Asien SHORT 2011
Verfasst: 08.12.2010 08:11
RBS warnt Kunden vor Bankrott Chinas!
By Roman | Dezember 8, 2010
Die Royal Bank of Scotland habe ihren Kunden empfohlen, einen dringenden Schutz gegen das Risiko eines Zahlungsausfalls der chinesischen Regierung abzuschließen. Im Jahr 2011 werde dieses Thema laut der Analysten der britischen Großbank auf den Tisch kommen. Die RBS warne ferner davor, dass die kommunistische Partei Chinas Luft aus der im Jahr 2009 entfachten Kreditblase werde ablassen müssen, bevor die Inflation ein Niveau erreiche, das die soziale Stabilität im Lande gefährde. Laut einem jüngst publizierten Bericht von Fitch Ratings werde eine prognostizierte Halbierung des chinesischen Wachstums zu einer schweren Rezession in ganz Asien und einem Absturz der globalen Rohstoffpreise um mindestens 20% führen.
Halbierung des chinesischen Wachstums würde ganz Asien in tiefe Rezession stoßen
Die gesamte Situation könnte wiederum zu einer äußerst negativen Entwicklung für die globale Wirtschaft führen, wie Ambrose Evans-Pritchard im britischen Telegraph berichtete. Viele Marktteilnehmer bewerteten Chinas eingeschlagenen Weg hin zu einer strikteren Geld- und Fiskalpolitik als warnendes Zeichen für die zukünftige Entwicklung der Weltwirtschaft. Die RBS sei allerdings davon überzeugt, dass die in Asien aufziehende Gefahr bislang noch unterschätzt und es schon in Bälde zu einem Tag der Erkenntnis unter den Investoren kommen werde, Tim Ash, Chef der Abteilung für Schwellenländermärkte bei der RBS erklärte. Laut der offiziell publizierten Zahlen legte die Inflation im Oktober um 4,4% zu und könnte im November um nochmals 5% klettern. Es sei jedoch schwierig, irgendjemanden in China zu finden, der daran glaube, dass die Inflation tatsächlich derart „niedrig“ sei. Denn die Preise für verschiedene Gemüse hätten sich im Laufe von nur einem Monat um 20% verteuert.
Die kommunistische Partei habe aus dem begangenen Massaker von Tiananmen im Jahr 1989 gelernt, auf welche Weise steigende Preise zu herben Meinungsverschiedenheiten unter der Bevölkerung führen können. Inflation sei ein redistributiver Mechanismus, der nur die Wenigen verschone, die ihren Lebensstandard trotz allem halten könnten, während die große Mehrheit diese Chance nicht habe. Die politische Führung könne und werde in dieser Hinsicht keinerlei Risiko eingehen, wie Ash anfügte. Die RBS rate ihren Kunden derzeit zum Kauf von Credit Default Swaps auf Chinas fünfjährige Staatsanleihen. Diese Empfehlung basiere nicht auf der Vorhersage, dass China zahlungsausfällig würde in absehbarer Zukunft. Allerdings sei es eine Versicherung gegen das Risiko einer äußerst harten Landung von Chinas Wirtschaft, die Auswirkungen auf ganz Asien und die Weltwirtschaft haben werde.
Chinas Politbüro teilte am vergangenen Freitag mit, dass das Land von einer derzeit noch relativ lockeren Geldpolitik zu einer strikteren Strategie übergehen werde im nächsten Jahr. Den Politbossen sei wahrscheinlich bewusst geworden, dass Kreditrationierungen, angestrebte Preiskontrollen und andere Formen von mittelalterlich anmutenden Zwängen nicht ausreichend sein dürften, um die aktuelle Situation in den Griff zu bekommen. Es stelle sich Frage, ob Peking nicht bereits zu spät reagiert haben könnte. Wie Marktbeobachter erklärten, sei die Geldzufuhr im Jahr 2009 und in der ersten Hälfte des Jahres 2010 mit einer Rate von 40% gewachsen, nachdem Peking einen Kreditboom epischen Ausmaßes initiierte, um ein höheres Wachstum der Wirtschaft zu generieren und am Leben zu erhalten. Die Folgekosten dieser Strategie würden den kurzfristigen Nutzen nun nahezu komplett aufheben.
