von martinsgarten » 01.03.2011 08:12
Da schaut man wohl kaum noch drauf ?
Sollte man aber !
Oder hat man sich an den Abgang des USD bereits gewöhnt ?
Die Schwäche läuft in Einklang mit dem Anstieg der US-Aktienmärkte.
Was bleibt da z.B. für den Schweizer oder Asiaten noch übrig ?
(mit 0,93 in SFR hat man ein neues Tief)
Der USD hat in Zusammenhang mit Nordafrika auch seine berühmte Funktion als Krisenwährung verloren.
Ich bin gespannt wann der Euro wieder dran ist ?
Grundsätzlich sind sowohl USD als auch Euro für die Tonne !
Warum der Dollar kein sicherer Hafen mehr ist
von Rolf Benders (handelsblatt)
Bislang haben Anleger in Krisenzeiten Schutz für ihr Geld in den USA gesucht. Doch in der Libyenkrise greift dieser Reflex nicht mehr. Das zeigt, wie große der Vertrauensverlust ist. Ein Kommentar von Rolf Benders
Der Dollar ist bei verunsicherten Anlegern nicht mehr gefragt.
Quelle: dpaNew York. Nordafrika und Arabien erleben einen epochalen Wandel – und Amerika ist entsetzt. Zunächst stellte der Schock über die Gewalt in Libyen und im gesamten Nahen Osten alles in den Schatten. Die Angst ging um, ehemals verbündete Diktaturen könnten sich in islamistische Theokratien verwandeln.
Erst auf den zweiten Blick entdeckt „God’s own country“ nun, dass die sich anbahnenden geopolitischen Verwerfungen nicht nur für die Region einen epochalen Wandel bedeuten könnten. Auch für die USA deutet sich in diesen Wochen ein tiefgreifender Wandel an. Denn der Dollar tut in dieser Krise nicht das, was er in den vergangenen Jahrzehnten in unsicheren Zeiten immer tat. Er fällt, statt zu steigen.
Bislang suchten Anleger in Krisenzeiten immer Schutz für ihr Geld in den USA. Dieser Reflex schien Teil der DNA der Märkte zu sein und verhalf dem Dollar jedes Mal zu deutlichen Kursgewinnen.
Doch plötzlich ist alles anders. Gegenüber dem Euro und den meisten anderen großen Währungen büßte der Dollar seit Jahresbeginn fast sieben Prozent an Wert ein. Stattdessen sind Gold und vor allem der Schweizer Franken bei verunsicherten Anlegern gefragt. „Beschämend“ und „peinlich“ nennen dies überraschte Kommentatoren in der US-Wirtschaftspresse. Sie begreifen: Das Vertrauen der Anleger in die US-Währung beginnt zu schwinden.
Seit langem wird darüber diskutiert, wann der Punkt erreicht sein könnte, an dem Anleger aus Sorge um ihr Geld aufhören werden, den mit rund 14 Billionen Dollar verschuldeten USA zu vertrauen. „Manchmal reagieren Märkte schneller, als man denkt“, warnte Jamie Dimon, Chef der zweitgrößten US-Bank JP Morgan zuletzt in einem „Handelsblatt“-Interview. Er mahnte Eile bei den Bemühungen um die Konsolidierung der Staatsfinanzen an.
Und nun mehren sich die Stimmen, die mahnen, das ungewöhnliche Verhalten des Dollars könne ein erstes Anzeichen dafür sein, dass das Vertrauen in den Dollar auf ein kritisches Niveau gesunken ist. „Das ist ein Warnsignal, dass wir nicht mehr länger über das gewohnte Standing verfügen, wenn wir unser Haus nicht in Ordnung bringen“, sagte Mohamed El-Erian, Chef von Pimco, dem Vermögensverwalter mit dem weltgrößten Anleihefonds.
Wie immer, wenn ein lange erwarteter Wandel tatsächlich eintritt, fragt man sich unwillkürlich: „Warum jetzt?“ Die Diktatoren im Nahen Osten haben plötzlich die Kontrolle verloren, als eine zunächst kleine Gruppe junger Menschen in Ägypten die Angst vor dem System ablegte und auf die Straße ging. Der sichtbare Erfolg dieses Unternehmens zog immer größere Teile der arbeitslosen, bitterarmen und perspektivlosen Jugend an. Am Ende war das Signal, das die Kundgebungen auf den Plätzen Kairos und Alexandrias aussendeten, so mächtig, dass zunächst Hosni Mubarak entmachtet wurde und dann weite Teile Arabiens in Flammen gesetzt wurden.
Die Kräfte der Beharrung machen mobil
Ganz anders die Bilder von Protesten, die nahezu zeitgleich täglich aus den USA über die Bildschirme der internationalen TV-Sender flimmern: Übergewichtige, wegen der Macht der Gewerkschaften über Jahrzehnte bestens gepamperte Staatsangestellte mit streng geregelten Arbeitszeiten gehen in Wisconsin auf die Barrikaden, um ihre Besitzstände zu verteidigen. Ihre Zahl schwillt von Tag zu Tag an. Schon sind auch in vielen anderen Bundesstaaten ähnliche Aktionen geplant. Und mit ihnen verbündete Politiker drücken sich zudem vor Abstimmungen, um Sparmaßnahmen zu verhindern.
Das Signal an die Welt lautet hier: Die Kräfte der Beharrung in den USA machen mobil. Das ist kein gutes Zeichen für die dringend nötige Konsolidierung der Staatsfinanzen, die unausweichlich mit schmerzlichen Einschnitten einhergehen wird.
Die Politik in den USA hat anscheinend noch nicht erkannt, wie prekär die Lage ist. Denn in Washington tobt parallel ein ideologischer Grabenkrieg wegen des Haushalts. Können sich Demokraten und Republikaner bis Ende dieser Woche nicht einigen, gibt es kein gültiges Budget mehr. Die Behörden müssten dann schließen, die Regierungsarbeit liefe nur noch im Notbetrieb weiter. Zuletzt geschah dies 1996 für satte 21 Tage. Aber das war am Vorabend des Internetbooms und wurde von den Märkten weitgehend als Politposse hingenommen. Dieses Mal hätte dieses unwürdige Schauspiel das Zeug, noch zusätzlich die Rolle des Dollars als weltweit führende Währung infrage zu stellen.
Wann das Vertrauen der Märkte in die Handlungsfähigkeit der USA und damit in den Dollar so weit geschwunden ist, dass sie sich schlagartig daraus zurückziehen, ist nicht seriös vorherzusagen. Am wahrscheinlichsten dürfte ein Szenario sein, in dem der Langmut der Märkte über längere Zeit immer und immer wieder getestet wird. Er wird dann erschöpft sein, wenn eine kritische Masse von Anlegern die Zumutungen als zu groß oder die Verlockung von Alternativen als groß genug empfindet.
Es kann also auf einmal sehr schnell gehen. Und wie bei der Revolte im Nahen Osten wird man im Nachhinein die Puzzleteile zusammensetzen und erklären, warum es gerade in diesem Augenblick so kommen musste.
Die Entwicklung ist indes nicht unausweichlich. Die USA haben bewiesen, dass sie sich in Krisenzeiten immer wieder neu erfinden können. Es dauerte allerdings manchmal sehr lange. Winston Churchill hat dazu einmal gesagt, Amerika wähle immer die richtige Lösung, nachdem es alle anderen ausprobiert habe. In diesem Fall darf man aber bezweifeln, dass es dazu genug Zeit hat.
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„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)