Trigema - Grupp will persönlich für sein Unternehmen haften

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martinsgarten
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Trigema - Grupp will persönlich für sein Unternehmen haften

Beitrag von martinsgarten »

Wenn er sich dabei keine Hintertür offen läßt, hat das nichts mit Mut zu tun.
Schließlich hat er Familie - da spielt man nicht Russisch Roulette
Es ist natürlich als Marketingmaßnahme absolut OK und wäre nicht dumm.
.

Trigema - Grupp will persönlich für sein Unternehmen haften

Mittwoch 17.11.2010, 10:41
Der Chef der deutschen Textilfirma Trigema, Wolfgang Grupp, will persönlich für sein Unternehmen haften.
Dazu will Grupp Trigema gesellschaftsrechtlich umwandeln und seine Firma künftig als „eingetragener Kaufmann“ (e.K.) leiten.
Grupp hofft damit ein Vorbild für andere Wirtschaftsverantwortliche zu sein.

Der Chef des Textilunternehmens Trigema, Wolfgang Grupp, will sein Unternehmen zum 1. Januar 2011 gesellschaftsrechtlich umwandeln und wird künftig persönlich dafür haften.
In einer schriftlichen Mitteilung begründet Grupp seinen Schritt so:
„Nur die persönliche Haftung der Entscheidungsträger hätte nach dem New Economy Aufschwung das anschließende Desaster verhindern können.“
Er ruft andere Wirtschaftsverantwortliche auf, seinem Beispiel zu folgen.

Wie Trigema-Marketingleiterin Nicole Thomann am Mittwoch in Burladingen (Zollernalbkreis) auf dapd-Anfrage sagte, will Grupp seine Firma künftig als „eingetragener Kaufmann“ (e.K.) leiten.
Bisher firmierte das Unternehmen als Gesellschaft mit beschränkter Haftung & Compagnie Kommanditgesellschaft (GmbH & Co. KG).
Weitere Details will Grupp bei einer Pressekonferenz am 1. Dezember (10.30 Uhr) in seinem Werk in Burladingen erläutern.

Bei der Rechtsform e.K. haften die Einzelkaufleute für Schulden des Unternehmens mit ihrem gesamten Vermögen.
Es wird nicht zwischen dem Vermögen des Unternehmens und dem Privatvermögen unterschieden.
Bei der GmbH & Co.KG haftet dagegen keine natürliche Person, sondern die GmbH. Das Stammkapital einer GmbH beträgt dabei mindestens 25.000 Euro.

Wolfgang Grupp hatte die traditionelle Trikotwarenfabrik 1969 von seinem Vater übernommen und schnell zur modernen Fabrik umgebaut.
Grupp betont stets, dass er alle Textilien in Deutschland fertigen lässt. Zuletzt wurden dafür zwei neue Maschinen für Spannrahmen angeschafft.

Im Jahr 2009 erwirtschaftete das Unternehmen mit 1200 Beschäftigten einen Umsatz von 85 Millionen Euro.
Trigema nennt sich selbst Deutschlands größten Hersteller von Sport- und Freizeit-Bekleidung
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
(Albert Einstein, 1879–1955)
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martinsgarten
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Beitrag von martinsgarten »

Ich habe für mich entschieden, öfter bei TRIGEMA einzukaufen.
http://www.trigema.de/shop/index.jsf

DAS INVESTMENT.com: Ihre Konkurrenz hat die Produktion erst nach Osteuropa, dann nach China und Indien ausgelagert. Sie nicht, warum?

Wolfgang Grupp: Ich kenne keinen Textilunternehmer, der nach der Produktionsverlagerung ins Ausland reicher geworden ist.
Hohe Lohnkosten sind nicht entscheidend, solange wir entsprechend diesen Lohnkosten auch hochwertig produzieren. Wer aus Lohngründen Arbeitsplätze ins Ausland verlagert, hat als Unternehmer versagt.

DAS INVESTMENT.com: Warum? Der Kostendruck ist enorm.

Grupp: Wenn wir innovative Produkte produzieren, Produkte, die der Verbraucher will, dann dürfen diese auch einen höheren Preis haben, den der Verbraucher gerne bezahlt. Wenn sie allerdings 100 T-Shirts wollen, die sie beim Karneval verschenken, dann ist das sicher nicht unser Produkt. Aber wenn sie T-Shirts wollen, die zigmal gewaschen werden und dann immer noch gut sitzen, dann ist das ein Produkt für Trigema.

DAS INVESTMENT.com: Dennoch ist die Konkurrenz aus Billiglohnländern wie China erdrückend.

Grupp: Chinesische Textilanbieter sind keine Konkurrenz für uns, sie sind unsere Kollegen. Sie fertigen die Billigprodukte, wir die innovativen Produkte. Der Chinese kann mir erst dann einen Auftrag wegnehmen, wenn alle anderen Textilhersteller ihr Know-how konstant nach China geben, indem sie Arbeitsplätze auslagern. Dann werden wir irgendwann den Vorsprung an Innovation verlieren, den wir von unseren Vätern übernommen haben.

DAS INVESTMENT.com: Sie fordern mehr Protektionismus?

Grupp: Nein, ich bin kein Protektionist. Die Globalisierung ist eine riesige Chance. Schließlich kann ich dadurch meine Ware auch in andere Länder verkaufen. Ich bin nur gegen den Export von Arbeitsplätzen. Das ist
verantwortungslos.

DAS INVESTMENT.com: Trotzdem hat Billigware viele Abnehmer.

Grupp: Wenn ich nur kaufe, was im billigsten Ausland produziert wird, dann darf ich mich nicht wundern, wenn am Schluss auch meine Kinder keinen Arbeitsplatz mehr in ihrem Heimatland bekommen. Umso mehr brauchen
wir unsere Arbeitsplätze, damit auch unsere deutschen Produkte gekauft werden. Arbeitslose kaufen gar nicht oder billig
.

DAS INVESTMENT.com: Was ist die Lösung?

Grupp: Es muss endlich der Größenwahn und die Verantwortungslosigkeit in Führungsebenen ein Ende haben. Wir brauchen die Verantwortung zurück in unsere Gesellschaft.

DAS INVESTMENT.com: Wie wollen Sie das machen?

Grupp: Wir müssen denen, die Verantwortung tragen und für ihr Handeln geradestehen, endlich Vorteile geben.
Und deshalb fordere ich einen Einkommensteuerrabatt für die, die persönlich haften. Dass Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden, hat mit sozialer Marktwirtschaft nichts mehr zu tun. Wir brauchen keine Gehaltsdeckelung oder Begrenzung von Boni.
Wer Leistung bringt, darf viel verdienen.
Bei Fehlleistungen müssten aber seine Bezüge in der Haftung sein
.

Zur Person: Der König von Burladingen:
Wolfgang Grupp ( 6 8 ), verheiratet, zwei Kinder (Bonita und Wolfgang), seit 41 Jahren Trigema-Chef, ist altmodisch, aber nicht von gestern.
Er hat noch nie betriebsbedingt gekündigt, keine Stunde kurzarbeiten lassen, garantiert den Kindern seiner Mitarbeiter einen Job, fertigt die Stoffe in der eigenen Fabrik und bestellt die Maschinen im Nachbarort.
Autor: Astrid Lipsky
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(Albert Einstein, 1879–1955)
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