Chinas Wirtschaft stünde davor, in eine ziemlich üble ökonomische Lage abzurutschen, die Experten als Stagflation bezeichnen würden. In einer Stagflation führt die Flutung der Märkte mit Liquidität nur mehr zu einer verstärkten Spekulation und diversen Preisspiralen, sogar noch dann, wenn sich das Wachstum der Wirtschaft abschwächt. Es benötige derzeit einen Anstieg von ¥1,84 in der Geldmenge M2, um einen Yuan an BIP-Wachstum zu generieren, wohingegen zu Beginn dieser Dekade noch ein Anstieg von lediglich ¥1,30 genügte, um dieses Ziel zu erreichen. Der Löwenanteil der Überschussliquidität sei bis dato vor allem in die Immobilienmärkte geflossen. Experten streiten momentan hitzig darüber, ob China die geplatzte Subprime-Blase in den USA demnächst sogar noch übertreffen oder zumindest an die ebenfalls geplatzte Tokio-Blase in den späten 1980iger Jahren heranreichen könnte. Laut einem jüngst publizierten IWF-Bericht gebe es in China keine landesweite Blase an den Immobilienmärkten. Allerdings hätten sich die Häuserpreise in den großen Ballungszentren wie Shenzen, Shanghai, Peking oder Nanjing zunehmend abgekoppelt von den ökonomischen Grundlagen.
Die Immobilienpreise liegen in Peking momentan beim 22-fachen des jährlich verfügbaren Einkommens und in Shenzhen beim 18-fachen. Als die Tokio-Blase damals platzte wurde ein Faktor von lediglich 8 gemessen, nur um den Lesern einmal die Dimension der heutigen Auswüchse in Chinas Metropolen vor Augen zu führen. Die US-Blase erreichte ihr Hoch bei einem noch geringeren Faktor von 6,4 und ist seither auf den Faktor 4,7 gefallen. Das Preis-Miet-Verhältnis in Chinas Städten an der Ostküste ist seit dem Jahr 2004 um 200% (!) gestiegen. Der IWF fügte in seinem Bericht an, dass die Steuern auf Grundstücksverkäufe rund 30% der Einnahmen der Lokal- und Kommunalregierungen ausmachten. Diese Situation erinnert wiederum stark an Irland, wo Sondersteuern im Immobiliensektor den bereits einsetzenden Zerfall der Staatsfinanzen vertuschten, als sich die Immobilienblase noch am Wachsen befand.
Laut Experten habe China aus der globalen Kreditkrise die vollkommen falschen Schlussfolgerungen gezogen. Hier sei das kommunistische Politbüro anscheinend zu der Überzeugung gelangt, dass die Befehls- und Kommandowirtschaft die freien Märkte übertrumpfe. Dabei sei nicht bemerkt worden, dass die Ereignisse in den Jahren 2008 und 2009 China ebenfalls einen großen Schaden zugefügt hätten – wenn auch von anderer Art. Die Parteiführer legten den bis dahin gültigen Exportstrategien der heimischen Unternehmen, die grundsätzlich auf billigen Krediten, einer unterbewerteten Währung und der Willigkeit des Westens, den eigenen räuberischen Handel zu tolerieren, keinerlei Steine in den Weg. China versuche, dieses Spiel am Laufen zuhalten, als ob sich in der Welt seit Ausbruch der Krise nichts geändert hätte, könne es aber offensichtlich nicht. Das Land traue sich nicht, seine Leitzinsen schnell genug anzuheben, um Luft aus der heutigen Blase abzulassen, weil auf diese Weise die horrenden faulen Schulden des heimischen Bankensystems offen gelegt würden. Somit sei das Regime ganz einfach matt gesetzt.
