Zu liquide
Offene Globalfonds im Anlage-Notstand
Die Gesellschaften haben zuviel Geld in ihren Kassen. Das muss jetzt raus. Analysten warnen davor, dass die Fonds jetzt zu Käufen von überteuerten Immobilien neigen. Und das ist schlecht für Anleger.
Von Richard Haimann
Berlin - Vor einem Jahr kämpften die offenen Immobilienfonds mit Liquiditätsengpässen. Jetzt haben die Manager junger Globalfonds ein ganz anderes Problem: Sie haben zu viel Geld. "Der Anlagedruck könnte dazu führen, dass wieder Immobilien überteuert eingekauft werden", warnt der Fondsanalyst Stefan Loipfinger.
Das hatte die Deutschlandfonds in den vergangenen Jahren in die Krise getrieben. Als 2001 die Börsen einbrachen, überschütteten Anleger auf der Suche nach sicheren Erträgen die Fonds mit mehr als 30 Mrd. Euro. Obwohl die Leerstandsraten stiegen und die Mieten fielen, trieben die offenen Fonds am deutschen Markt die Preise in die Höhe - und die Renditen in den Keller. Als Anfang 2006 drei Fonds vorübergehend eingefroren wurden, brach Panik aus, Anleger zogen über 8,5 Mrd. Euro ab.
Der Branchenverband BVI beschwichtigte mit einem Reformpaket inklusive Cash-Stopp: Um überteuerte Immobilienkäufe auszuschließen, sollten Fonds kein Anlegerkapital mehr aufnehmen, sobald eine Liquiditätsquote von 40 Prozent erreicht war. Fonds, die jünger als fünf Jahre sind, wurden jedoch von dieser Regel ausgenommen. Damit können die bei Anlegern begehrten, erst ab 2002 eingeführten Global-Fonds weiter unbegrenzt Geld einsammeln. Weil sie ausschließlich im Ausland investieren, erzielen sie deutlich bessere Renditen als die Deutschlandfonds - und verzeichnen reichliche Mittelzuflüsse.
Möglicherweise in zu großem Maße: Der 1,7 Mrd. Euro schwere Global-Fonds der Allianz-Tochter Degi wies Ende Dezember eine Liquiditätsquote von 46,5 Prozent auf. Dennoch lässt Degi-Chefin Bärbel Schomberg weiter Geld einsammeln. Ihr Argument: "Rund 250 Mio. Euro sind dieses Jahr für die Ausschüttung und Projektentwicklungen in Paris, Luxemburg und Rom fest eingeplant." Die Nettoliquiditätsquote betrage deshalb nur 35 Prozent.
Auch andere international investierende Fonds haben reichlich Cash: Beim SEB Immoinvest beträgt die Liquiditätsquote 37,7 Prozent, beim Hausinvest Global der Commerzbank-Tochter CGI sind es 38,1 Prozent. Auch CGI-Sprecher Dietmar Müller verweist auf bereits eingeplante Ausgaben: "Netto beträgt die Liquiditätsrate nur 24 Prozent." So lange nicht neues Geld hinzukommt.
Der frühere Deka-Immobilienfondssanierer Reinhardt Gennies hielt bereits eine Liquiditätsquote von 25 Prozent für zu hoch, fuhr beim Globalfonds des Sparkassenanbieters die freien Mittel auf nur 17 Prozent herunter; allein schon, weil es wegen der horrenden Preisanstiege an den internationalen Märkten derzeit kaum lukrative Anlageobjekte gebe. Nach einer Studie von Colliers sind durch die Preisanstiege an den internationalen Märkten die Immobilienrenditen zum Teil unter die Leitzinssätze der jeweiligen Notenbanken gefallen. Gennies: "Wer auf diesem Preisniveau einkauft, erwirbt nur die Wertberichtigungen von morgen." Diese Gefahr sieht auch Analyst Loipfinger: "Die Manager der Globalfonds scheinen aus der Krise der Deutschlandfonds nichts gelernt zu haben."
Artikel erschienen am 05.01.2007
http://www.welt.de/data/2007/01/05/1165847.html
Es wäre interessant zu wissen, ob bald einige Fonds einen "cash-stop" verhängen, so wie zur Zeit der Kanam Grundinvest oder 2005 der Grundbesitz Global.
Der Hausivest Global hat heute ausgeschüttet, weiß jemand zufällig, wie hoch der zu versteuernde Anteil ist ?