Zu Webers Verzicht auf die Kandidatur als EZB-Chef

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martinsgarten
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Zu Webers Verzicht auf die Kandidatur als EZB-Chef

Beitrag von martinsgarten »

das Beste was er tun kann - man hätte ihn kalt auflaufen lassen.

Verzicht auf EZB-Präsidentschaft:
Weber beklagt mangelnde Akzeptanz im Euro-Raum
Der scheidende Bundesbank-Präsident Axel Weber macht vorerst keine Angaben dazu, welche Funktion er künftig wo bekleiden wird. Dies geht aus einem Interview mit einem Nachrichtenmagazin hervor.
Weber begründet darin auch seinen Verzicht auf die Kandidatur als EZB-Chef - Ursache sei die eigene Unpopularität.

HB BERLIN. Bundesbank-Präsident Axel Weber hat sich erstmals zu den Motiven für seinen überraschenden Rückzug und den Verzicht auf einen Wechsel an die Spitze der Europäische Zentralbank (EZB) geäußert.
In einem „Spiegel“-Interview sagte der 53-Jährige, er habe mit seinen abweichenden Positionen nicht mit genügend Akzeptanz bei Regierungen der Euro-Länder rechnen können. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei über seinen möglichen Verzicht aber schon seit Januar informiert gewesen.

Dem Euro-Notenbankchef komme eine Sonderstellung zu, sagte Weber.
„Wenn er jedoch zu wichtigen Fragen eine Minderheitsmeinung vertritt, leidet die Glaubwürdigkeit dieses Amts
.“
Er habe bei einigen Entscheidungen in den vergangenen zwölf Monaten klar Stellung bezogen - darunter mit seiner deutlichen Kritik am Ankauf von Staatsanleihen aus Euro-Krisenländern durch die EZB.
„Die Positionen mögen für die Akzeptanz meiner Person bei einigen Regierungen nicht immer förderlich gewesen sein.“
Seither sei daher seine Überzeugung gereift, dass er das Amt des EZB-Präsidenten nicht anstrebe.

Das Amt des scheidenden EZB-Chefs Jean-Claude Trichet, eines Franzosen, muss im Herbst neu besetzt werden.
Ein Sprecher Merkels hatte am Freitag nach einem Gespräch zwischen Weber und der Kanzlerin mitgeteilt, dass Weber mit Ende seines siebten Amtsjahres zum 30. April das Amt des Bundesbank-Präsidenten niederlegen wolle. Mit dem Rücktritt hatte sich auch seine mögliche Kandidatur für die EZB-Spitze erledigt.

Bereits im Herbst habe er signalisiert, dass für ihn „mehrere berufliche Optionen bestehen. Wichtig war mir, frei zu entscheiden, was ich machen werde“. Im Januar habe er darüber mit der Bundeskanzlerin gesprochen, sagte Weber dem „Spiegel“. Es habe keine Festlegung auf eine Kandidatur für den EZB-Spitzenposten gegeben, sondern die Vereinbarung, im März noch einmal ein Gespräch darüber zu führen.

„Seit Januar ist dann mein Entschluss gereift.“ Über seine Entscheidung habe er - „wie es in einer unabhängigen Institution üblich ist“ - zunächst am vergangenen Dienstag seine Vorstandskollegen in der Bundesbank informiert. Der Inhalt des Gesprächs sei durch eine Indiskretion an die Öffentlichkeit gekommen, was er sehr bedaure.

Merkel will in der kommenden Woche eine Nachfolgelösung für die Bundesbank verkünden - die Bundesregierung hat das Vorschlagsrecht. Weber machte sich in dem Interview ungewöhnlich deutlich für Merkels Wirtschaftsberater Jens Weidmann (42) stark, der trotz seiner jungen Jahre als künftiger Bundesbank-Präsident gehandelt wird.
„Jetzt ist es Zeit, jüngere Kräfte ranzulassen“, sagte Weber.
Weidmann sei „ein hervorragender Ökonom“ und „ein absoluter Profi“. Ihm zu viel Nähe zur Politik vorzuwerfen, sei nicht gerechtfertigt.

Seine eigene Zukunft ließ Weber offen.
Er werde sich jetzt erst einmal eine Karenzzeit gönnen. „Ich möchte nicht vor dem nächsten Jahr irgendeine Tätigkeit aufnehmen.“ Zu den Gerüchten, er werde an die Spitze der Deutschen Bank wechseln, sagte er: „Solange ich im Amt bin, führe ich keine Gespräche über meine berufliche Zukunft. Mit niemandem.“

Der Bundesverband deutscher Banken lehnt eine starre Übergangsfrist für den Fall ab, dass der zum 30. April ausscheidende Bundesbankpräsident Axel Weber zur Deutschen Bank wechselt.