Die chinesische Wachstumsmaschine werde wahrscheinlich noch weiter in den Köpfen vieler Menschen stecken, selbst nachdem es keine sichtbaren Mittel der Unterstützung dieses Wachstums mehr gebe. Chinas potenzielle Wachstumsrate könnte sich in dieser Dekade leicht um die Hälfte auf 5% halbieren, wie viele Experten glauben. Zuletzt habe Fitch Ratings eine Studie in Kooperation mit Oxford Economics darüber angestrengt, was passieren würde, wenn sich Chinas Wachstum im nächsten Jahr tatsächlich auf unter 5% verlangsamen würde. Für China wäre diese Entwicklung gleichbedeutend mit dem Abrutschen in eine Rezession. Das Risiko sei heute auf jeden Fall höher denn je. Wie Fitch erklärte, seien die vergebenen Kredite der Banken an den privaten Wirtschaftssektor auf 148% des BIPs angewachsen, verglichen mit einem Mittelwert von 41% in den anderen Schwellenländermärkten. Es heißt, dass der wahre Umfang von Krediten an kommunale Regierungen und Staatsunternehmen vertuscht worden sei.
Das Resultat einer solch harten Landung wäre laut Fitch ein Absturz der globalen Rohstoffpreise um mindestens 20%, eine Ausweitung der Zinsdifferenz von 100 Basispunkten bei den ausstehenden Schulden der Schwellenländermärkte, ein Absturz der asiatischen Börsen um mindestens 25%, ein Rückgang des Wachstums in den asiatischen Schwellenländern um 2,6 Prozentpunkte und zu guter letzt das hohe Risiko, das weitere falsche Entscheidungen der Politik die Lage noch deutlich verschlechtern könnten. Es sei ernüchternd, das eine leichte Abkühlung des chinesischen Kreditwachstums im dritten Quartal zu einer wirtschaftlichen Schrumpfung in Malaysia und Thailand geführt habe wie auch zu einer deutlichen Verlangsamung in ganz Asien. Japans Wirtschaft werde im laufenden vierten Quartal ebenfalls sicher wieder schrumpfen. Albert Edwards von der Societe General erklärte, dass die führenden Indikatoren der OECD einen Abschwung der großen fünf Nationen Asiens (Japan, Südkorea, China, Indien und Indonesien) signalisierten. Der China-Indikator, der von Pekings Statistikbüro berechnet wird, sei beinahe wieder so tief gefallen wie zu Beginn des Zusammenbruchs im Jahr 2008. Wie Edwards anfügte, bleibe er überzeugt, dass wir Zeugen einer Blase epischen Ausmaßes geworden seien, die demnächst platzen werde – es werde die meisten Investoren genauso unverhofft treffen, wie das Platzen der asiatischen Blase in der Mitte der 1990iger Jahre.
Wenn China seine heimische Inflation weiter anfache – und die Federal Reserve dann für die eigenen Fehler verantwortlich mache – werde es bald schon keine Notwendigkeit mehr für eine Anpassung des Wechselkurses des Yuan gegenüber dem US-Dollar geben. Im gleichen Atemzug werde dann auch der US-Kongress seine Sanktionsgesetze zurücknehmen. Die Bonuszahlungen für die Belegschaft von chinesischen Stahlunternehmen lägen momentan im Durchschnitt bei neun Monatsgehältern. Nur auf diese Weise könne man gut ausgebildete Arbeiter im eigenen Unternehmen halten. Manche Verträge beruhten auf einer Auszahlung in Pfund Sterling, das in den letzten zwei Jahren gegenüber dem Yuan stark abwertete. Für manche Chinesen sei dies mit einer ernüchternden Erfahrung verbunden gewesen. China könnte schon bald vor dem so genannten ”Lewis Wendepunkt” stehen, benannt nach dem Nobelpreisökonomen Arthur Lewis. Laut Lewis sei dies der Moment für jede aufstrebende Ökonomie, wenn das Angebot an billigen Arbeitskräften aus den ländlichen Gebieten austrockne, was wiederum zu einem starken Anstieg der Löhne im Industriesektor führe. Diese Reservearmee von 120 Millionen chinesischen Migranten, wegen der vor vier Jahren jedermann äußerst besorgt gewesen sei, wäre heute bereits auf nur noch 25 Millionen geschrumpft.
