China-Immobilien-Blasen-Bank-Stress

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martinsgarten
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China-Immobilien-Blasen-Bank-Stress

Beitrag von martinsgarten »

Das Thema Immobilien-Blase in China beherrscht derzeit die Berichterstattung in den Finanz-Medien.
Kein Wunder, ist der Preis für private Immobilien doch innerhalb eines Jahres nach einem Bericht von Bloomberg um 68 Prozent gestiegen.
Und die gleiche Quelle spricht auch von zusätzlichen Ausleihungen chinesischer Banken in Höhe von $1.400 Milliarden, welche die Immobilien-Blase zusätzlich anheizen.

Nun scheint diese Aufwärtsentwicklung jedoch zum Stillstand gekommen zu sein.
Der SPIEGEL berichtet in seiner wöchentlichen Ausgabe, dass die Preise im Juni gegenüber dem Vormonat erstmals seit knapp anderthalb Jahren um 0,4 Prozent für Neubauwohnungen und 0,1 Prozent für Altbauwohnungen zurückgegangen sind.

Kein Wunder, berichtet das Blatt im gleichen Bericht:
In manchen Städten wurden schon mehr Wohnungen gebaut als neue Haushalte gegründet.
In Metropolen wie Peking und Shanghai müssen die Chinesen etwa das 20fache ihres durchschnittlichen Jahresgehalts bezahlen, um auch nur ein Apartment zu ergattern.
Selbst in teuren Großstädten wie Tokio liegt der entsprechende Faktor bei rund acht.

Bei einem Jahreseinkommen von 100.000 Euro wäre das umgerechnet auf chinesische Verhältnisse ein Objekt zum Preis von 2 Millionen Euro. Schon allein bei 5 Prozent Zinsen auf solch ein Darlehen wäre das gesamte Jahreseinkommen verbraucht. Da sind noch nicht einmal Tilgungs-Leistungen mit eingerechnet, die man ja braucht, um das Objekt langsam vom Komplett-Besitz der Bank in den eigenen Besitz zu überführen.

Und beim Geldverdienen mit Spekulieren waren die Chinesen die letzten Wochen anscheinend auch nicht besonders erfolgreich.
Wenn man sich beispielsweise die Entwicklung des Aktien-Marktes ansieht, der von Zockern, Spielern und Spekulanten geradezu überrollt wurde:
Dann kann man erahnen, dass kein zusätzliches Eigenkapital für die Vorfinanzierung solcher Objekte vorhanden ist.

Das ist US-Subprime Niveau, falls diese Zahlen stimmen sollten.
Aber auch das Tokio-Modell würde Objektkosten von 800.000 Euro bedeuten.
Bei einer 7 prozentigen Annuität, das heißt 5 Prozent Zinsen nebst 2 Prozent Anfangstilgung, wäre die jährliche Belastung schon bei 57.000 Euro. Das ist im Prinzip auch nicht zu bezahlen – es sei denn man hat das entsprechende Vermögen, das man einsetzen kann.

Die Indikatoren deuten also klar auf ein Platzen dieses Immobilien-Monsters hin.
Wo kommt das Geld dafür her:
Von den chinesischen Banken, die seit vergangenen Sommer ihren Bestand an Immobilien-Krediten um mehr als 40 Prozent ausgeweitet haben
.

Die Banken scheinen also wie in der US-Immobilienkrise diejenigen zu sein, die bei deren Platzen als erstes unter die Räder kommen.
Wie stark der Einbruch des Immobilien-Sektors sein kann, untermauert der heutige Bericht auf Bloomberg:
Dort fordert die chinesische Bankenaufsicht einen Stresstest, bei dem die Banken annehmen sollen, dass die Preise für private Immobilien um bis zu 60 Prozent sinken sollen.
Bislang durchgeführte Stress-Tests sind von einem maximalen Rückgang von 30 Prozent ausgegangen.

Viele hoffen derzeit, dass China mit seinem Extrem-Wachstum die Weltwirtschaft wieder in Gang bringt und damit das Finanz-System retten kann.
Aber es sieht so aus, dass mit China eine Ersatzblase für die in den Vereinigten Staaten zuletzt aufgeblasene Immobilien-Blase gesucht und gefunden wurde.
Da die Verfehlungen nun in die gleiche Richtung wie in den USA gehen dürften, werden wir wohl demnächst auf den nächsten großen Knall warten. Diesmal nicht aus dem fernen Westen, sondern dem noch ferneren Osten.

Quelle
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)
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