Bankenverbands-Präsident Andreas Schmitz sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", bei Interessenkonflikten solle "im Einzelfall entschieden werden, was ein sinnvoller Zeitraum ist". Es sei wichtig und richtig, dass zwischen Wirtschaft, Administration und Wissenschaft gewechselt werde. Er wies damit Forderungen der Grünen nach einer Übergangsfrist von mindestens einem Jahr zurück. Der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wird spätestens zum 1. Mai 2012 ausscheiden.

Schmitz würdigte, dass Weber stets für Stabilität gestanden habe.
"Auch deshalb haben die Märkte sehr sensibel auf die Ankündigung seines Rückzugs reagiert
", erklärte der Präsident des Bankenverbands.
An den Spekulationen über Webers Zukunftspläne werde er sich allerdings nicht beteiligen.

CSU-Chef Horst Seehofer hat den Rücktritt von Bundesbank-Chef Axel Weber bedauert.
„Ich sehe das mit Sorge. Er gehörte zu den Wenigen, die für eine Stabilitätskultur in Europa eingetreten sind“, sagte Seehofer am Samstag in München.
Wie die CSU sei auch er der Meinung gewesen, dass nicht die EU die Finanzlöcher schuldengeplagter Länder finanzieren dürfe.
„So haben wir uns Europa nicht vorgestellt. Ich glaube, die Leute wollen keine weiche Währung. Sie wollen einen starken Euro“, sagte Seehofer.

Der künftige Bundesbank-Präsident sollte derweil aus Sicht des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) am Bekenntnis der Notenbank zur Preisstabilität festhalten.
Der Bundesbank-Chef müsse auch künftig in seiner Person das Vertrauen der Deutschen in den Euro und in die Geldwertstabilität verkörpern, forderte DSGV-Präsident Heinrich Haasis.

Der bisherige Präsident Axel Weber hatte am Freitag nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang (beide CDU) seinen Rücktritt für Ende April angekündigt.
Deutschland oberster Währungshüter warf damit ein Jahr vor Ablauf seiner offiziellen Amtszeit das Handtuch.
Seine Nachfolge soll in der kommenden Woche bekanntgegeben werden.

Haasis bedauerte den Rückzug Webers, den er "in seiner Sachkunde und Stabilitätsorientierung außerordentlich" schätze. # dpa
„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
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martinsgarten
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Beitrag von martinsgarten »

.................Die angebliche Unabhängigkeit gegenüber der Politik ist jedoch nur vorgegeben, wie die jüngste Kontroverse um Axel Weber zeigt.
Axel Weber ist als strenger Verfechter eines stabilen Euro bekannt und hat sich offen gegen die jüngsten Manipulationen beim Ankauf von Staatsanleihen klammer Länder ausgesprochen.
Damit ist er bei den Regierenden in Ungnade gefallen.
Er hat wohl inzwischen erkannt, dass seine Ansichten nicht mehrheitsfähig sein würden und er wollte sich nicht für QE-Maßnahmen einspannen lassen, die er als falsch erkannt hat und deshalb nicht mittragen wollte
.
Als Nachfolger von Trichet empfiehlt sich nun der Italiener Mario Draghi.
Als ehemals hochrangiger Banker bei Goldman Sachs empfiehlt er sich besonders, um seinem amerikanischen Pendant Helikopter Ben nachzueifern
.
Wenn Angela Merkel nun Axel Weber endgültig absägt, kommt dies einem Adelstitel gleich.
Axel Weber empfiehlt sich dadurch als unbestechlicher Freigeist für die Zeit danach, für einen echten und wahrhaftigen Neubeginn nach dem Crash.

Auszug aus folgender Quelle:

Die Alchemisten
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k9
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Beitrag von k9 »

martinsgarten hat geschrieben: Axel Weber empfiehlt sich dadurch als unbestechlicher Freigeist für die Zeit danach, für einen echten und wahrhaftigen Neubeginn nach dem Crash.
.... das sehe ich zwar auch so. Die Frage ist nur, was so ein Freigeist an der falschen oder an keiner relevanten Stelle noch ausrichten kann !

Gruß k-9
Nur wenige wissen, wie viel man wissen muss, um zu wissen, wie wenig man weiß.
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