Chinas Problem basiere auch auf der Tatsache, dass diese Entwicklung just zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt einsetze, der aus der alternden Bevölkerung resultiere. Die Anzahl der Arbeiter werde sich in den kommenden fünf Jahren reduzieren. Die gesamte Gesellschaft werde dann in einen niemals zuvor zu beobachtenden demographischen Sinkflug übergehen. Im Gegensatz zu Japan werde Chinas Gesellschaft altern, ohne sich vorher ein Wohlstandskissen aufgebaut zu haben. Wenn es im Jahr 2011 zu einer harten Landung der Wirtschaft kommen sollte, würden Chinas derzeitige Devisenreserven in Höhe von rund US$2,6 Billionen auch nicht mehr weiter helfen. Wie Professor Michael Pettis von der Peking Universität deutlich machte, könne dieses Kapital nicht intern in Chinas Wirtschaft genutzt werden. Während dieser Fonds dem Land einen externen Schutz biete, fügte Pettis an, dass die einzigen Male im letzten Jahrhundert, als die angehäuften Devisenreserven eines Landes 5 bis 6 Prozent des globalen BIPs entsprachen, die USA in den 1920iger und Japan in den 1980iger Jahren gewesen seien – somit also zu einem Zeitpunkt, zu dem beide Wirtschaften vor einem dramatischen Absturz standen. Jedermann wisse heute, wie diese beiden Episoden ausgegangen seien.
By Roman | Dezember 8, 2010
Die Royal Bank of Scotland habe ihren Kunden empfohlen, einen dringenden Schutz gegen das Risiko eines Zahlungsausfalls der chinesischen Regierung abzuschließen. Im Jahr 2011 werde dieses Thema laut der Analysten der britischen Großbank auf den Tisch kommen. Die RBS warne ferner davor, dass die kommunistische Partei Chinas Luft aus der im Jahr 2009 entfachten Kreditblase werde ablassen müssen, bevor die Inflation ein Niveau erreiche, das die soziale Stabilität im Lande gefährde. Laut einem jüngst publizierten Bericht von Fitch Ratings werde eine prognostizierte Halbierung des chinesischen Wachstums zu einer schweren Rezession in ganz Asien und einem Absturz der globalen Rohstoffpreise um mindestens 20% führen.
Halbierung des chinesischen Wachstums würde ganz Asien in tiefe Rezession stoßen
Die gesamte Situation könnte wiederum zu einer äußerst negativen Entwicklung für die globale Wirtschaft führen, wie Ambrose Evans-Pritchard im britischen Telegraph berichtete. Viele Marktteilnehmer bewerteten Chinas eingeschlagenen Weg hin zu einer strikteren Geld- und Fiskalpolitik als warnendes Zeichen für die zukünftige Entwicklung der Weltwirtschaft. Die RBS sei allerdings davon überzeugt, dass die in Asien aufziehende Gefahr bislang noch unterschätzt und es schon in Bälde zu einem Tag der Erkenntnis unter den Investoren kommen werde, Tim Ash, Chef der Abteilung für Schwellenländermärkte bei der RBS erklärte. Laut der offiziell publizierten Zahlen legte die Inflation im Oktober um 4,4% zu und könnte im November um nochmals 5% klettern. Es sei jedoch schwierig, irgendjemanden in China zu finden, der daran glaube, dass die Inflation tatsächlich derart „niedrig“ sei. Denn die Preise für verschiedene Gemüse hätten sich im Laufe von nur einem Monat um 20% verteuert.
