Zur Lage in Nahost

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lodo
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Zur Lage in Nahost

Beitrag von lodo »

ich weiss nicht, wie das noch friedlich abgehen soll...!!


aus dem heutigen Spiegel:

".....Noch bedrohlicher ist die Entwicklung in Iran. Während die EU und die USA mit diplomatischen Mitteln versuchen, den Ajatollahs die Entwicklung der Atombombe auszureden, findet zwischen Israel und Iran ein heißes Wettrüsten statt. Beide Staaten wappnen sich offensichtlich für eine Ära, in der nicht mehr Diplomaten, sondern Generäle zum Zug kommen.

Symptomatisch dafür sind die Drohungen von Seiten Israel und Irans. So fordert Präsident Machmud Achmadinedschad die Vernichtung Israels. Schließlich wurde der jüdische Staat von den Ajatollahs noch nie als legitim betrachtet. Selbst harmoniebedürftige Zeitgenossen müssen sich nach all seinen Hasstiraden fragen, ob sie die Aufrufe des iranischen Präsidenten nicht doch besser ernst nehmen sollten.

Zumal die internationale Gemeinschaft nur noch vier Monate Zeit hat, um das iranische Atomwaffenprogramm zu unterbinden, wie der Chef des militärischen Geheimdienstes Israels warnt. Danach wären diplomatische Anstrengungen nutzlos. Dann sei nämlich der point of no return erreicht. Niemand wird dann Achmadinedschad daran hindern können, sich die ultimative Waffe zu beschaffen.

Damit droht die Apokalypse, fühlt sich doch Achmadinedschad kraft eines göttlichen Auftrags berufen, die Rückkehr des verschollenen Imams, des Mahdi, vorzubereiten. Der Mahdi soll laut islamischem Glauben wie ein Messias in den letzten Tagen auf der Erde erscheinen, wenn die Welt genug hat von Ungerechtigkeit und Korruption. In vollem Ernst profiliert sich der hetzende Präsident als von "heiligem Licht" durchfluteter, mystischer Visionär. Um die Rückkehr des Mahdi vorzubereiten, will Achmadinedschad unter anderem die USA und Israel herausfordern, wozu letztlich auch die atomare Aufrüstung dient.

Ohne diese nuklearen Ambitionen wäre die Kombination von Antisemitismus und Messianismus eine interne Angelegenheit des Gottesstaats. So aber kommt zu der an sich schon gefährlichen iranischen Hassmischung eine hochtoxische militärische Dimension hinzu. Denn im Weltbild eines Politikers, der von der Rückkehr des Mahdi träumt, hat Koexistenz mit Ungläubigen keinen Platz.

Iran macht aus seinem atomaren Ehrgeiz kein Geheimnis. Doch er vertuscht seine wahren Absichten. Mit der Atomtechnik würde die Unabhängigkeit vom Erdöl garantiert, behauptet Teheran scheinheilig. Der Beteuerung, wonach die Atomtechnik einzig für zivile Zwecke entwickelt werde, glaubt im Westen jedoch nur noch eine Minderheit. Weshalb wohl braucht das Land Atommeiler, wo es doch zu den ölreichsten Nationen der Welt gehört?

Während die EU und die USA mit diplomatischen Mitteln versuchen, Iran die Entwicklung einer Atombombe auszureden, machen die Ajatollahs munter und zielstrebig weiter. Deutschland, Großbritannien und Frankreich, die immer wieder neue diplomatische Initiativen vorlegen, um die nuklearverrückten Ajatollahs zum Einlenken zu bewegen, lassen sich von Teheran zum Narren halten. Auf Englisch sprechen die iranischen Diplomaten vom Frieden, auf Persisch predigen sie den Krieg.

Stäbe arbeiten an Kriegsszenarien

Weil die iranische Bombe zur globalen Bedrohung wird, muss der Atomstreit mit der Islamischen Republik in diesem Jahr an die Spitze der internationalen Politik rücken. Zu befürchten ist aber, dass den Atomplänen mit Diplomatie nicht beizukommen ist. Im Uno-Sicherheitsrat würden Russland und China wohl ein Veto gegen Sanktionen einlegen. Entscheidender für den Misserfolg der Diplomatie wird aber sein, dass Achmadinedschad die nukleare Aufrüstung nicht in erster Linie aus politischen, sondern vor allem aus ideologischen Gründen vorantreibt. Die Diplomatie ist noch nicht erfunden worden, die mit einem ideologischen Regime einen rationalen Dialog führen kann. Deshalb werden in Washington, Tel Aviv und Ankara bereits Kriegsszenarien durchdacht.

Als Teil des martialischen Vorspiels hat Teheran immer auch die Möglichkeit, seine Verbündeten in Gaza und in Beirut aufzuhetzen und einzusetzen: sowohl die Hamas als auch die schiitischen Hisbollahmilizen. Beide werden von Iran reichlich mit Geld und Waffen versorgt. Sollten man die Ajatollahs am Ausbau der A-Waffe hindern, halten sie im Köcher die wirksame Waffe des Terrors bereit.

Pierre Heumann schreibt als Nahostkorrespondent für die Schweizer "Weltwoche"
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