmaßnahmen ergreifen. Dabei kann es nicht nur um einen Ehrenkodex für
Analysten gehen und auch nicht um Verlustersatz für kleine und große Anleger. Es geht um eine Bremse im
Abwärtsstrudel. Und
hoffen Sie darauf, dass die Wende meist dann kommt, wenn es keine Hoffnung mehr auf eine Wende gibt.
dawes28

Beitrag von dawes28 »

Quelle:

Martin Beier/Wallstreet Online
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oegeat
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Beitrag von oegeat »

Ein Trost für Kleinanleger: Fondsmanager schneiden auch nicht besser ab

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Die Stimmungslage am Neuen Markt hat sich von Euphorie über Betroffenheit und stille Verzweiflung inzwischen zur Demutshaltung des Hoffens und Betens entwickelt. Das führt mitunter zu seltsamen Auswüchsen. Immer dann, wenn in den Börsensälen dieser Welt das Spekulantenblut knöcheltief steht, klammern sich die auf den Trümmern ihrer Depots sitzenden Anleger an eine letzte Hoffnung: Irgend jemand, ein kapitalkräftiger Jemand natürlich, werde mit massiven Käufen der zusammengeprügelten "Wert"-Papiere schon bald für steigende Kurse sorgen. 1929 an der Wall Street hoffte man auf die Regierung, 1992 in Deutschland auf angelsächsische Großinvestoren. Und jetzt, gerade in den letzten Tagen, kann man selbst in seriösen Medien immer häufiger lesen und hören, die Neuer-Markt-Fonds säßen auf enormen Cash-Beständen und warteten nur auf das Startsignal zu einer neuen Hausse.

Ich wette dagegen, und dafür gibt es mehrere Gründe. In den USA schaffen es regelmäßig nicht mehr als zehn oder 15 Prozent der Fonds, besser abzuschneiden als der S&P-500-Index. Wenn ich mich nun daran erinnere, was deutsche Fondsmanager im Lauf der letzten Monate in Zeitschriften und im Fernsehen an Weisheiten von sich gegeben haben, kann ich nicht daran glauben, dass es sich hier um lauter Börsengenies handelt, die weit geschickter sind als ihre amerikanischen Kollegen. Aber ganz im Gegenteil. Und jetzt rufen wir uns mal zwei Dinge ins Gedächtnis. Erstens: Die Nemax-Indizes haben seit März etwa 80 Prozent verloren. Zweitens: Die Fondsmanager wurden vor einem Jahr nicht müde, folgende Einsicht zu verbreiten: Angesichts der doch bereits recht hohen Bewertung der NM-Aktien müsse man auf allererste Qualität achten und die Standardwerte dieses Marktsegments kaufen. Und als seriöseste, sozusagen "sicherste" Werte aus dem Nemax 50 galten damals, so unglaublich das heute auch klingen mag, EM.TV, MobilCom und Intershop.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Fondsmanager haben Blech geredet, oder aber sie haben tatsächlich geglaubt, was sie da sagten und auch entsprechend gehandelt. Dann dürften selbst die besten unter ihnen im Jahresvergleich heute, ausgerechnet am Rosenmontag, auf Verlusten von 60 Prozent und mehr sitzen. Denn natürlich haben sie nicht schon im Sommer verkauft. Die enormen Umsätze der vergangenen Tage deuten vielmehr darauf hin, dass jetzt die Großinvestoren die ganz dicken Pakete auf den Markt werfen. Und zwar, wie wir alle hoffen, zu Tiefstkursen.

Mit solchen Maßnahmen baut man nicht die nötigen Cash-Bestände auf, um von einer künftigen Aufwärtsbewegung zu profitieren oder sie gar in die Wege zu leiten. Nun könnten die Fonds allerdings auch durch Kapitalzuflüsse von Anlegern zu Geld kommen. Aber da sieht es noch weit düsterer aus. Es wäre in der Tat das allererste Mal in der Börsengeschichte, dass ausgerechnet in der Panikphase einer Baisse, die schon zwölf Monate dauert, frisches Geld von optimistischen Anlegern die Kassen der Fonds füllen würde. Das liegt natürlich auch an der Performance. Oder würden Sie jemandem neues Geld anvertrauen, der innerhalb eines Jahres 80 Prozent Ihres Kapitals mit "Qualitätsaktien" wie EM.TV oder Intershop verzockt hat?

Von dieser Seite ist daher so schnell keine Unterstützung zu erwarten. Im Gegenteil: In den nächsten Tagen dürften Panikverkäufe von Privatanlegern, Fonds und vor allem von den Altaktionären der Unternehmen am Neuen Markt für neue Tiefststände sorgen. Dann aber sollte sich das Geschehen deutlich beruhigen. Wer jedoch eine neue Hausse erwartet, sollte sich von solchen Träumen verabschieden. Dazu gibt es noch viel zu viele Anleger, die nur auf eine Erholung warten, um sich endgültig von ihren Beständen zu verabschieden. Das Schlimmste aber sollten wir bald hinter uns haben; vielleicht schon im März. Kann sein, dass sogar ich dann zum ersten Mal im Leben eine Aktie vom Neuen Markt kaufen werde. Meine Hand kann ich für diese Prognose allerdings nicht ins Feuer legen.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Börsenwoche

Noch etwas: Wir freuen uns, dass unser neuer Newsletter so gut ankommt, was die stetig steigenden Abonnentenzahlen beweisen. Wenn Sie sich noch nicht angemeldet haben, sollten Sie das bald nachholen.



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alles wird besser man muß nur warten können !!!
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