Die kommunistische Partei habe aus dem begangenen Massaker von Tiananmen im Jahr 1989 gelernt, auf welche Weise steigende Preise zu herben Meinungsverschiedenheiten unter der Bevölkerung führen können. Inflation sei ein redistributiver Mechanismus, der nur die Wenigen verschone, die ihren Lebensstandard trotz allem halten könnten, während die große Mehrheit diese Chance nicht habe. Die politische Führung könne und werde in dieser Hinsicht keinerlei Risiko eingehen, wie Ash anfügte. Die RBS rate ihren Kunden derzeit zum Kauf von Credit Default Swaps auf Chinas fünfjährige Staatsanleihen. Diese Empfehlung basiere nicht auf der Vorhersage, dass China zahlungsausfällig würde in absehbarer Zukunft. Allerdings sei es eine Versicherung gegen das Risiko einer äußerst harten Landung von Chinas Wirtschaft, die Auswirkungen auf ganz Asien und die Weltwirtschaft haben werde.
Chinas Politbüro teilte am vergangenen Freitag mit, dass das Land von einer derzeit noch relativ lockeren Geldpolitik zu einer strikteren Strategie übergehen werde im nächsten Jahr. Den Politbossen sei wahrscheinlich bewusst geworden, dass Kreditrationierungen, angestrebte Preiskontrollen und andere Formen von mittelalterlich anmutenden Zwängen nicht ausreichend sein dürften, um die aktuelle Situation in den Griff zu bekommen. Es stelle sich Frage, ob Peking nicht bereits zu spät reagiert haben könnte. Wie Marktbeobachter erklärten, sei die Geldzufuhr im Jahr 2009 und in der ersten Hälfte des Jahres 2010 mit einer Rate von 40% gewachsen, nachdem Peking einen Kreditboom epischen Ausmaßes initiierte, um ein höheres Wachstum der Wirtschaft zu generieren und am Leben zu erhalten. Die Folgekosten dieser Strategie würden den kurzfristigen Nutzen nun nahezu komplett aufheben.
Chinas Wirtschaft stünde davor, in eine ziemlich üble ökonomische Lage abzurutschen, die Experten als Stagflation bezeichnen würden. In einer Stagflation führt die Flutung der Märkte mit Liquidität nur mehr zu einer verstärkten Spekulation und diversen Preisspiralen, sogar noch dann, wenn sich das Wachstum der Wirtschaft abschwächt. Es benötige derzeit einen Anstieg von ¥1,84 in der Geldmenge M2, um einen Yuan an BIP-Wachstum zu generieren, wohingegen zu Beginn dieser Dekade noch ein Anstieg von lediglich ¥1,30 genügte, um dieses Ziel zu erreichen. Der Löwenanteil der Überschussliquidität sei bis dato vor allem in die Immobilienmärkte geflossen. Experten streiten momentan hitzig darüber, ob China die geplatzte Subprime-Blase in den USA demnächst sogar noch übertreffen oder zumindest an die ebenfalls geplatzte Tokio-Blase in den späten 1980iger Jahren heranreichen könnte. Laut einem jüngst publizierten IWF-Bericht gebe es in China keine landesweite Blase an den Immobilienmärkten. Allerdings hätten sich die Häuserpreise in den großen Ballungszentren wie Shenzen, Shanghai, Peking oder Nanjing zunehmend abgekoppelt von den ökonomischen Grundlagen.
Die Immobilienpreise liegen in Peking momentan beim 22-fachen des jährlich verfügbaren Einkommens und in Shenzhen beim 18-fachen. Als die Tokio-Blase damals platzte wurde ein Faktor von lediglich 8 gemessen, nur um den Lesern einmal die Dimension der heutigen Auswüchse in Chinas Metropolen vor Augen zu führen. Die US-Blase erreichte ihr Hoch bei einem noch geringeren Faktor von 6,4 und ist seither auf den Faktor 4,7 gefallen. Das Preis-Miet-Verhältnis in Chinas Städten an der Ostküste ist seit dem Jahr 2004 um 200% (!) gestiegen. Der IWF fügte in seinem Bericht an, dass die Steuern auf Grundstücksverkäufe rund 30% der Einnahmen der Lokal- und Kommunalregierungen ausmachten. Diese Situation erinnert wiederum stark an Irland, wo Sondersteuern im Immobiliensektor den bereits einsetzenden Zerfall der Staatsfinanzen vertuschten, als sich die Immobilienblase noch am Wachsen befand.
Laut Experten habe China aus der globalen Kreditkrise die vollkommen falschen Schlussfolgerungen gezogen. Hier sei das kommunistische Politbüro anscheinend zu der Überzeugung gelangt, dass die Befehls- und Kommandowirtschaft die freien Märkte übertrumpfe. Dabei sei nicht bemerkt worden, dass die Ereignisse in den Jahren 2008 und 2009 China ebenfalls einen großen Schaden zugefügt hätten – wenn auch von anderer Art. Die Parteiführer legten den bis dahin gültigen Exportstrategien der heimischen Unternehmen, die grundsätzlich auf billigen Krediten, einer unterbewerteten Währung und der Willigkeit des Westens, den eigenen räuberischen Handel zu tolerieren, keinerlei Steine in den Weg. China versuche, dieses Spiel am Laufen zuhalten, als ob sich in der Welt seit Ausbruch der Krise nichts geändert hätte, könne es aber offensichtlich nicht. Das Land traue sich nicht, seine Leitzinsen schnell genug anzuheben, um Luft aus der heutigen Blase abzulassen, weil auf diese Weise die horrenden faulen Schulden des heimischen Bankensystems offen gelegt würden. Somit sei das Regime ganz einfach matt gesetzt.
Die chinesische Wachstumsmaschine werde wahrscheinlich noch weiter in den Köpfen vieler Menschen stecken, selbst nachdem es keine sichtbaren Mittel der Unterstützung dieses Wachstums mehr gebe. Chinas potenzielle Wachstumsrate könnte sich in dieser Dekade leicht um die Hälfte auf 5% halbieren, wie viele Experten glauben. Zuletzt habe Fitch Ratings eine Studie in Kooperation mit Oxford Economics darüber angestrengt, was passieren würde, wenn sich Chinas Wachstum im nächsten Jahr tatsächlich auf unter 5% verlangsamen würde. Für China wäre diese Entwicklung gleichbedeutend mit dem Abrutschen in eine Rezession. Das Risiko sei heute auf jeden Fall höher denn je. Wie Fitch erklärte, seien die vergebenen Kredite der Banken an den privaten Wirtschaftssektor auf 148% des BIPs angewachsen, verglichen mit einem Mittelwert von 41% in den anderen Schwellenländermärkten. Es heißt, dass der wahre Umfang von Krediten an kommunale Regierungen und Staatsunternehmen vertuscht worden sei.
Das Resultat einer solch harten Landung wäre laut Fitch ein Absturz der globalen Rohstoffpreise um mindestens 20%, eine Ausweitung der Zinsdifferenz von 100 Basispunkten bei den ausstehenden Schulden der Schwellenländermärkte, ein Absturz der asiatischen Börsen um mindestens 25%, ein Rückgang des Wachstums in den asiatischen Schwellenländern um 2,6 Prozentpunkte und zu guter letzt das hohe Risiko, das weitere falsche Entscheidungen der Politik die Lage noch deutlich verschlechtern könnten. Es sei ernüchternd, das eine leichte Abkühlung des chinesischen Kreditwachstums im dritten Quartal zu einer wirtschaftlichen Schrumpfung in Malaysia und Thailand geführt habe wie auch zu einer deutlichen Verlangsamung in ganz Asien. Japans Wirtschaft werde im laufenden vierten Quartal ebenfalls sicher wieder schrumpfen. Albert Edwards von der Societe General erklärte, dass die führenden Indikatoren der OECD einen Abschwung der großen fünf Nationen Asiens (Japan, Südkorea, China, Indien und Indonesien) signalisierten. Der China-Indikator, der von Pekings Statistikbüro berechnet wird, sei beinahe wieder so tief gefallen wie zu Beginn des Zusammenbruchs im Jahr 2008. Wie Edwards anfügte, bleibe er überzeugt, dass wir Zeugen einer Blase epischen Ausmaßes geworden seien, die demnächst platzen werde – es werde die meisten Investoren genauso unverhofft treffen, wie das Platzen der asiatischen Blase in der Mitte der 1990iger Jahre.
Wenn China seine heimische Inflation weiter anfache – und die Federal Reserve dann für die eigenen Fehler verantwortlich mache – werde es bald schon keine Notwendigkeit mehr für eine Anpassung des Wechselkurses des Yuan gegenüber dem US-Dollar geben. Im gleichen Atemzug werde dann auch der US-Kongress seine Sanktionsgesetze zurücknehmen. Die Bonuszahlungen für die Belegschaft von chinesischen Stahlunternehmen lägen momentan im Durchschnitt bei neun Monatsgehältern. Nur auf diese Weise könne man gut ausgebildete Arbeiter im eigenen Unternehmen halten. Manche Verträge beruhten auf einer Auszahlung in Pfund Sterling, das in den letzten zwei Jahren gegenüber dem Yuan stark abwertete. Für manche Chinesen sei dies mit einer ernüchternden Erfahrung verbunden gewesen. China könnte schon bald vor dem so genannten ”Lewis Wendepunkt” stehen, benannt nach dem Nobelpreisökonomen Arthur Lewis. Laut Lewis sei dies der Moment für jede aufstrebende Ökonomie, wenn das Angebot an billigen Arbeitskräften aus den ländlichen Gebieten austrockne, was wiederum zu einem starken Anstieg der Löhne im Industriesektor führe. Diese Reservearmee von 120 Millionen chinesischen Migranten, wegen der vor vier Jahren jedermann äußerst besorgt gewesen sei, wäre heute bereits auf nur noch 25 Millionen geschrumpft.
Chinas Problem basiere auch auf der Tatsache, dass diese Entwicklung just zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt einsetze, der aus der alternden Bevölkerung resultiere. Die Anzahl der Arbeiter werde sich in den kommenden fünf Jahren reduzieren. Die gesamte Gesellschaft werde dann in einen niemals zuvor zu beobachtenden demographischen Sinkflug übergehen. Im Gegensatz zu Japan werde Chinas Gesellschaft altern, ohne sich vorher ein Wohlstandskissen aufgebaut zu haben. Wenn es im Jahr 2011 zu einer harten Landung der Wirtschaft kommen sollte, würden Chinas derzeitige Devisenreserven in Höhe von rund US$2,6 Billionen auch nicht mehr weiter helfen. Wie Professor Michael Pettis von der Peking Universität deutlich machte, könne dieses Kapital nicht intern in Chinas Wirtschaft genutzt werden. Während dieser Fonds dem Land einen externen Schutz biete, fügte Pettis an, dass die einzigen Male im letzten Jahrhundert, als die angehäuften Devisenreserven eines Landes 5 bis 6 Prozent des globalen BIPs entsprachen, die USA in den 1920iger und Japan in den 1980iger Jahren gewesen seien – somit also zu einem Zeitpunkt, zu dem beide Wirtschaften vor einem dramatischen Absturz standen. Jedermann wisse heute, wie diese beiden Episoden ausgegangen seien.